# taz.de -- Unruhen in Bangladesch: Brandanschläge auf Textilfabriken | |
> Die Textilindustrie in Bangladesch leidet unter der politisch instabilen | |
> Lage im Land. Händler befürchten Produktionsausfälle. | |
Bild: Aus Sorge vor Angriffen bleiben einige Fabriken in Bangladesch aktuell ge… | |
Berlin taz | In Bangladesch hat die politisch instabile Lage auch | |
Auswirkungen auf die Textilindustrie des Landes. Laut Angaben der | |
bangladeschischen Handelskammer hat es zuletzt Plünderungen und | |
Brandanschläge auf Textilfabriken gegeben. Daraufhin blieben einige | |
Fabriken aus Angst vor neuen Angriffen geschlossen – [1][auch weil viele | |
Polizist:innen im Land gestreikt] und ihre Arbeit niedergelegt hatten. | |
Am Freitag berichteten Vertreter von Armee und Industrie, dass eine | |
militärische Spezialeinheit in betroffene Industriegebiete geschickt wurde. | |
Damit hat sich die Lage in den Fabriken etwas beruhigt und die Produktion | |
weitestgehend normalisiert. Unsicher bleibt der Export von Waren dennoch. | |
[2][Laut einem Bericht des Nachrichtensenders Al Jazeera] wissen viele | |
Unternehmen nicht, ob die Banken in Bangladesch die für den | |
grenzüberschreitenden Handel erforderlichen Akkreditive weiterhin | |
ausstellen. | |
Die Textilindustrie bildet das Rückgrat für die Wirtschaft des | |
südasiatischen Landes. Mehr als vier Millionen Menschen arbeiten in knapp | |
4.000 Textilfabriken, die Waren im Wert von 46 Milliarden US-Dollar | |
produzieren – mehr als 80 Prozent des gesamten Exportvolumens. | |
## „Bangladesch bleibt sicher und attraktiv für Modeeinkäufer“ | |
[3][In einem offenen Brief] hat sich zuletzt Mostafiz Uddin, Chef der | |
Bangladesh Apparel Exchange, einer privaten Organisation zur Förderung der | |
Textilindustrie, zu Wort gemeldet und seine Branche verteidigt: „Trotz der | |
zivilen Unruhen bleibt Bangladesch ein sicheres und attraktives Ziel für | |
internationale Modeeinkäufer“. | |
Mit diesem Appell sollen sich wahrscheinlich auch deutsche Unternehmen | |
angesprochen fühlen, [4][die 2023 Waren im Wert von 7,1 Milliarden Euro | |
einkauften.] Trotzdem zeigte sich der Handelsverband Deutschland letzte | |
Woche beunruhigt. | |
„Händler und Hersteller befürchten, dass die kurzfristigen | |
Fabrikschließungen und Produktionsunterbrechungen zu Verzögerungen in den | |
Lieferketten führen könnten“, teilte der Handelsverband mit. Tanja Cronnen, | |
Pressesprecherin des Modeverbands GermanFashion, beschwichtigt gegenüber | |
der taz jedoch: Zwar könne es zu Engpässen kommen, für die | |
Verbraucher:innen in Deutschland werde das aber nicht spürbar sein, so | |
Cronnen. | |
In Bangladesch hatten Studierende gegen die zunehmend autoritär geführte | |
Regierung protestiert. Es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen, in denen mehr | |
als 400 Menschen ums Leben kamen. Nachdem die Ministerpräsidentin Sheikh | |
Hasina den Rückhalt des Militärs verloren hatte, trat sie von ihrer | |
Funktion zurück und floh nach Indien. [5][Momentan führt der | |
Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus das Land als Chef einer | |
Übergangsregierung.] | |
13 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.thedailystar.net/news/bangladesh/news/cops-call-strike-set-join… | |
[2] https://www.aljazeera.com/economy/2024/8/9/indian-exports-small-businesses-… | |
[3] https://fashionunited.com/press/business/its-time-for-bangladesh-to-look-fo… | |
[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/218179/umfrage/die-wichtigst… | |
[5] /Umbruch-in-Bangladesch/!6028771 | |
## AUTOREN | |
Clemens Schreiber | |
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