# taz.de -- Rechte Gewalt in Hamburg: Die Hemmschwelle sinkt | |
> Die Hamburger Beratungsstelle für rechts-motivierte Gewalt dokumentiert | |
> für 2023 zwei bis drei Vorfälle am Tag. Ein Drittel mehr als im Vorjahr. | |
Bild: Hamburg inszeniert sich gerne als jüdisch-christlich und multikulturell.… | |
Hamburg taz | Das Projekt Empower hat im vergangenen Jahr in Hamburg 993 | |
rechte, antisemitische [1][und rassistische Vorfälle] dokumentiert. Das | |
waren 32 Prozent mehr als im Vorjahr und im Schnitt zwei bis drei Vorfälle | |
pro Tag. Seit 2020 sind kontinuierlich mehr Fälle erfasst und ausgewertet | |
worden. Den größten Anteil machten 2023 rassistische Gewalttaten aus (348), | |
hinzu kommen 282 antisemitische Vorfälle. Weitere 50 Taten richteten sich | |
gegen die sexuelle Orientierung der Angegriffenen und knapp 250 Vorfälle | |
können mehreren Kategorien gleichzeitig zugeordnet werden. | |
Die [2][Beratungsstelle Empower] ist ein mehrsprachiges Angebot, das sich | |
an Gewaltopfer, der Angehörigen und Zeug*innen richtet. Sie ist Teil des | |
bundesweiten Verbandes der Beratungsstellen gegen rechte Gewalt (VBRG) und | |
gehört zum Träger Arbeit und Leben Hamburg. Den jetzt vorgelegten Bericht | |
hat das Bundesfamilienministerium zusammen mit der Hamburger Sozialbehörde | |
finanziert. | |
Die Zahlen von Empower sind zivilgesellschaftliches Monitoring und liegen | |
höher als die erfassten Fälle der Strafverfolgungsbehörden. Denn Empower | |
dokumentiert auch Fälle, die unterhalb der strafrechtlichen Grenze liegen, | |
beispielsweise politische Beleidigungen. | |
Die steigenden Zahlen fügen sich in einen bundesweiten Trend ein, es gibt | |
jedoch einige hamburgspezifische Phänomene. Projektleiterin Nissar Gardi | |
weist darauf hin, dass [3][Hamburg sich häufig als christlich-jüdische | |
Stadt präsentiere], in der es deshalb vermeintlich weniger Antisemitismus | |
gäbe. „Außerdem sei man so multikulturell, da hat Rassismus angeblich keine | |
Chance“, so Gardi. | |
## Nicht so wie im Osten | |
„Erschwerend kommt hinzu, dass es in den meisten Institutionen keine | |
Opferschutzkonzepte gibt, die Sensibilität für den Umgang mit den | |
Ideologien nicht vorhanden ist.“ Die Praxiserfahrungen zeige, dass in | |
Institutionen Vorfälle häufig verharmlost werden auch mit Verweis darauf, | |
dass die Situation beispielsweise im Osten deutlich schlimmer sei. | |
[4][Anders als in einigen ostdeutschen Bundesländern] seien | |
zivilgesellschaftliche Projekte gegen rechts in Hamburg spät gefördert | |
worden. | |
27 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Linke-Forderungen-an-die-Bundesregierung/!6020530 | |
[2] https://hamburg.arbeitundleben.de/politische-bildung/empower/ | |
[3] /Hamburger-Antisemitismus-Studie/!6020347 | |
[4] /Vor-den-Landtagswahlen-im-Osten/!6022555 | |
## AUTOREN | |
Mika Backhaus | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Statistik | |
Empowerment | |
Hamburg | |
Schwerpunkt Neonazis | |
TikTok | |
DDR | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Rechtsextreme Vorfälle an Schulen: Starker Anstieg, hohe Dunkelziffer | |
An Berlins Schulen werden immer mehr rechtsextreme Vorfälle registriert. | |
Fachleute befürchten aber, dass das Problem eigentlich noch viel größer | |
ist. | |
Tiktok-Trend: Getriggert vom Talahon | |
Gucci-Cap, Lacoste-Shirt, Bauchtasche: Talahons feiern ihre 15 Minuten | |
Fame. Deutsche machen den migrantisch dominierten Trend größer als er ist. | |
Rassismus in der DDR: „Es gab immer wieder Angriffe“ | |
1975 jagten Hunderte Deutsche algerische Arbeiter durch Erfurt. Jan Daniel | |
Schubert ist Mitinitiator des ersten Gedenkens an die rassistische | |
Hetzjagd. |