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# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Zwei weitere Geiseln tot
> Zwei weitere Geiseln in der Gewalt der Hamas wurden für tot erklärt. Nach
> dem israelischen Vorstoß auf Chan Junis wird von vielen Todesopfern
> berichtet.
Bild: Zerstörte Häuser in Chan Junis
## Viele Tote bei Vorstoß auf Chan Junis
Bei einem neuerlichen Vorstoß der israelischen Streitkräfte im südlichen
Gazastreifen hat es palästinensischen Berichten zufolge viele Tote gegeben.
Die Armee habe [1][im Osten der Stadt Chan Junis] angegriffen, sagten
Augenzeugen. Mindestens 39 Palästinenser, unter ihnen Frauen und Kinder,
seien ums Leben gekommen, weitere 80 hätten Verletzungen erlitten, teilten
Krankenhausmitarbeiter in Chan Junis mit. Die Angaben ließen sich nicht
unabhängig überprüfen.
Die israelische Armee hatte zuvor die Bewohner im östlichen Teil der Stadt
dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen.
Nachrichtendienstliche Erkenntnisse hätten ergeben, dass die islamistische
Hamas von dort aus Raketenangriffe auf Israel durchführte. Die Armee würde
dagegen entschieden vorgehen, für Zivilisten würde es gefährlich werden,
teilte sie auf ihrem Telegram-Kanal mit. Zu diesem Zwecke seien auch die
Grenzen einer humanitären Zone für Zivilisten geändert worden, weil die
Hamas aus dem betreffenden Gebiet heraus Israel angegriffen habe. (dpa)
## Zwei weitere Geiseln für tot erklärt
Israel hat [2][zwei weitere Geiseln in der Gewalt der Hamas] für tot
erklärt, darunter ein polnisch-israelischer Doppelstaatsbürger.
Militärvertreter hätten die Familien von Alex Dancyg (76) und Jagev
Buchstab (35) informiert, teilte die Armee mit. Sie seien am 7. Oktober
vergangenen Jahres „brutal in den Gazastreifen entführt worden“. Beide
Männer seien nicht mehr am Leben, ihre Leichen würden von der
Terrororganisation Hamas festgehalten.
Die Entscheidung, sie für tot zu erklären, basiere auf
Geheimdienstinformationen und sei von einem Expertenforum gebilligt worden.
Die Umstände ihres Todes in der Gewalt der Hamas würden untersucht.
Das [3][Forum der Geiselfamilien] teilte mit, man trauere um die beiden
Männer. Der Historiker Dancyg stammte aus Polen und arbeitete in der
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Er hatte sich jahrelang für
eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Israel und Polen eingesetzt und
war an der Vorbereitung von Schülerreisen beteiligt. Freigekommene Geiseln
hatten berichtet, der passionierte Lehrer habe ihnen in der Gefangenschaft
Geschichtsunterricht erteilt.
Das Forum schrieb: „Jagev und Alex wurden lebend gefangen genommen und
hätten lebend zu ihren Familien und in ihr Land zurückkehren sollen.“ Ihr
Tod spiegele auf tragische Weise die Konsequenzen der Verzögerungen bei den
Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen und Freilassung der 120
Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge wider. Man fordere von
der israelischen Regierung, einem Geisel-Abkommen umgehend zuzustimmen.
„Mit jeder Woche, die vergeht, läuft die Zeit für die Geiseln ab.“ (dpa)
## Israel ordnet Evakuierung im südlichen Gazastreifen an
Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben
örtlicher Mediziner mindestens 16 Palästinenser getötet worden. Darunter
seien sechs Kinder und vier Frauen, teilten Vertreter der
Gaza-Gesundheitsbehörde am Montag mit. Dutzende weitere Menschen seien
verletzt worden. Die Todesopfer habe es bei Panzerbeschuss und
Luftangriffen in der Nähe der Stadt Chan Junis gegeben. Das israelische
Militär ordnete zudem die Evakuierung einiger Gebiete im Bereich der im
Süden des Palästinenser-Gebiets gelegenen Stadt an.
Die Menschen seien aufgefordert, ihre Häuser zu räumen und sich in die als
Auffanglager ausgewiesene sogenannte humanitäre Zone Al-Mawasi zu begeben.
Gesundheitseinrichtungen seien davon nicht betroffen. Israel begründete
sein Vorgehen mit neuen Angriffen militanter Palästinenser vom östlichen
Teil von Chan Junis aus, bei denen unter anderem Raketen abgefeuert worden
seien. Von palästinensischer Seite wurde dies bestritten und als Vorwand
für weitere israelische Angriffe bezeichnet.
Unter den Toten in der Nähe von Chan Junis war nach palästinensischen
Angaben auch eine Familie. „Eine Familie, mitsamt Kindern, wurde in Stücke
gerissen, während sie schlief“, sagte ein Mann in einem Krankenwagen, der
die Leichen transportierte. Die Medien der im Gazastreifen herrschenden
radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas sprachen sogar von 26
Toten. (rtr) |
## EU erwägt mehr Druck auf Israel wegen Siedlungen
In der Europäischen Union werden Überlegungen konkreter, den Druck auf
Israel wegen der jüdischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen
Gebieten zu erhöhen. Zudem soll die Regierung in Jerusalem dazu gebracht
werden, die Zwei-Staaten-Lösung für einen dauerhaften Frieden zu
akzeptieren.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte die 27 EU-Mitgliedsstaat am
Montag auf, eine härtere Haltung gegenüber Israel einzunehmen, nachdem der
[4][Internationale Gerichtshof die Besetzung des Westjordanlands für
illegal erklärt hat.] „Wir müssen jetzt diskutieren, was wir machen, was
die Konsequenzen sind“, forderte er vor dem Treffen der EU-Außenminister in
Brüssel. Das gelte auch für die Situation in Gaza, wo es eine humanitäre
Katastrophe durch die israelischen Angriffe gebe. Fast 40.000 Menschen
seien getötet worden.
Auch Außenministerin Annalena Baerbock verwies darauf, dass die EU nach dem
Gutachten des Internationalen Gerichtshofs (IGH) eine Verantwortung habe.
„Klar war bereits vor dem Gutachten, dass die Siedlungspolitik der
israelischen Regierung völkerrechtswidrig ist und dass die Siedlungspolitik
einer Zwei-Staaten-Lösung im Wege steht“, betonte sie. Auch wenn das
Gutachten nicht bindend sei, wäre die israelische Regierung gut beraten,
„endlich den Weg freizumachen für eine Zwei-Staaten-Lösung“, die neben dem
israelischen auch einen palästinensischen Staat umfasst. Israels
Regierungschef Benjamin Netanjahu lehnt dies seit langem ab.
Die Richter des IGH waren in ihrem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass
Israel dazu verpflichtet sei, den Palästinensern Reparationen für die durch
die Besatzung verursachten Schäden zu zahlen. Israel hatte 1967 unter
anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem besetzt und baut dort seither
Unterkünfte für jüdische Siedler. Der IGH ist das höchste Rechtsorgan der
UN und wird daher auch Weltgericht genannt. (rtr) |
## Israel greift nach Beschuss Hisbollah-Stellungen an
Die militärischen [5][Auseinandersetzungen zwischen Israels Armee und der
Hisbollah im Libanon] gehen weiter. Erneut reagiert Israel auf Beschuss des
Nordens des Landes.
Tel Aviv/Beirut – Die israelische Luftwaffe hat nach Beschuss durch die
proiranische Hisbollah erneut Stellungen der Miliz im Südlibanon
beschossen. Wie die israelische Armee am Abend mitteilte, sei eine
Raketenabschussanlage bombardiert worden. Zudem seien ein
Beobachtungsposten und „Terror-Infrastruktur“ der Hisbollah angegriffen
worden. Nähere Details wurden nicht genannt. Die Angaben konnten unabhängig
nicht überprüft werden. Zuvor soll die Hisbollah den Norden Israels mit
Raketen und Drohnen angegriffen haben.
Israel und die libanesische Schiitenmiliz liefern sich seit dem Beginn des
Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich
zu. Auf beiden Seiten gab es Tote. Die Hisbollah handelt nach eigenen
Aussagen aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Seit
langem wird befürchtet, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. (dpa) |
## Netanjahu entsendet Delegation für Geisel-Gespräche am Donnerstag
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will am Donnerstag
eine Delegation für Gespräche mit der radikal-islamischen Hamas über ein
Geisel-Abkommen entsenden. Das teilt das Netanjahus Büro mit. Netanjahu
habe am Sonntag ein Treffen mit der Delegation und hochrangigen Mitgliedern
des israelischen Verteidigungsapparats abgehalten.
In der Erklärung wurde das Ziel der Delegation nicht genannt. Die von Katar
und Ägypten geführten und von den USA unterstützten Bemühungen um einen
Waffenstillstand haben bisher zu keiner Einigung geführt. Beide Seiten des
seit mehr als neun Monaten andauernden Gaza-Konflikts geben sich
gegenseitig die Schuld an der festgefahrenen Situation. (rtr) |
## Isrealisches Militär will Ultraorthodoxe einberufen
Das israelische Militär hat Einberufungsbescheide an 1000 Mitglieder der
ultraorthodoxen Gemeinschaft verschickt. Damit soll die Armee aufgestockt
werden, was jedoch die Spannungen zwischen religiösen und säkularen
Israelis weiter anheizen könnte. Der Oberste Gerichtshof des Landes hatte
Ende Juni entschieden, dass auch ultraorthodoxe Juden wehrpflichtig sind
und zur Armee müssen. Strenggläubige Juden waren in Israel bislang vom
Militärdienst befreit.
Das israelische Militär bietet Soldaten, die im Gazastreifen Dienst tun,
Impfstoff gegen Kinderlähmung an. Die Soldaten würden bei den
routinemäßigen Truppenwechseln geimpft, obwohl dies nicht obligatorisch
sei, teilt das Militär mit. In Testproben in Gebieten des Küstenstreifens
waren zuvor Reste des ansteckenden Polio-Virus gefunden worden. In
Zusammenarbeit mit internationalen Gruppen würden zudem genügend Impfstoffe
bereitgestellt, um mehr als eine Million der 2,3 Millionen Einwohner des
Gazastreifens zu impfen.
Während der neunmonatigen israelischen Militäroffensive, die durch den
Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst wurde, ist ein
Großteil der Gesundheitsinfrastruktur im Gazastreifen zerstört worden.
Hilfsorganisationen haben davor gewarnt, dass die Bevölkerung ohne
angemessene Gesundheitsversorgung besonders anfällig für den Ausbruch von
Krankheiten ist. (rtr) |
## Huthis wollen Angriffe fortsetzen
[6][Die jemenitische Huthi-Miliz hat angekündigt, ihrer Angriffe auf Israel
fortzusetzen]. Dabei sehe man sich an keine Regeln der Kriegsführung
gebunden, sagt Huthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam dem arabischen
Fernsehsender Al-Dschasira. Es gebe „keine roten Linien“ bei der Reaktion
der Huthis auf Israels Vorgehen. „Alle sensiblen Einrichtungen auf allen
Ebenen werden ein Ziel für uns sein“, sagte er.
Bei dem israelischen Luftangriff im Bereich der jemenitischen Hafenstadt
Hodeidah am Samstag sind laut Vertretern örtlicher Gesundheitsbehörden
sechs Menschen getötet worden. 80 weitere Menschen seien verletzt worden,
sagten die Insider.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will nach Angaben seines Büros
am Dienstag mit Präsident Joe Biden zusammentreffen. Netanjahu werde am
Montagmorgen in die USA aufbrechen, teilt das Büro mit.
Die Huthis im Jemen haben nach eigenen Angaben die israelische Hafenstadt
Eilat mit mehreren ballistischen Raketen beschossen. Die israelische
Flugabwehr hat nach Angaben des Militärs eine aus dem Jemen abgefeuerte
Boden-Boden-Rakete am Sonntag abgefangen. Sie sei mithilfe des
Abwehrsystems Arrow 3 abgeschossen worden, bevor sie israelisches
Hoheitsgebiet erreicht habe.
In der südisraelischen Stadt Eilat heulen die Luftschutzsirenen. Die
Einwohner rennen in die Schutzräume, berichtet das israelische Militär. Die
am nördlichen Roten Meer gelegene Stadt wird immer wieder von den
Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen.
Saudi-Arabien sei nicht an den Angriffen auf Hodeidah im Jemen beteiligt,
erklärt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Turki al-Malki.
Saudi-Arabien werde niemandem erlauben, seinen Luftraum zu infiltrieren. Im
Krieg zwischen den vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen und
der von Sunniten und anderen Gruppen dominierten Regierung Jemens in Sanaa
steht Saudi-Arabien auf der Seite der Regierung. Das erzkonservative
Königreich, das an den Norden des Jemens grenzt, begreift sich als
Schutzmacht der Sunniten. (rtr) |
22 Jul 2024
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