# taz.de -- Nach Huthi-Drohnenangriff: Israel greift Ziele im Jemen an | |
> Nach dem Drohnenangriff auf Tel Aviv haben israelische Kampfjets erstmals | |
> Huthi-Ziele im Jemen beschossen. Netanjahu hält an USA-Reise fest. | |
Bild: Mindestens sechs Menschen sollen durch die israelischen Angriffe getötet… | |
Jerusalem taz | Der Beginn der neuesten Eskalation [1][in Nahost] ist in | |
einem auf Social Media kursierendem Video zu besichtigten: Es zeigt die von | |
der jemenitischen Huthi-Miliz stammende Drohne, die in der Nacht zu Freitag | |
in Tel Aviv eine Explosion auslöste, einen Menschen tötete und mehrere | |
verletzte. Aufgenommen wurde es am Stadtstrand von Tel Aviv, das laute | |
Röhren des Flugkörpers ist deutlich zu hören. Ein Alarm ertönt nicht. Die | |
Drohne kommt über dem Meer angeflogen und verschwindet dann zwischen den | |
Häusersilhouetten. Kurz darauf ist eine Explosion zu sehen. | |
Laut Angaben des israelischen Militärs wurde die Drohne wegen eines | |
„menschlichen Fehlers“ nicht korrekt als feindlich identifiziert, obwohl | |
sie wohl minutenlang unter Beobachtung des Militärs stand. Die Reaktion | |
ließ nicht lange auf sich warten: Israels Militär bombardierte am Samstag | |
mit dem Hafen der jemenitischen Stadt Hodeida Stützpunkte der vom Iran | |
unterstützen Miliz. Bei den Luftangriffen wurde wohl eine Raffinerie | |
getroffen sowie Infrastruktur der Energieversorgung. | |
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf medizinisches | |
Personal im Jemen bezieht, wurden mindestens sechs Menschen getötet und | |
Dutzende verletzt – auch wegen eines durch die Luftschläge ausgelösten | |
Feuers. Israels Premier Benjamin Netanjahu erklärte, der Hafen sei für | |
„militärische Zwecke“ genutzt worden und sei ein „Eintrittspunkt für | |
tödliche Waffen aus dem Iran“. | |
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im vergangenen Herbst bemühen sich [2][die | |
Huthis im Jemen], Israel zu schaden – ebenso wie die anderen Milizen der | |
selbstproklamierten pro-iranischen „Achse des Widerstands“, etwa die | |
Hisbollah im Libanon. Die schoss etwa am Sonntag Raketen auf eine | |
leerstehende Schule im Norden Israels, was zu einem Brand führte. | |
## Angespanntes Verhältnis zwischen Netanjahu und Biden | |
Bisher waren vor allem die Kampagnen der Huthis gegen die internationale | |
Schifffahrt im Roten Meer und in der Meeresstraße Bab el-Mandeb | |
erfolgreich. Die führten dazu, dass Schiffsrouten geändert werden mussten. | |
Außerdem schoss die Miliz mehrmals Raketen auf die südliche israelische | |
Küstenstadt Eilat. Wegen der Angriffe auf den internationalen | |
Schiffsverkehr gehen unter anderem die USA bereits seit Monaten gegen die | |
Huthis vor und haben Stützpunkte der Miliz im Jemen bombardiert. Israel | |
selbst hielt bisher die Füße recht still. | |
Am Sonntag schlugen die Huthis wiederum zurück und schossen eine Rakete auf | |
Eilat, die Israels Raketenschutzsystem Arrow allerdings abfing. Ob Israel | |
bei dem Angriff im Jemen – über 1.700 Kilometer von Israel entfernt – den | |
Luftraum der beiden Anrainerstaaten des Roten Meeres, Saudi-Arabien und | |
Ägypten, nutzte, blieb unklar. Das saudische Verteidigungsministerium | |
dementierte sogleich, dass Israel seinen Luftraum für den Angriff im | |
Nachbarland des Königreichs habe nutzen dürfen. Und Ägypten verurteilte den | |
Luftschlag Israels deutlich. | |
Die jüngsten Vorfälle lassen die Sorge vor einem Flächenbrand in der Region | |
erneut wachsen. Zumal der Iran und Israel am Wochenende gegenseitig | |
Warnungen aussprachen. Den großen Wendepunkt in einem Krieg zwischen Israel | |
und der „Achse des Widerstands“ dürfte der Drohnenangriff auf Tel Aviv aber | |
nicht darstellen. Bisher hat das israelische Militär keine zusätzlichen | |
Warnungen an die israelische Öffentlichkeit herausgegeben. Auch die seit | |
längerem geplante USA-Reise von Premier Netanjahu in dieser Woche soll | |
weiterhin stattfinden. | |
Der Besuch ist durch das angespannte Verhältnis zwischen Netanjahu und | |
[3][US-Präsident Joe Biden] vorbelastet. Washington hatte mehrfach die | |
Kriegsführung Israels in Gaza deutlich kritisiert. Zwar konnten sich beide | |
Seiten immer wieder zusammenraufen, doch Meinungsverschiedenheiten sind | |
geblieben – etwa bezüglich eines Plans für eine Nachkriegsordnung für den | |
Gazastreifen. Sicher scheint jedoch: Am Dienstag sollen Netanjahu und Biden | |
persönlich zusammenkommen. Tags drauf soll der Premier im Kongress sprechen | |
– auf Wunsch der Republikaner. Einige Demokraten wollen die Rede | |
boykottieren. | |
21 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
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