# taz.de -- Lehrlingsmangel und Gehälter: Arbeitgeber locken mit mehr Geld | |
> Dem Azubi-Mangel sei dank: Die Lehrlingsentgelte steigen deutlich stärker | |
> als die Löhne. Für Pflege-Azubis gibt es 1.300 Euro im ersten Lehrjahr. | |
Bild: Azubi in einer Demenz-Wohngemeinschaft | |
Berlin taz | Die demographische Entwicklung und der Mangel an Nachwuchs hat | |
für Auszubildende einen angenehmen Effekt: In vielen Tarifbereichen steigen | |
die tariflichen Azubi-Entgelte prozentual stärker als die sonstigen Löhne. | |
Im westdeutschen Bauhauptgewerbe gibt es inzwischen im vierten | |
Ausbildungsjahr bis zu 1.650 Euro im Monat, in der Pflege im Tarifbereich | |
des öffentlichen Dienstes von Bund und Gemeinden bekommen Azubis im ersten | |
Lehrjahr 1.341 Euro brutto. | |
Die Zahlen stammen aus einer [1][aktuellen Untersuchung] des | |
WSI-Tarifarchivs der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Dass in | |
vielen Tarifbranchen die tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen deutlich | |
stärker als die Löhne ansteigen, lässt sich bereits seit einigen Jahren | |
beobachten“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Auch | |
im Ausbildungsjahr 2023/2024 habe sich dieser Trend weiter fortgesetzt. | |
„Tarifbranchen, in denen weniger als 1.000 Euro im Monat gezahlt wird, | |
werden angesichts des bestehenden Fachkräftemangels immer weniger“, so | |
Schulten. | |
Die Spannen zwischen den Azubi-Entgelten sind allerdings erheblich: Als | |
niedrigstes Gehalt in der Untersuchung gelten die 710 Euro, die | |
Auszubildende im Friseurhandwerk in Nordrhein-Westfalen bekommen. Die | |
höchsten Ausbildungsvergütungen im ersten Ausbildungsjahr mit monatlichen | |
Beträgen von oberhalb 1.200 Euro werden in den genannten Pflegeberufen, im | |
privaten Bankgewerbe, in der Textilindustrie in Baden-Württemberg, bei der | |
Deutschen Bahn und im Versicherungsgewerbe gezahlt. | |
Zu den Tarifbranchen mit niedrigen Ausbildungsvergütungen von unter 900 | |
Euro gehören die Landwirtschaft in manchen Regionen, das Backhandwerk und | |
die westdeutsche Floristik, wo Auszubildende 800 Euro im Monat bekommen. | |
## Regionale Unterschiede | |
In elf der 20 in der Studie berücksichtigten Tarifbranchen bestehen nach | |
wie vor Unterschiede im Niveau der Ausbildungsvergütungen zwischen den | |
west- und ostdeutschen Tarifgebieten. In der chemischen Industrie und in | |
der Metall- und Elektroindustrie liegen die ostdeutschen | |
Ausbildungsvergütungen mit elf beziehungsweise 33 Euro im Monat weniger | |
aber nur geringfügig unterhalb der westdeutschen Tarifbezirke. | |
Die Entgelte in der Studie liegen alle oberhalb der | |
Mindestausbildungsvergütung, die lediglich 649 Euro beträgt. | |
Laut dem [2][monatlichen Arbeitsmarktbericht] der Bundesagentur für Arbeit | |
für den Monat Juli sind noch 204.000 betriebliche Ausbildungsstellen | |
unbesetzt. Das sind geringfügig weniger als im Vorjahr, weiterhin aber | |
deutlich mehr als die 121.000 Jugendlichen, die noch einen Ausbildungsplatz | |
suchen. | |
31 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.wsi.de/de/pressemitteilungen-15991-tarifvertragliche-ausbildung… | |
[2] https://www.arbeitsagentur.de/datei/arbeitsmarktbericht-juli-2024_ba049686.… | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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