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# taz.de -- Ladesäulen für E-Autos: Billigpreis bei Sonnenschein
> Die Tarife zum Stromtanken an Ladesäulen sind komplex. Jetzt gibt es
> erste variable Preise – die sich durchsetzen könnten. Was steckt
> dahinter?
Bild: Ein Sonnenstrahl reicht noch nicht, aber wenn sie richtig knallt, könnte…
Freiburg taz | Auf den ersten Blick überrascht das Schild an einem Ladepark
im Großraum München: „Preis nach Sonnenstand“ steht unter den Leuchtziffe…
mit den aktuellen Kilowattstunden-Tarifen. Plausibel ist das Preismodell
an diesem Ort aber durchaus, denn in unmittelbarer Nähe steht eine große
Freiflächen-Photovoltaikanlage, und die liefert in sonnigen Stunden
besonders billigen Strom.
Nach welchen Algorithmen sich die [1][Preise an den Ladesäulen] in der
Gemeinde Egling errechnen, war aber nicht zu erfahren – Anfragen bei der
Betreiberfirma Vispiron blieben unbeantwortet. Auch im
Stromtankstellen-Verzeichnis der Branchenplattform GoingElectric ist nur
unbestimmt von „Adhoc-Preisen“ die Rede, die „variabel und abhängig von …
Sonnenstrahlung“ erhoben werden.
Grundsätzlich zulässig sind die variablen Tarife zweifellos. Rechtliche
Komplikationen, die in der Vergangenheit schon mal von Ladeparkbetreibern
dagegen angeführt wurden, sind heute kein Thema mehr. Auch die
Preisangabenverordnung verlangt nur, dass der Verbraucher vor dem Kauf
verbindlich über den Preis der Ware informiert werden muss – was auch bei
zeitvariablen Preisen problemlos möglich ist. Dass ein anderer Kunde zehn
Minuten später an der gleichen Ladesäule womöglich einen anderen Preis
angezeigt bekommt als sein Vorgänger, ist rechtlich völlig in Ordnung.
Bislang sind variable Preismodelle an Ladesäulen zwar noch die Ausnahme,
doch dass sie in ganz Europa kommen werden, gilt in der Branche als
ausgemacht: „Das wird noch ein sehr großes Thema“, sagt Markus Emmert,
Vorstand des Bundesverbandes eMobilität.
## Rund 10 Cent pro Kilowattstunde, wenn die Sonne scheint
Für angebotsabhängige Ladepreise sprechen mehrere Gründe. Dass flexible
Verbraucher auf diese Weise billiger tanken können, ist nur einer davon.
Auch für die Betreiber von Ladeparks kann es attraktiv sein, die
Schwankungen der Einkaufspreise direkt an die Kunden durchzureichen. Ihr
Geschäft wird damit berechenbarer.
Hinzu kommt, dass variable Preise für die massiv fluktuierenden
erneuerbaren Energien ökonomisch logisch sind. Vor allem die Photovoltaik
drückt dem Strompreis nämlich ein markantes Profil auf: An sonnigen Tagen
schwankt der Preis pro Kilowattstunde im Laufe des Tages um rund 10 Cent.
Am billigsten ist der Strom zwischen 12 und 15 Uhr, am teuersten morgens
und abends. Verschieben die Kunden ihren Ladezeitpunkt, weil die
Preisschwankungen an sie weitergegeben werden, hilft dies, das Netz zu
stabilisieren.
Etwas verzwickt wird die Sache beim Roaming. Roaming bedeutet, dass der
Autofahrer einen Vertrag mit einem E-Mobilitäts-Anbieter (EMP) abschließt
und dann [2][alle Ladesäulen in dessen Verbund] mit seiner Ladekarte zum
definierten Preis nutzen kann. Flexible Preise, die der örtliche
Ladesäulenbetreiber definiert, kommen in den Roaming-Tarifen nicht vor.
## Roaming könnte überholt werden
Gleichwohl können auch Roaming-Kunden flexible Preise nutzen. Denn laut der
Verordnung über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe
müssen Betreiber öffentlich zugänglicher Ladesäulen seit April in ganz
Europa es auch ermöglichen, ohne Stromvertrag punktuell zu laden. Bezahlt
wird ohne Registrierung mit einer Debit- oder Kreditkarte.
Das dürfte in Zukunft dazu führen, dass die Kunden den flexiblen Preis
immer dann nutzen, wenn dieser billiger ist als der Roaming-Tarif, und
umgekehrt. Damit könnte sich [3][das Roaming per Fixpreis] totlaufen. Denn
wenn der nur genutzt wird, wenn der Strom am Markt teuer ist, hält das kein
EMP auf Dauer durch. Die Preisstrukturen in diesem Markt dürften sich also
in den kommenden Jahren noch erheblich verändern.
14 Aug 2024
## LINKS
[1] /Zu-wenig-neue-Elektroautos/!6001216
[2] /Ausbau-der-E-Ladeinfrasturuktur/!6005592
[3] /Transparenz-beim-Laden-von-E-Autos/!5644317
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Energiewende
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Strompreis
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