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# taz.de -- Rheinmetall wird BVB-Sponsor: Bumm!
> Champions-League-Finalist Dortmund verkündet kurz vorm großen Spiel gegen
> Madrid den Einstieg des Rüstungskonzerns Rheinmetall als Sponsor.
Bild: Neue Borussen-Front: Dortmund und Rheinmetall gehen Partnerschaft ein
Kurz vorm Champions-League-Finale der Dortmunder Borussia gegen Real Madrid
hat das Handelsblatt eine brisante Partnerschaft öffentlich gemacht: Der
BVB wird in der kommenden Saison vom [1][Rüstungskonzern Rheinmetall]
gesponsort. Rheinmetall gehört neben Airbus, Diehl, Krauss-Maffei oder MTU
zu den größten Rüstungsproduzenten in Deutschland.
Im Zuge des Ukrainekrieges ist nicht nur die strategische Bedeutung,
sondern auch der Börsenwert des Düsseldorfer Unternehmens stark
angestiegen. Der Kurs von Rheinmetall, seit 2023 im DAX gelistet, stieg
über einen Zeitraum von fünf Jahren um fast 450 Prozent an. Der Umsatz
liegt bei über sechs Milliarden Euro.
Die Partnerschaft, die am Mittwoch offiziell verkündet wurde, ist zunächst
auf drei Jahre angelegt und bringt dem BVB pro Vertragsjahr einen hohen
einstelligen Millionenbetrag ein. „Der Verteidigungs- und
Technologiekonzern tritt künftig als Champion Partner im sportlichen und
gesellschaftlichen Umfeld des Fußball-Bundesligisten auf“, teilte der
Verein lapidar mit. Erstmalig werde das Rheinmetall-Logo während der
Vorbereitung des BVB auf das Champions-League-Finale sichtbar sein.
Nach Informationen des Fußballfachblattes kicker hat sich der Klub vor der
Zusage an Rheinmetall verschiedene Meinungen aus Politik, Wirtschaft,
Gesellschaft und der eigenen Anhängerschaft eingeholt und vorgeblich
abgewogen, ob der Konzern zu den Werten von Borussia Dortmund passt. Erst
im November 2022 hatte der Verein [2][einen Grundwertekodex verabschiedet],
in dem geschrieben steht: „Wir werden uns stets für das gesellschaftliche
Gelingen einsetzen. Darunter verstehen wir ein Vereinsleben und eine
Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+-Feindlichkeit,
Sexismus, Gewalt und Diskriminierung.“
## Farbrauchkörper und Granatwerfer
In den sozialen Medien kommt der Deal freilich nicht so gut an, wie von der
Wertekommission des BVB erwartet: BVB-Fans posten im Dutzend ihre
Kündigungen der Mitgliedschaft, sind entweder entsetzt oder machen sich
über den Einstieg lustig: So passe Rheinmetall ja vielleicht doch ganz gut
in den Fußball, wird gewitzelt, weil die Waffenschmiede nicht nur
Artilleriewaffen, Mörsermunition oder Granatwerfer produziert, sondern für
den Infantreriebereich eben auch Leucht- und Signalmittel, Farbrauchkörper
oder Reizstoffprodukte. Panzer-Memes in Schwarz-Gelb haben Hochkonjunktur.
Das Thema überschattet den sportlichen Höhepunkt für einen Klub, der mit
diesem umstrittenen Schritt viele Sympathien im Land verspielen könnte.
Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia
Dortmund, versucht derweil, den Einstieg von Rheinmetall als Beitrag zu
einer „wehrhaften Demokratie“ zu labeln, quasi als gesamtgesellschaftliche
Aufgabe, der sich der BVB nicht verschließen will: „Sicherheit und
Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten
wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu
beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen“, sagte er am Mittwoch.
„Wir öffnen uns als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs.“
[3][Rheinmetall-Chef Armin Armin Papperger] findet, der BVB sei „ein Verein
aus dem Herzen von NRW“ und stehe wie kaum ein anderer für das Streben nach
internationalem Erfolg. Und weiter: „Rheinmetall ist in der Metropolregion
Rhein-Ruhr tief verwurzelt und möchte seine Marke als führendes Systemhaus
der Verteidigungsindustrie und als Treiber industrieller Innovationen in
zivilen Märkten auch international noch bekannter machen.“ Rheinmetall ist
seit März 2024 auch Mitglied im Initiativkreis Ruhr, in dem sich auch
Borussia engagiert.
Der Konzern, der eine Marktkapitalisierung von über 22 Milliarden Euro
aufweist, ist bereits seit Längerem im Sportsponsoring engagiert. So tritt
Rheinmetall auch als Sponsor des lokalen Sports in Düsseldorf auf. Sowohl
der Profihandball wird unterstützt, als auch der „Nachwuchs- und
Trendsport“, konkret die Basketballerinnen der Capitol Bascats und die
Nachwuchsarbeit des HC Düsseldorf. Bis 2019 war Rheinmetall bereits Sponsor
des Handballvereins HC Rhein Vikings.
## Aufrüstungsprogramm als „Zeitenwende“
Seit zwei Jahren ist der Konzern auch beim Bergischen Handball-Club aktiv,
was die Grünen im Düsseldorfer Stadtrat auf den Plan rief: Sie wollten das
Sportsponsoring rückgängig machen mit einem Antrag. „Rheinmetall kann als
Rüstungskonzern, der immer wieder mit fragwürdigen Geschäftspraktiken bei
Waffenexporten in der Diskussion ist, kein Partner der Sportstadt
Düsseldorf sein“, begründeten die Grünen den letztlich erfolglosen Antrag.
Nach einer vom Bundesministerium für Wirtschaft beauftragten Studie waren
im Jahr 2014 etwa 350 Unternehmen der Verteidigungsindustrie in
Deutschland, bei einem Jahresumsatz von knapp über 20 Milliarden Euro,
tätig. Nach dem Aufrüstungsprogramm von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD),
euphemistisch „Zeitenwende“ genannt, hat sich dieser Umsatz stark erhöht.
Ein kleiner Teil der Gewinne fließt nicht nur in den Sport, sondern auch an
Parteien als Spenden zurück.
Im Wahljahr 2021 [4][unterstützte Rheinmetall mehrere Parteien], darunter
die CDU. Die Christdemokraten sowie SPD und FDP gehören seit gut zwanzig
Jahren zu den beliebtesten Adressaten des Konzerns, der in den kommenden
Tagen die Schlagzeilen mitbeherrschen dürfte. Und so bleibt der Wunsch von
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl, sich nur noch aufs Finale der Champions
League konzentrieren zu wollen, ein frommer.
29 May 2024
## LINKS
[1] https://www.rheinmetall.com/de/
[2] https://www.bvb.de/News/Uebersicht/Grundwertekodex-ist-online
[3] https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/i…
[4] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/rheinmetall-ruestung-ausba…
## AUTOREN
Markus Völker
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