# taz.de -- Waldbrände nahe Athen: Waldbrände rasen auf Athen zu | |
> Bis zu 25 Meter hohe Flammen bedrohen die griechische Region Attika. | |
> Zehntausende wurden evakuiert, vor allem die starken Winde sind ein | |
> Problem. | |
Bild: Einsatzkräfte in Dionysos versuchen die Waldbrände am Montagmorgen unte… | |
Athen taz | Es sind dramatische Stunden, die der Nordosten des Großraums | |
Athen seit Sonntag erlebt: In der Kleinstadt Varnavas, 45 Kilometer | |
nordöstlich der Athener Innenstadt, ist ein sich rasch ausbreitender | |
Waldbrand ausgebrochen. „Das ist ein enorm gefährliches Feuer“, sagte der | |
zuständige Minister für Klimakrise und Zivilschutz, Vassilis Kikilias, am | |
Montag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. | |
Nach Angaben der griechischen Einsatzkräfte brachen die Brände am Sonntag | |
um 15.02 Uhr Ortszeit aus. Sie breiteten sich wegen der starken Winde sehr | |
schnell aus. Die Flammen hätten eine Höhe von 25 Metern überstiegen, | |
berichteten Augenzeugen. | |
Der Himmel über Athen war am Montag von dicken Rauchschwaden bedeckt. Die | |
Feuerwalze rollte – getrieben von den starken Nordwinden – in Richtung | |
Süden auf das Stadtgebiet der Vier-Millionen-Metropole Athen zu. Am Mittag | |
erreichte das Großfeuer den nördlichen Athener Vorort Nea Penteli. Ferner | |
mussten Teile der weiter südlich gelegenen Athener Vororte Vrilissia sowie | |
Halandri evakuiert werden. | |
Das Feuer geriet in der Nacht von Sonntag auf Montag außer Kontrolle, weil | |
es ständig seine Richtung änderte. Am Montagvormittag gab es drei | |
Feuerfronten in den Orten Grammatikos, Penteli und Anatoli unweit der | |
ostattischen Küstenstadt Nea Makri. Böse Erinnerungen werden dabei wach: | |
I[1][n der Ortschaft Mati, ebenso im Nordosten Attikas gelegen, starben im | |
Juli 2018 insgesamt 104 Menschen in einer Feuersbrunst.] | |
## Auch Leopard-Kampfpanzer im Einsatz | |
Zehntausende Menschen mussten bereits in Sicherheit gebracht werden. | |
Mehrere Ortschaften im Nordosten von Attika, darunter die historische Stadt | |
[2][Marathon], wurden geräumt. Am Montagmorgen wurde die Räumung des | |
Kinder-Krankenhauses im nordöstlichen Athener Vorort Penteli angeordnet. 29 | |
Kinder wurden in die Kinderkrankenhäuser „Aglaia Kyriakou“ und „Agia | |
Sophia“ in der Athener Innenstadt gebracht. Am Sonntag mussten fünf | |
Personen mit Atemproblemen wegen einer Rauchvergiftung im Krankenhaus | |
behandelt werden. Ein älterer Mann, der im Ort Kaletzi versuchte, die | |
Flammen zu löschen, stürzte und erlitt eine Fraktur. Ein Feuerwehrmann, der | |
in Marathon im Einsatz war, erlitt Verbrennungen zweiten Grades an Händen | |
und Füßen. | |
Die Einsatzkräfte sind im Großeinsatz: 560 Feuerwehrleute, 16 | |
forstwirtschaftliche Teams, 177 Fahrzeuge sowie 17 Löschflugzeuge und 15 | |
Hubschrauber kämpften gegen die Flammen. Unter den Fahrzeugen war auch ein | |
umgebauter Leopard-Kampfpanzer, der zur Brandbekämpfung Wasser wirft, statt | |
Kanonen abzufeuern. | |
Vor allem die derzeit herrschenden Winde machen den Feuerwehrkräften zu | |
schaffen, denn sie tragen dazu bei, dass sich die Waldbrände sehr schnell | |
verbreiten. Nach Angaben des Brandmeteorologen Theodoros Yannaros hat das | |
Großfeuer im Nordosten Attikas seit Sonntag in weniger als 12 Stunden eine | |
Strecke von mehr als 40 Kilometern zurücklegen können. | |
Unklarheit herrscht noch darüber, wie viele Häuser, Autos und Tiere in den | |
betroffenen Gebieten dem Großfeuer bereits zum Opfer fielen. „Mindestens 20 | |
Häuser sind in Varnavas verbrannt, eines davon innerhalb der Siedlung“, | |
sagte Panagiotis Katsikis, ein freiwilliger Feuerwehrmann in Varnavas, | |
gegenüber dem privaten Athener Fernsehsender Mega Channel. „Wenn das Feuer | |
aus der Luft nicht gelöscht wird, wird das Feuer noch fünf Tage lang | |
brennen. Von der Fußpatrouille aus können sie nicht in die Nähe des Feuers | |
gelangen. Erst wenn die Flammen niedrig sind, können sie sich dem Feuer | |
nähern. Wir haben Häuser, Autos und Tiere brennen sehen. Das Feuer ist sehr | |
stark.“ | |
## Heißester Juni und Juli seit 1960 | |
Unabhängig von der konkreten Brandursache im Ort Varnavas, die das | |
Großfeuer im Nordosten Attikas auslöste: Griechenland ist in den | |
vergangenen Jahren verheerenden Waldbränden ausgesetzt gewesen. Der sich | |
verschärfende Klimawandel befeuert dies buchstäblich. Insbesondere die | |
Sommer in Griechenland werden dem eindeutigen Trend nach immer wärmer und | |
[3][trockener], hinzu kommen zu dieser Jahreszeit üblicherweise auftretende | |
starke Nordwinde. | |
In diesem Jahr hat Griechenland hat nach dem wärmsten jemals | |
aufgezeichneten Winter auch den heißesten Juni und Juli seit Beginn der | |
Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1960 erlebt. Schon seit Wochen herrschen | |
sehr hohe Lufttemperaturen von rund 40 Grad Celsius in Verbindung mit einer | |
fortgesetzten Dürre. | |
„In diesem Jahr sind die Niederschläge in vielen Gebieten im Osten des | |
Landes zwischen Oktober 2023 und April 2024 um 40 bis 50 Prozent geringer | |
als im Durchschnitt der letzten Dekade ausgefallen“, sagt Maria Mimikou, | |
Professorin für Gewässerkunde an der Athener Universität EKPA. | |
Auch im Großraum Athen mit seinen rund vier Millionen Einwohnern hat es im | |
laufenden Jahr viel weniger als sonst geregnet. Die unweigerliche Folge: | |
Waldbrände können sich sehr leicht sehr schnell ausbreiten. In | |
Südgriechenland gibt es viele Pinien, auch Mittelmeer-Kiefer genannt. Sie | |
sind reich an Harz und extrem leicht brennbar. | |
## Halb Griechenland laut Minister „im roten Bereich“ | |
Laut Angaben des Europäischen Informationssystems für Waldbrände (Effis) | |
ist in diesem Jahr in Hellas bis dato eine Fläche von 17.330 Hektar | |
verbrannt, ohne die durch das aktuelle Großfeuer verbrannte Fläche | |
wohlgemerkt. Das entspricht bereits jetzt, lange vor Ablauf der Feuersaison | |
in Griechenland, fast der in Griechenland verbrannten Fläche im Gesamtjahr | |
2022. In der EFFIS-Datenbank werden zudem nur Waldbrände mit einer | |
Ausdehnung von mindestens 30 Hektar erfasst. | |
Griechenlands Minister für die Klimakrise und den Zivilschutz, Vassilis | |
Kikilias, hatte bereits am Samstag davor gewarnt, dass die in Griechenland | |
gegenwärtig herrschenden Wetterbedingungen bis zum 15. August Waldbrände | |
sehr begünstigen. Es würden „extrem hohe Temperaturen und gefährliche | |
Wetterbedingungen herrschen“, sagte Kikilias bei einer Regierungssitzung. | |
Aufgrund starker Winde und extremer Trockenheit liege „halb Griechenland im | |
roten Bereich“. | |
12 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Ferry Batzoglou | |
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