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# taz.de -- Cannabis-Legalisierung: Der Kater nach dem Rausch
> Bei der diesjährigen Hanfparade in Berlin war der Unmut über die
> schleppende Umsetzung des Cannabisgesetzes groß.
Bild: Legalisierung – aber richtig, lautete das Motto der Hanfparade
Berlin taz | Die Vorfreude auf die diesjährige Hanfparade, die seit 1997
für die Legalisierung von Cannabis eintritt, war groß. Denn die Demo, die
am Samstagnachmittag am Roten Rathaus startete und mit Hunderten Menschen
durch Mitte zog, war die erste, bei der legal gekifft werden durfte.
Direkt vor den Augen der Polizei, die zahlreich zugegen war, aber kaum
etwas zu tun hatte. Seit dem 1. April ist der Konsum von Cannabis legal und
so kreisten nicht nur Joints, einige packten auch riesige Bongs aus, mit
denen sich das neue Freiheitsgefühl noch sichtbarer zelebrieren ließ.
Die Teillegalisierung von Cannabis hätte theoretisch das Ende der
Hanfparade bedeuten können. 27 Jahre lang ging man für das Recht, in der
Öffentlichkeit kiffen zu dürfen auf die Straße – und dieses Ziel wurde
erreicht. Aber die Veranstalter aus dem Hanf Museum und dessen Netzwerk von
Legalisierungs-Aktivisten wollen sich nicht mit dem zufrieden geben, was
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in das Cannabis-Gesetz
geschrieben hat.
„Legalisierung – aber richtig!“ lautete entsprechend das Motto der
diesjährigen Parade. „Säule zwo: wo?“, steht auf dem Schild eines
Teilnehmers. Gemeint ist das Versprechen, dass nicht nur Cannabis Social
Clubs Gras an ihre Mitglieder abgeben dürfen. Sondern dass in
Modellregionen zertifizierte Abgabestellen ganz normal Weed an Erwachsene
verkaufen dürfen. Doch von Säule zwei hat der Gesundheitsminister schon
lange nicht mehr gesprochen. Und eigentlich glaubt kaum noch jemand, dass
sie kommen wird.
## Angst vor einem Rollback
Denn aktuell gibt es schon beim Aufbau der Cannabis Clubs genug Probleme.
In ganz Deutschland klagen sie, dass es ihnen die Bürokratie nicht gerade
leicht macht. In Berlin kommt noch dazu, dass sich Senat und Bezirke um die
Zuständigkeit für die Genehmigungen streiten, was zur Folge hat, dass
[1][die Anträge nicht bearbeitet werden]. Und das, obwohl das gesetzlich
spätestens bis zum 1. Juli hätte geregelt sein sollen. Cannabis-Aktivisten,
aber auch Politiker der Grünen und Linken, glauben, dass die CDU versucht,
die Teillegalisierung zu torpedieren.
Steffen Geyer vom Hanf Museum und Veranstaltungsleiter sieht die
diesjährige Hanfparade vor allem gegen die „sture Prohibitionsideologie“
der CDU gerichtet. Man wolle gegen eine drohende „Konterrevolution“ aktiv
werden, sagt er zur taz. „Wenn Friedrich Merz ankündigt, dass er als
nächster Bundeskanzler als erstes das neue Cannabis-Gesetz zurückdrehen
möchte, muss man das durchaus ernst nehmen.“
Somit war auf der Hanfparade zwar die Freude über das Erreichte spürbar und
auch zu riechen. Die Leute hielten Schilder mit Sprüchen wie „All you need
is weed“ oder „Let´s make weed great again“ in die Höhe und tanzten zu
Reggae und Dancehall, zu Peter Tosh und Legalisierungshymnen. Aber die
Befürchtung, dass nach der Bundestagswahl im nächsten Jahr die Prohibition
zurückkehren könnte, war allgegenwärtig.
Während im Juni [2][auf der Cannabis-Messe „Mary Jane“] noch
Aufbruchstimmung herrschte, wirkte es auf der Hanfparade eher so, als sei
der ganz große Rausch schon wieder vorüber. Außer, dass legal gekifft
werden durfte, unterschied sich die Demo nicht so sehr von den Hanfparaden
der vergangenen Jahre und war weiterhin eher politisch als kommerziell.
Was auch an den Veranstaltern liegt. Die haben es nicht so mit der
Vorstellung, mit Cannabis das große Geschäft zu machen. Und so waren,
anders als auf der „Mary Jane“, auch keine Vertreter halbseidener
Cannabis-Clubs und anderer Hanf-Glücksritter zugegen. Auf Infoständen etwa
von den Grünen oder der Piratenpartei, ging es stattdessen um Aufklärung
und den [3][Nutzen von Cannabis als Medizin].
11 Aug 2024
## LINKS
[1] /Umsetzung-der-Teillegalisierung/!6024201
[2] /Cannabis-Messe-Mary-Jane-in-Berlin/!6014422
[3] /Umstrittene-Internetplattformen/!6025942
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
Cannabis
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