| # taz.de -- Verschleppung der Cannabis-Abgabe: Kein Jibbit im Club | |
| > Dass Berlin die Cannabis-Abgabe durch Clubs blockiert, offenbart einmal | |
| > mehr ein fragwürdiges Demokratieverständnis des schwarz-roten Senats. | |
| Bild: Die Berliner*innen warten bislang vergeblich auf die Cannabis-Abgabe in C… | |
| Ausgerechnet die Hauptstadt der Kiffer*innen [1][verweigert ihren | |
| Einwohner*innen] die lang ersehnte Cannabis-Abgabe. Dabei wurde bei der | |
| halbherzigen Teillegalisierung in Bezug auf Cannabis Social Clubs ohnehin | |
| schon alles Spaßige – zusammen einen rauchen und bei einem Bierchen in | |
| gechilltem Ambiente abhängen – verboten (Kiffen und Alkohol sind nicht | |
| erlaubt). Trotzdem besser als vorher, vorbei sind die Zeiten, in denen | |
| verzweifelte Pottheads im Görli verstohlen überteuertes Gras kaufen müssen | |
| – so dachte man zumindest. | |
| Doch Pustekuchen. Als einziges Bundesland hat Berlin immer noch keine | |
| Zuständigkeitsverordnung zum Cannabisgesetz erlassen. Eigentlich ein | |
| einfacher Verwaltungsakt. Der aber notwendig ist, damit die zu reinen | |
| Abgabestellen zusammengestutzten Social Clubs eine Lizenz beantragen | |
| können. Darauf können sie jedoch lange warten. Selbst das erzkonservative | |
| Bayern, das mit allen Mitteln die Cannabisfreigabe verhindern will, hat | |
| rechtzeitig eine Verordnung erlassen. Ordnung muss im Freistaat eben sein, | |
| Kifferhass hin oder her. | |
| Man lehnt sich also nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man feststellt: | |
| Die Berliner Landesregierung aus CDU und SPD blockiert die | |
| Cannabisfreigabe. Dass die CDU und ihr Regierender Bürgermeister Kai Wegner | |
| [2][erklärte Gegner*innen der Teillegalisierung] sind, ist kein | |
| Geheimnis. Dass sie sich deshalb weigern, das Cannabisgesetz umzusetzen, | |
| ist allerdings skandalös. | |
| Und den ohnehin überlasteten Bezirken die ungeliebte Aufgabe einfach ohne | |
| Absprache zu übertragen und sich dann einen schlanken Fuß zu machen ist | |
| nicht nur dreist, sondern auch ignorant. In allen anderen Bundesländern | |
| wird die Lizenzvergabe zentral geregelt, um die Expertise zu bündeln. | |
| Berlin glänzt wieder einmal durch Behördenchaos und Untätigkeit. | |
| ## Autokratische Willkürherrschaft | |
| Das Problem: Die Bundesländer sind zwar verpflichtet, Bundesrecht | |
| umzusetzen. Tun sie das nicht, gibt es allerdings auch keine Sanktionen. Es | |
| obliegt den Betroffenen, dagegen zu klagen. Das wollen die Social Clubs | |
| notfalls auch tun. | |
| Trotzdem erreicht Schwarz-Rot sein Ziel: Bis die Gerichte feststellen, dass | |
| Berlin bei der Cannabisfreigabe durch seine Untätigkeit rechtswidrig | |
| handelt, und der Senat zur Umsetzung verpflichtet wird, können viele Monate | |
| vergehen. Monate, in denen die Clubs nicht planen können und die | |
| Konsument*innen sich ihren Stoff weiter illegal besorgen müssen. Was | |
| nützt es, das Recht auf seiner Seite zu haben, wenn man trotzdem der | |
| Willkür des Senats ausgeliefert ist? | |
| Es ist nicht das erste Mal, dass die Berliner Christ- und | |
| Sozialdemokrat*innen mit ihrer Arbeitsverweigerung ein fragwürdiges | |
| Demokratieverständnis offenbaren. Die Aktivist*innen des erfolgreichen | |
| Volksentscheids [3][Deutsche Wohnen & Co enteignen] können ein Lied darüber | |
| singen, wie der schwarz-rote Senat den Wähler*innenwillen ignoriert | |
| und Gesetze verschleppt. | |
| Ob Recht umgesetzt oder überhaupt erst in Gesetzesform gegossen wird, hängt | |
| im autokratischen Berlin ganz offensichtlich davon ab, ob es den | |
| Herrschaften im Senat gefällt oder nicht. Wie high muss man sein, um diesen | |
| Machtmissbrauch für rechtsstaatlich zu halten? | |
| 1 Aug 2024 | |
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| Marie Frank | |
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