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# taz.de -- Mehr russisches Erdgas für China: Xi und Putin für neue Pipeline
> Wohin mit dem russischen Erdgas, wenn es nicht mehr in Europa verbraucht
> wird? Putin und Xi wollen dafür den Bau einer neuen Pipeline
> beschleunigen.
Bild: XI Jinping und Wladimir Putin beim Pipeline-Shakehand
Kyjiw taz | Russland und China wollen ihre gemeinsame Gas-Pipeline „Kraft
Sibiriens 2“ (Siberia 2) zügig fertigstellen. Das haben [1][Wladimir Putin
und der chinesische Präsident Xi Jinping] bei ihrem Gespräch im Rahmen des
Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit im kasachischen
Astana vereinbart. Gleichzeitig haben sie von Astana aus ihre jeweiligen
nationalen Baufirmen angewiesen, die Pipeline „Siberia 2“ so „schnell wie
möglich“ fertig zu stellen. Bislang war eine Inbetriebnahme im Jahr 2030
avisiert. [2][Lange hatte der Bau des Riesenprojekts in Frage gestanden.]
Peking hatte von Moskau gefordert, die gesamten Baukosten zu übernehmen.
Nun scheinen die Differenzen behoben worden zu sein.
Die Pipeline „Siberia“ liefert seit 2022 insgesamt 2.200 Kilometer durch
russisches Gebiet Gas direkt nach China. Durch diese Pipeline mit einer
Kapazität von 61 Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr sollen im Rahmen eines
2014 zwischen Russland und China geschlossenen 30-jährigen Liefervertrages
künftig jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China fließen.
Die Kosten betrugen mit umgerechnet rund 55 Milliarden Euro etwa das
Fünffache der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, die im September 2021
fertiggestellt und ein Jahr später von Unbekannten gesprengt wurde. Damit
nicht genug. Nun ist eine zweite Pipeline, die „Kraft Sibiriens 2“, in
Planung. Und diese soll jährlich weitere 50 Milliarden Kubikmeter Gas von
Russland nach China transportieren. Zum Vergleich: [3][Deutschland hat im
vergangenen Jahr insgesamt 75 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht.]
Zeitpunkt und Ort der Bekanntgabe einer beschleunigten Fertigstellung von
„Kraft Sibiriens 2“ sind nicht zufällig gewählt, sieht sich doch die 2001
von Russland und China gegründete „Shanghaier Organisation für
Zusammenarbeit“ als Gegengewicht zu EU, USA und der Nato.
## Vertrag zum Gastransit läuft aus
Am 31. Dezember dieses Jahres läuft der russisch-ukrainische Vertrag zum
Transit russischen Gases durch die Ukraine nach Westeuropa aus. Und weder
in der Ukraine noch in Europa ist man aus politischen Gründen an einer
Verlängerung dieses russischen Gastransits interessiert.
Die Ukraine prüft nun die Möglichkeit, aserbaidschanisches Gas durch ihr
Gebiet in die EU zu pumpen, wenn das Transitabkommen mit Gazprom Ende
dieses Jahres ausläuft. So zitiert die aserbaidschanische
Nachrichtenagentur [4][media.az] den ukrainischen Präsidenten Selenski aus
dessen Interview für die Nachrichtenagentur Bloomberg. „Es werden jetzt
alternative Schritte erwogen, wie wir die Pipeline mit einem anderen
Gaslieferanten, mit einem anderen Land, nutzen können“, so Selenski.
Und so zeigen Putin und Xi mit der Bekanntgabe einer beschleunigten
Fertigstellung von „Kraft Sibiriens 2“ nicht nur, dass Russland und China
angesichts des westlichen Versuchs, langfristig auf russisches Gas ganz zu
verzichten, einen Plan B haben.
Die Vereinbarung bestätigt auch das Bild, das der Gipfel von Astana in die
Welt senden wollte: Wir sind ein [5][Gegengewicht zur
europäisch-amerikanisch dominierten Weltordnung] – und wir werden immer
stärker. Die Potentaten freuten sich über das neue Mitglied Belarus, waren
stolz auf den Besuch der Staatschefs von Aserbaidschan, Katar, der
Mongolei, den Vereinten Arabischen Emiraten, Turkmenistan und der Türkei.
Und so ganz nebenbei konnte Putin, der sich von Xi als „alter Freund“
anreden ließ, demonstrieren, dass er nun wirklich kein Paria der
Weltgemeinschaft ist und die westlichen Sanktionen ihn nun wirklich nicht
kratzen. Bereits im Vorfeld des Gipfels, so berichtet das vom US-Kongress
finanzierte Radio Free Europe/Radio Liberty, hatte Putin von „neuen
Systemen bilateraler und multilateraler Garantien für die kollektive
Sicherheit in Eurasien“ wie beispielsweise der Schanghaier Organisation
gesprochen, mit deren Hilfe man „die militärische Präsenz externer Mächte
in der eurasischen Region schrittweise abbauen“ könne.
4 Jul 2024
## LINKS
[1] /Putins-Besuch-in-China/!6007832
[2] https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/kraft-sibiriens-2-…
[3] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/41033/umfrage/deutschland-er…
[4] https://media.az/
[5] /Putin-in-Peking/!6007894
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Russland
China
Erdgas
Nordstream
Energiekrise
Wladimir Putin
Belarus
Russland
Unser Fenster nach Russland
Schwerpunkt Zwei Jahre Krieg in der Ukraine
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