# taz.de -- Hamburg genehmigt ersten Cannabis-Klub: Neuland für alle | |
> Das neue Gesetz anzuwenden, ist nicht ganz einfach. Nun ist in Hamburg | |
> der erste Cannabis-Klub genehmigt worden. Andere Bundesländer sind schon | |
> weiter. | |
Bild: Von der Antragstellung bis zur Ernte ist es mitunter ein weiter Weg: prof… | |
Hamburg taz | Die Euphorie ist groß im Cannabis-Klub „High End Social | |
Club“. Es ist der erste Cannbis-Klub, der im Bundesland Hamburg genehmigt | |
wurde und er kann jetzt, nach einem Jahr Planung, Antragstellung und | |
Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Altona, die ersten Pflanzen setzen. Der | |
Antrag wurde Ende Juni diesen Jahres gestellt und jetzt endgültig | |
genehmigt. | |
Ziel des Klubs ist, sauber produziertes und sicheres [1][Cannabis] | |
anzubieten und damit auch den gesetzlichen Anspruch, die Verdrängung des | |
Schwarzmarktes für Cannabis, zu erfüllen. Die 500 Mitglieder des Klubs | |
können sich bald legales Cannabis abholen. | |
Das Cannabiskonsumgesetz ist ein Bundesgesetz. Dessen Anwendung und damit | |
die Genehmigung von Cannabis-Klubs liegt [2][bei den Ländern]. Diese sind | |
[3][unterschiedlich weit mit der Umsetzung]. In Niedersachsen etwa es gibt | |
bereits 15 genehmigte Cannabis-Vereine. Aktuell werden schon die ersten | |
Blüten geerntet. | |
Dass es in Hamburg trotz rot-grüner Regierung so lange dauert mit der | |
Genehmigung, hat unterschiedliche Gründe. Laut dem in Hamburg zuständigen | |
Bezirksamt Altona liegt das unter anderem daran, dass das | |
Cannabiskonsumgesetz sehr komplex ist und Anträge genau geprüft werden | |
müssen. Außerdem gebe es keine bundesweit einheitlichen Sicherungs- und | |
Schutzkonzepte. Diese müssen von den einzelnen Klubs erarbeitet und im | |
Anschluss geprüft werden. Das alles nehme Zeit in Anspruch. | |
## Niedersachsen genehmigt schneller | |
In Niedersachsen, ebenfalls mit rot-grüner Regierung, gelten die gleichen | |
Regeln. Allerdings geht die Genehmigung dort offensichtlich schneller | |
vonstatten als in Hamburg. Ein Grund dafür ist, dass dort keine Behörde für | |
die Genehmigungen zuständig ist, sondern die Landwirtschaftskammer. Die | |
Kammer ist die Selbstverwaltungsorganisation der Landwirte und kann auch | |
hoheitliche Aufgaben in Niedersachsen übernehmen, wie die Genehmigung von | |
Cannabis-Klubs. | |
Andreas Gerold vom „Cannabisinstitut“ in Hamburg sieht einen weiteren Grund | |
für die lange Genehmigungsdauer darin, dass durch die Legalisierung von | |
Cannabis ein neues Arbeitsgebiet entstanden ist, bei dem auch die Behörden | |
sich neu orientieren müssen. Wie das neue Gesetz angewandt werden soll, ist | |
noch nicht klar definiert und die Auslegungshilfe für die Behörden lässt | |
auf sich warten. | |
Über den Austausch mit dem Bezirksamt Altona berichtet der Vorstand des | |
frisch genehmigten [4][High End Social Club] sehr positiv. Er räumt ein, | |
dass es für alle Seiten eine neue Gesetzeslage sei und das | |
Cannabiskonsumgesetz auf vielfältige Weise auslegbar sei, was zu | |
unterschiedlichen Schlussfolgerungen führen könne. | |
In eben diesen unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten sehen sowohl | |
Gerold als auch der Vorstand des Cannabis-Klubs den Hintergrund der | |
unterschiedlichen Entwicklungen in den Bundesländern. Denn mit der | |
Auslegungsfreiheit gehen die zuständigen Stellen offensichtlich | |
unterschiedlich um. | |
Wo das Bezirksamt Altona lieber auf Nummer sicher geht, hat die | |
Landwirtschaftskammer schon vorläufige Genehmigungen erteilt und | |
Entscheidungen getroffen. Der Mut zum Risiko ist in Hamburg anscheinend | |
nicht so ausgeprägt wie in Niedersachsen. Andererseits kann eine vorläufige | |
Genehmigung auch zu größerer Unsicherheit führen, da sie im schlimmsten | |
Fall zurückgezogen werden muss. | |
Die wohl größte Schwierigkeit in Hamburg und anderen Ballungsgebieten liegt | |
nicht im Kontakt mit den Behörden, sondern besteht darin, Ausgabe- und | |
Anbauorte zu finden, die geeignet sind. Das Gesetz sieht einen | |
Mindestabstand von 200 Metern zu Kinder- und Jugendeinrichtgen wie Schulen, | |
Kindergärten oder Spielplätzen vor. In einer Großstadt sind die | |
[5][Möglichkeiten dafür begrenzt]. Hinzu kommt, auch für den High End | |
Social Club, die Schwierigkeit bei der Immobiliensuche. Viele | |
Vermieter:innen wollen nicht an einen Cannabis-Klub vermieten. | |
Aktuell warten in Hamburg noch zwölf weitere Clubs auf eine Genehmigung. | |
Vielleicht werden die kommenden Verfahren nach der ersten erfolgreichen | |
Abwicklung schneller zu Ende geführt. Dadurch, dass in dem ersten Fall die | |
Rahmenbedingungen geschaffen wurden und die Auslegung definiert wurde, | |
wissen jetzt alle Beteiligten, woran sie sind, und können entsprechend | |
planen. | |
17 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://tuttle.taz.de/Autor-Helge-Timmerberg-ueber-Cannabis/!5950421&s=… | |
[2] https://tuttle.taz.de/Umsetzung-des-Cannabisgesetzes/!6009360&s=Cannabi… | |
[3] https://tuttle.taz.de/Cannabis-Social-Clubs/!6032368&s=Cannabis+Gesetz/ | |
[4] https://www.highend-club.de/ | |
[5] https://tuttle.taz.de/Club-Vorsitzender-ueber-Cannabis-Gesetz/!5950307&… | |
## AUTOREN | |
Frida Schubert | |
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