Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Atomfonds Kenfo soll Rente sichern: Rentenfinanzierung sucht Endlag…
> Der Fonds für die Finanzierung der Atomendlager in Deutschland legt viel
> Geld an. Er soll die Lücke in der Rentenversicherung stopfen helfen.
Bild: Die Rentenfinanzierung gestaltet sich ähnlich schwierig wie die Suche na…
Berlin taz | Im Westteil Berlins residiert in einem schlichten Bürohaus ein
staatlicher Fonds, der sehr erfolgreich Milliarden Euro verwaltet. Er
stellt sicher, dass Deutschland genug Geld für ein Atomendlager hat. Lange
ein Spezialthema – doch nun bekommt der sogenannte Kenfo wohl neue
Aufgaben, die sehr viele Menschen betreffen: Er soll künftig helfen, die
Rente zu sichern.
Gestartet ist der Fonds im Juni 2017. Er ist eine öffentlich-rechtliche
Stiftung und verwaltet 24,1 Milliarden Euro Kapital. Es stammt von den
Konzernen, die die Atomkraftwerke in Deutschland betrieben haben und
verpflichtet wurden, das Geld für die Sicherung des Atommülls
zurückzulegen. Im Zuge des Atomausstiegs übernahm der Staat die Entsorgung,
das Geld dafür überwiesen die Firmen an den Fonds für die Finanzierung der
kerntechnischen Entsorgung, kurz Kenfo.
Seither investiert Kenfo recht erfolgreich. 2023 betrug die Rendite 11,1
Prozent, Zielvorgabe waren 4,2 Prozent. Profitiert hat er vor allem von der
Erholung der Aktienmärkte. Grundsätzlich soll er möglichst viel Ertrag
erzielen und dabei darauf achten, dass die Investitionen nachhaltig sind.
Das bedeutet auch: In Atomtechnik wird kein Geld gesteckt, [1][in Ölfirmen
wegen der Erträge schon.] Über seine Beteiligung dort will der Fonds auf
mehr Nachhaltigkeit hinwirken. Seit 2019 ist der CO2-Abdruck der
betroffenen Anlagen um fast 60 Prozent gesunken.
Zurzeit ist 46 Prozent des Geldes in Aktien und handelbaren
Immobilienpapieren angelegt, sogenannten Reits. 28 Prozent ist in Anleihen
von Unternehmen und Schwellenländern investiert, je 9 Prozent in
Staatsanleihen der Industrieländer und Anlagen, die nicht an Börsen
gehandelt werden. Dazu gehört Infrastruktur wie Solar- und Windanlagen,
Glasfasernetze und Datenzentren, Nahverkehrszüge und Bahnstrecken. Zudem
beteiligt sich der Fonds an Unternehmen. Bis 2028 soll der Anteil der
Aktien auf 35,5 Prozent sinken, der nichtbörslicher Investments auf 29
Prozent steigen.
## Geld soll bis Ende des Jahrhunderts reichen
Angelegt wird weltweit und immer in kleinen Anteilen, um das Risiko zu
streuen. Für den Kenfo arbeiten knapp 50 Beschäftigte. Die Anlagen
verwalten mehr als 50 Investmentpartner weltweit. Angesichts der großen
Summen profitiert der Fonds von guten Konditionen.
Das Geld des Kenfo soll bis zum Ende des Jahrhunderts reichen, der
Anlagehorizont ist 75 Jahre. Schließlich wird das deutsche Endlager für
hochradioaktiven Müll noch Jahrzehnte auf sich warten lassen. Ein Standort
ist wohl frühestens 2046 gefunden. Danach muss noch erforscht und gebaut
werden. Bereits jetzt überweist der Fonds jedes Jahr Geld ans
Umweltministerium, das damit die Kosten der Endlagersuche und Entsorgung
bezahlt. 2023 waren es 636,8 Millionen Euro, dieses Jahr sollen es 797
Millionen sein. Insgesamt sind bisher 3,664 Milliarden Euro geflossen.
## Finanzmärkte als Ausgleich demografischen Wandels
Weil zugleich der Wert der Anlagen gestiegen ist, ist das Fondskapital
nicht geschrumpft, sagte Finanzchef Thomas Bley. Für 2024 rechnet er mit
weiter steigenden Erträgen. Außer die geopolitischen Spannungen führen zu
einer neuen Krise – andererseits hat der Fonds schon Corona, den Angriff
auf die Ukraine mit dem Energiepreisschock sowie zweistellige
Inflationsraten gut überstanden.
Auch weil der Kenfo so erfolgreich ist, plant die Bundesregierung eine
weitere, ähnliche Stiftung. Sie soll das sogenannte Generationenkapital
verwalten. Es wird Teil der gesetzlichen Rente. Bisher finanzieren
diejenigen, die arbeiten, die Rente der Ruheständler. [2][Weil die Zahl der
Rentner steigt], die [3][der Jüngeren aber sinkt], drohen riesige Löcher in
der Rentenversicherung. Deshalb soll an den Finanzmärkten vorgesorgt
werden.
Geplant ist zurzeit wohl, jährlich 12 Milliarden Euro anzulegen,
beschlossen ist bisher nichts. Sollte das Gesetz bis Anfang November durch
Bundestag und Bundesrat sein, könnte die neue Stiftung noch 2024 starten.
Angesiedelt werden soll sie zu Anfang beim Kenfo und auch von dessen Wissen
und Kontakten profitieren.
Die Anlagestrategie dürfte jedoch anders aussehen. Beim Generationenkapital
ist erst 2036 eine erste Auszahlung an die Rentenkasse geplant. Der
[4][Aktienanteil könnte bei 80 Prozent liegen], was die Erträge erhöht,
allerdings auch das Risiko von Verlusten. Weil der Kenfo seit dem Start
jährlich Geld ausschütten muss, sind seine Anlagen etwas risikoärmer.
4 Jul 2024
## LINKS
[1] /Atommuellstiftung-Kenfo/!5993730
[2] /Kabinett-beschliesst-neues-Rentenpaket/!6010452
[3] /Prognose-zur-demografischen-Entwicklung/!6003717
[4] /Rentenpaket-II/!5994895
## AUTOREN
Björn Hartmann
## TAGS
Rente
Aktienrente
Atommüllendlager
Aktien
Social-Auswahl
Atommüllendlager
Rente
Rente
Kolumne Die Woche
Schwerpunkt Atomkraft
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hochradioaktiver Atommüll: Standorte für Endlager weiter eingegrenzt
Fast ein Fünftel der für hochradioaktiven Atommüll diskutierten Gebiete
ist aus dem Rennen. Brandenburg und Bayern können aufatmen.
Immer mehr Rentner*innen arbeiten: Weiterschuften trotz Rente
1,3 Millionen Altersrentner*innen arbeiten. Viele müssen wegen einer
geringen Rente arbeiten. Aber auch soziale Kontakte spielen eine Rolle.
Neues Rentenpaket: Mindestens haltbar bis 2039?
Das Kabinett hat das Rentenpaket II beschlossen, das die Renten für 15
Jahre absichern soll. Die Folgen für Jüngere sind ambivalent.
Middleton, Taurus, Aktienrente: Von den Besten (?) lernen
Herzogin Kate könnte Trump was beibringen, und die FDP könnte dem
Aktienmarkt was einbringen – unseren Renten aber eher nicht.
Streit um das Atommüll-Endlager Konrad: Ein Neustart wäre besser
Die Endlagerstätte Konrad ist zu klein. Sinnvoller wäre es, nach einem Ort
zu suchen, in dem alle strahlenden Abfälle Platz haben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.