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# taz.de -- Nachruf auf Willi Lemke: Er stand für das Soziale im Sport
> Für den Studentenfunktionär, Werder-Bremen-Manager, SPD-Politiker und
> UN-Berater Willi Lemke sollte Sport stets Chancen öffnen und Entwicklung
> fördern.
Bild: Willi Lemke (1947-2024)
Anfang Juli hatte [1][Willi Lemke] wieder einmal Besuch aus Nairobi.
[2][Doreen Nabwire Omondi] war für zwei Tage mit ihrer Schwester in Bremen
vorbeigekommen. Sie wohnten wie immer bei Lemke, der sein Haus gern und oft
für internationale Gäste öffnete. „Die Arbeit, die er in den wenigen Jahren
in der UN geleistet hat, hat das Leben von so vielen von uns verändert“,
sagte Omondi wenige Tage später vor einem Bildschirm in Nairobi, als der
Autor dieses Textes sie für eine Biografie über Willi Lemke interviewte.
„Jeder Schritt, den ich nachher gemacht habe, geht auf den Weg zurück, den
er mir eröffnet hat. Seine Freundschaft bedeutet mir sehr viel.“
Lemke war die junge Fußballerin 2009 in seiner Funktion als
[3][UN-Sonderberater für Sport] im Dienst von Frieden und Entwicklung auf
einem Kongress in Nairobi von [4][Auma Obama], der Schwester des damaligen
US-Präsidenten, vorgestellt worden. Auf dem Kongress berichtete Omondi über
ein Fußballprojekt in Mathare, einem der größten Slums Nairobis, bei dem
sie mitarbeitete. Lemke vermittelte ihr noch im selben Jahr ein Praktikum
in Werder Bremens Sozialmanagementabteilung. Auf dem Platz führte sie das
Frauenteam des SV Werder in der ersten Saison der 2. Fußball-Bundesliga mit
sieben Treffern zum Klassenerhalt.
2012 nahm Omondi am ersten von Lemke und seinem Team organisierten Youth
Leadership Camp in Katar teil, bei dem sozial engagierte Jugendliche aus
prekären Verhältnissen dafür qualifiziert wurden, in ihren Ländern oder
internationalen Organisationen Führungsaufgaben wahrzunehmen. „Die
Tatsache, dass es einige Vorbilder wie mich gibt, die es durch den Fußball
geschafft haben, ist Inspiration genug für andere Mädchen aus der
Gemeinschaft“, sagte Omondi, die heute mit ihrem eigenen Projekt Girls
Unlimited und als Managerin im kenianischen Fußballverband weiter Mädchen
und Frauen dazu ermutigt, gegen kulturelle Widerstände Fußball zu spielen
und dabei „grundlegende Lebenskompetenzen zu erlernen, die ihnen helfen,
ein positives Leben zu führen“, wie sie sagt.
Die Youth Leadership Camps auf vier Kontinenten mit insgesamt 720
Teilnehmer:innen in vier Jahren, immer zur Hälfte Mädchen und Jungen,
waren ein Kernprojekt in Lemkes zweiter Amtszeit als UN-Sonderberater. Er
hatte 2008 nur zu gern die Gelegenheit ergriffen, als ihm dieses Amt wie
einige andere zuvor eher zufällig vor die Füße gefallen war. Nach
ermüdenden Jahren als Bildungs- und Innensenator in Bremen sowie der
SPD-internen Abstimmungsniederlage gegen [5][Jens Böhrnsen] um die
Nachfolge Henning Scherfs als Bremer Bürgermeister konnte Lemke zu seiner
eigentlichen Passion zurückzukehren.
## Europapokal und Notstandsproteste
Für die breite Öffentlichkeit war er zwar immer der Werder-Willi, der
gemeinsam mit [6][Otto Rehhagel] Werder Bremen in seiner Manager-Zeit von
1981 bis 1999 zu drei Pokalsiegen, zwei deutschen Meisterschaften und einem
Europapokalsieg geführt hatte. Der sich epische Wort-Gefechte mit [7][Uli
Hoeneß] lieferte und als erster Fußballmanager VIP-Logen einführte. Aber im
Grunde war Lemke immer Sportpolitiker und -organisator.
Schon als Schüler organisierte der 1946 in Pönitz (Ostholstein) geborene
Lemke ein Handballturnier an seiner Schule, als Sport-Student in Hamburg
war er 1968 Mitinitiator der „Notstandsolympiade“ und protestierte mit
Sackhüpfen und Eierlaufen gegen die Notstandsgesetze und für eine bessere
Ausgestaltung des Sportstudienganges. In seiner Examensarbeit beschäftigte
er sich mit den deutsch-deutschen Sportbeziehungen, und in Bremen baute er
bei der Gründung der „roten Kaderschmiede“, wie die junge Uni damals
genannt wurde, als Planer den Sportstudiengang mit auf.
In seiner UN-Zeit knüpfte er später ein internationales Netzwerk aus
Aktivistinnen und wohlhabenden Spendern, das er auch nach seiner Amtszeit
aktivieren konnte, um Projekte oder Einzelpersonen zu unterstützen – etwa
um es Mädchen zu ermöglichen, weiter zur Schule gehen zu können. Bis
zuletzt war Lemke im Vorstand der „Auma Obama Foundation Sauti Kuu“
(„Starke Stimmen!“) tätig. „Seine Unterstützung über die Jahre hat mir
geholfen, meine Stiftung aufzubauen und zu stärken“, sagt Obama.
Am vergangenen Freitag gab Lemke den beiden Autoren seiner Biografie, die
im Oktober erscheint, gutgelaunt ein letztes Interview – eine Art Resümee
seines Lebenswerkes. Wie immer sprach er zuerst nicht über den großen
Fußball, sondern über die vielen kleinen Erfolge als Fundraiser für Bildung
und soziale Entwicklung. Am Montag starb Willi Lemke an den Folgen einer
Hirnblutung.
14 Aug 2024
## LINKS
[1] /Ex-Werder-Manager-und-Bremer-Senator/!6026865
[2] /Die-Fussball-Botschafterin/!471571/
[3] /Uno-Berater-Lemke-ueber-Fussball/!5098069
[4] /Obamas-Schwester-bei-Google-zu-Gast/!5091701
[5] /Blass-und-deshalb-Boss/!530136/
[6] /Ich-ich-ich-Otto/!1459667/
[7] /Uli-Hoeness/!t5024732
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
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Fußball
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