# taz.de -- Zweites Urteil gegen AfD-Politiker: Erneut Geldstrafe für Höcke | |
> Das Landgericht Halle hat Björn Höcke verurteilt, weil er die SA-Parole | |
> wiederholt hat. Diesmal konnte er nicht behaupten, nichts gewusst zu | |
> haben. | |
Bild: Höcke ist erneut wegen einer verbotenen Nazi-Parole schuldig gesprochen … | |
Leipzig taz | Das Landgericht in Halle hat Björn Höcke zu einer weiteren | |
Geldstrafe verurteilt. Der Thüringer AfD-Chef sei schuldig, Kennzeichen | |
einer verfassungswidrigen Organisation verwendet zu haben. Er hatte im | |
Dezember 2023 bei einer Parteiveranstaltung in Gera den Anfang der | |
SA-Parole „Alles für Deutschland“ gesagt. Sein Publikum vervollständigte | |
sie. Als Strafe setzte das Gericht 130 Tagessätze zu je 130 Euro fest – | |
insgesamt 16.900 Euro. Damit wäre Höcke vorbestraft. Das Urteil ist noch | |
nicht rechtskräftig. | |
Der Vorsitzende Richter Jan Stengel begründete, Höcke habe die Parole | |
bewusst verwendet, obwohl ihm klar gewesen sein musste, dass sie potenziell | |
strafbar sei. Zu dem Zeitpunkt lief bereits ein Verfahren wegen der | |
Verwendung der SA-Parole gegen ihn. | |
Ein [1][Video zeigt den Vorfall], um den es am Montag ging: Höcke stand in | |
Gera im Lokal Waldhaus auf einer kleinen Bühne und hielt eine Rede. Gegen | |
Ende beschwerte er sich, weil er wegen der SA-Parole vor Gericht musste. | |
Mit einer animierenden Armbewegung wiederholte er dabei die ersten zwei | |
Worte, „Alles für …“, und machte dann eine Pause. Das Publikum | |
vervollständigte daraufhin, „… Deutschland!“, und Höcke lachte kurz auf. | |
In Halle verwies Richter Stengel auch auf das Video. Es zeige, dass Höcke | |
nicht versucht habe, die Vollendung der verbotenen Parole zu unterbinden. | |
Stattdessen sei „mimische Zustimmung“ zu erkennen, sagte Stengel laut | |
Deutscher Presse-Agentur. Höcke habe die Grenzen des Sagbaren ausgetestet. | |
Die Geldstrafe sei verhältnismäßig. | |
## Staatsanwaltschaft forderte Freiheitsstrafe | |
Wer die Parole der paramilitärischen NS-Organisation SA heute verwendet, | |
muss in Deutschland laut Paragraf 86a Strafgesetzbuch mit einer Geld- oder | |
Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen. | |
Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer vor dem Urteil eine | |
Freiheitsstrafe von acht Monaten gefordert, die für zwei Jahre auf | |
Bewährung ausgesetzt werden sollte. Zudem sollte Höcke 10.000 Euro an eine | |
gemeinnützige Einrichtung zahlen und für zwei Jahre kein öffentliches Amt | |
ausüben dürfen, verlangte Staatsanwalt Benedikt Bernzen. | |
Höckes Verteidigung plädierte hingegen auf Freispruch. Die SA-Losung habe | |
nicht Höcke, sondern sein Publikum vollendet. Er habe bewusst vor dem | |
letzten Wort aufgehört. | |
Auch Björn Höcke bezeichnete sich vor dem Urteilsspruch als unschuldig. Er | |
sehe seine Meinungsfreiheit beschränkt, wenn er für den Vorfall verurteilt | |
werde. Überhaupt werde er nur verfolgt, [2][weil er ein | |
Oppositionspolitiker sei.] Bei der Thüringer Landtagswahl am 1. September | |
tritt er als Spitzenkandidat der AfD an. In Umfragen liegt die Partei mit | |
um die 30 Prozent seit Monaten vorne, hat aber zuletzt leicht verloren. | |
Vor dem Prozess hatte Höcke in einem online veröffentlichten Video [3][die | |
Gerichtsverhandlung als Schauprozess] bezeichnet. „Wenn die AfD an der | |
Regierung ist, werden die politischen Schauprozesse aufgearbeitet werden, | |
dann wird es wieder eine neutrale Justiz geben“, kündigte er darin an. | |
Ähnlich hatte er sich bereits im Mai geäußert, als er zum ersten Mal wegen | |
der SA-Parole in Halle vor Gericht stand. Bei dem Fall hatte er die Losung | |
2021 auf einer Wahlkampfveranstaltung in Merseburg vollständig | |
ausgesprochen. [4][Das Landgericht Halle hatte ihn deshalb zu 100 | |
Tagessätze je 130 Euro verurteilt.] Gegen das Urteil hat Höcke bereits | |
Revision einlegt. | |
Gegen Höcke steht in Thüringen noch ein dritter Prozess an. In Mühlhausen | |
ist er wegen Volksverhetzung angeklagt, weil er im Oktober 2022 auf | |
Telegram nach einer Gewalttat pauschal gegen „Einwanderer“ gehetzt hatte. | |
1 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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