# taz.de -- Anschlagsplan Rheinmetall-Chef Papperger: „Brutale russische Aggr… | |
> Ein Bericht über einen Anschlagsplan auf Rheinmetall-Boss Papperger sorgt | |
> für Empörung. Politiker warnen vor einem hybriden Krieg Russlands. | |
Bild: Steht offenbar im Visier Moskaus: Rheinmetall-Vorstandsvorsitzender Armin… | |
Berlin taz | Der [1][mögliche russische Anschlagsplan auf Armin Papperger], | |
Vorsitzender des Rüstungskonzerns Rheinmetall, sorgt für Entrüstung. | |
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte dazu, Russland führe | |
einen „hybriden Angriffskrieg“, mit Sabotageaktionen, Cyberattacken und | |
auch Angriffen auf Menschen auf europäischem Boden. | |
Dagegen müsse sich Europa „bestmöglich schützen“ und dürfe „nicht nai… | |
sein. Eine Sprecherin von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die | |
Bundesregierung werde sich „durch die russischen Bedrohungen nicht | |
einschüchtern lassen“. Man werde „weiter alles daran setzen, um mögliche | |
Bedrohungen in Deutschland zu unterbinden“. | |
Auch [2][Konstantin von Notz (Grüne)], Vorsitzender des Kontrollgremiums | |
der Geheimdienste im Bundestag, sagte der taz: „Sollten sich die im Raum | |
stehenden Vorwürfe bewahrheiten, vervollständigt sich das Bild der brutalen | |
russischen Aggression.“ Die Sicherheitsbehörden müssten „jetzt ganz genau | |
und aufmerksam hinschauen, um Anschläge zu verhindern“, so von Notz. | |
„Aktuell, aber auch in der Vergangenheit, um gegebenenfalls bestehende | |
Zusammenhänge zu erkennen und aufzuklären.“ | |
Zuvor hatte CNN berichtet, dass US-Geheimdienste bereits im Frühjahr einen | |
russischen Anschlagsplan auf Papperger aufgedeckt hätten. Der 61-Jährige | |
habe wegen der Rüstungslieferungen von Rheinmetall in die Ukraine im Visier | |
gestanden. Auch weitere Verantwortliche von Rüstungskonzernen in Europa, | |
welche die Ukraine unterstützen, stünden im Fokus Russlands. | |
Die Anschlagspläne gegen Papperger aber seien am weitesten fortgeschritten | |
gewesen. Deutsche Sicherheitsbehörden seien darüber informiert worden, sie | |
hätten darauf Sicherheitsmaßnahmen für Papperger getroffen. Der Sender | |
beruft sich auf fünf Quellen, die mit den Vorgängen vertraut seien. | |
Deutsche Sicherheitsbehörden und das Innenministerium wollten den Bericht | |
nicht kommentieren. Nach taz-Informationen sollen die Behörden aber | |
tatsächlich dem Verdacht von Anschlagsplänen gegen Papperger nachgegangen | |
sein, eine akute Gefahr aber bestand offenbar nicht. | |
## Mehrere Verdächtige im Visier | |
Auch Rheinmetall wollte den Bericht nicht kommentieren. Zu Fragen der | |
Konzernsicherheit äußere man sich grundsätzlich nicht, erklärte ein | |
Sprecher. „In regelmäßiger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden werden | |
stets die erforderlichen Maßnahmen getroffen.“ | |
Tatsächlich aber erhält Papperger, der Rheinmetall seit 2013 führt und | |
offensiv für Waffenlieferungen in die Ukraine eintritt, schon länger | |
Personenschutz. Laut Spiegel sollen deutsche Sicherheitsbehörden im Mai | |
einen Hinweis von US-Diensten bekommen haben, dass es einen russischen | |
Anschlagsplan auf Papperger gebe. | |
Eine handvoll Verdächtiger aus verschiedenen Ländern der ehemaligen | |
Sowjetunion soll danach ins Visier genommen worden sein. Sie hätten sich | |
teils schon im Schengenraum befunden, andere eine Einreise geplant. Einige | |
sollen sich in der Nähe der Düsseldorfer Konzernzentrale von Rheinmetall | |
oder an Reisezielen von Papperger im Ausland aufgehalten haben. | |
Zuletzt soll der Anschlagsplan aber nicht mehr weiter verfolgt worden sein. | |
Tatsächlich gab es bis heute auch keine Festnahmen in dem Fall. Ein | |
ausreichender Tatverdacht gegen die Verdächtigen ließ sich bisher also | |
nicht nachweisen. | |
## Bedrohung wird „sehr ernst genommen“ | |
Eine Sprecherin von Innenministerin Faeser betonte aber, die | |
Bundesregierung nehme „die Bedrohungen durch das russische Regime sehr | |
ernst“. Russland ziele darauf, die Unterstützung Deutschlands und anderer | |
Länder für die Ukraine „zu unterminieren“. Das Land setze dabei auf | |
„Cyberangriffe, Desinformation, Spionage und Sabotage“. Die | |
Sicherheitsbehörden seien hier „sehr wachsam“ und handelten zusammen mit | |
internationalen Partnern. | |
Rheinmetall steht schon länger im Visier Russlands. Der Rüstungskonzern | |
produziert Artillerie für die Ukraine, [3][gilt als größter Einzellieferant | |
für Rüstung in das Land]. Demnächst will Rheinmetall auch ein Werk für den | |
Schützenpanzer Lynx in der Ukraine errichten. | |
Papperger selbst reiste auch direkt nach Kiew und traf dort den | |
ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Wir sind bereit dazu, der | |
Ukraine dabei zu helfen, bei der militärischen Ausrüstung auf ein Niveau zu | |
kommen, das allerhöchsten westlichen Standards in nichts nachsteht und | |
sogar neue Maßstäbe setzt“, betonte Papperger dort. | |
Auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz traf sich der 61-Jährige wiederholt. Im | |
Februar vollzogen beide etwa einen ersten Spatenstich für ein neues | |
Rheinmetall-Werk in Niedersachsen. Zuletzt sorgte auch für Aufsehen, dass | |
Rheinmetall [4][neuer Sponsor des Fußballvereins Borussia Dortmund] wird. | |
## Brandanschlag auf Gartenhaus | |
Papperger selbst stand zuletzt auch anderweitig schon im Visier. Im April | |
verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf sein Gartenhaus im | |
niedersächsischen Hermannsburg. Größere Schäden entstanden nicht. In einem | |
Bekennerschreiben auf dem linken Onlineportal Indymedia bekannte sich eine | |
Gruppe „Switch Off Rheinmetall“ zu der Tat. Diese sei Teil eines „Kampf | |
gegen Krieg, Militär und Rüstungsindustrie“. | |
Die deutsche Regierung warnt schon länger vor hybriden Angriffen Russlands | |
hierzulande. Bereits 2019 war ein Georgier im Berliner Tiergarten | |
erschossen worden. Der Auftrag dafür soll [5][von russischen Stellen | |
gekommen sein]. | |
In diesem April dann hatte die Bundesanwaltschaft [6][zwei Deutschrussen in | |
Bayreuth festnehmen lassen], die für Russland den US-Militärstützpunkt | |
Grafenwöhr und deutsche Transportwege für Waffenlieferungen ausgespäht | |
haben sollen. Zuletzt gab es weitere Festnahmen von drei Männern aus | |
Russland, Armenien und der Ukraine in Frankfurt/Main, die dort einen | |
Ukrainer verfolgt haben sollen. | |
Im Mai war es zudem zu einem Großbrand beim Technologiekonzern Diehl in | |
Berlin gekommen, der auch eine Rüstungssparte hat, die das Luftabwehrsystem | |
Iris-T produziert, das in der Ukraine zum Einsatz kommt. Hier gehen | |
Ermittler aber bisher nicht von Sabotage, sondern von einem technischen | |
Defekt aus. | |
Der Grüne Konstantin von Notz betonte, in ganz Europa würden seit Monaten | |
Menschen unter Sabotageverdacht festgenommen, es gebe zahlreiche | |
Verdachtsfälle bereits erfolgter Anschläge. Von Notz forderte die „volle | |
politische Unterstützung“ für die Sicherheitsbehörden. | |
Die „ernste Lage“ müsse für die Behörden zudem im Haushalt „ausreichend | |
abgedeckt“ sein. Im Haushaltsentwurf für 2025 ist [7][ein Anstieg der | |
Gelder für die Sicherheitsbehörden vorgesehen] – die Grünen hätten sich | |
hier aber noch mehr gewünscht. | |
12 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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