| # taz.de -- Streit um Mieterhöhung: Kein Bock auf Mietspiegel | |
| > Berlins landeseigene Wohnungsfirmen begründen Mieterhöhungen in | |
| > Einzelfällen auch mit Vergleichswohnungen. Aktuell ist das bei der WBM | |
| > passiert. | |
| Bild: Der Mietspiegel soll die Basis für die Miete einer Wohnung sein. Das ist… | |
| Berlin taz | Ende Mai hat der Berliner Senat den qualifizierten Mietspiegel | |
| veröffentlicht. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) mit | |
| ihren rund 34.000 Wohnungen hat das Zeitfenster, bis der neue Mietspiegel | |
| vorlag, noch schnell genutzt. Mitte Mai erhöhte das landeseigene | |
| Unternehmen die Miete einer Wohnung in Spandau ohne Rückgriff auf den | |
| Mietspiegel – obwohl gerade die Landesunternehmen dazu angehalten sind, den | |
| vom Land Berlin veröffentlichten Mietspiegel zu verwenden. | |
| Die Mieterhöhung in der Spandauer Goltzstraße liegt der taz vor. Rund | |
| sieben Prozent muss eine Mieterin dort nun mehr für ihre Wohnung bezahlen. | |
| Die WBM begründet die Mieterhöhung mit den Mieten von fünf | |
| Vergleichswohnungen – Wohnungen, die in Größe, Zimmerzahl, Ausstattung und | |
| Lage ähnlich sind. | |
| Das ist zwar zulässig. Auch handelt es sich dabei um einen 2018 | |
| fertiggestellten Neubau, für den im vorigen einfachen Mietspiegel noch | |
| keine Daten vorlagen. Marcel Eupen vom Alternativen Mieter- und | |
| Verbraucherschutzbund (AMV) kritisiert aber: „Die WBM hätte einfach zwei | |
| Wochen warten können, bis der neue Mietspiegel veröffentlicht wird. Sie | |
| wusste, dass dieser kommt, und wusste auch bereits, wie dieser ausfällt.“ | |
| Warum die WBM das nicht getan hat, beantwortet ihr Sprecher Matthias | |
| Borowski nicht. Er sagt aber: „Ein Blick in den neuen Mietspiegel zeigt, | |
| dass die von uns herangezogenen Vergleichsmieten nicht über den dort | |
| angegebenen ortsüblichen Vergleichsmieten liegen.“ | |
| ## Sechs landeseigene Wohnungsgesellschaften | |
| Auch Marcel Eupen bestätigt, dass je nach Wert, den man anlegt, die | |
| Erhöhung auch mit dem neuen Mietspiegel gerechtfertigt gewesen wäre. Für | |
| ihn macht die Erhöhung auf Basis der Vergleichswohnungen aber ein | |
| grundsätzliches Problem deutlich. Sowohl in der Kooperationsvereinbarung | |
| mit den landeseigenen Unternehmen – [1][neben der WBM noch fünf andere mit | |
| insgesamt rund 360.000 Wohnungen] – als auch im Mietenbündnis habe man sich | |
| auf den Mietspiegel als Instrument für Mieterhöhungen geeinigt. „Gerade die | |
| landeseigenen Unternehmen täten gut daran, dann auch den Mietspiegel des | |
| Landes zu verwenden“, sagt er. | |
| Denn der Mietspiegel macht es letztlich auch für die Mieter relativ einfach | |
| überprüfbar, ob eine Erhöhung gerechtfertigt ist. Wenn aber | |
| Vergleichswohnungen herangezogen werden, laufe das auf ein „Friss oder | |
| stirb“ hinaus, meint Eupen. „Ein Mieter kann ja nicht einfach dort klingeln | |
| und fragen: Zeigen Sie mir mal Ihre Wohnungen.“ | |
| Einen generellen Trend, immer öfter bei Mieterhöhungen auf | |
| Vergleichswohnungen zu verwiesen, sieht Eupen allerdings nicht. Auch von | |
| der WBM heißt es, dass im Mai kurz vor der Veröffentlichung des neuen | |
| Mietspiegels keine weiteren Mieterhöhungen auf Basis von | |
| Vergleichswohnungen verschickt worden seien. | |
| Dennoch hat es in den vergangenen Jahren auch in Spandau immer mal wieder | |
| solche Mieterhöhungen gegeben. 2022 hatte die gleichfalls landeseigene | |
| Gewobag im Projekt Waterkant unter Berufung auf Vergleichswohnungen die | |
| Miete in einem Neubauprojekt erhöht. Das private französische Unternehmen | |
| Covivio nutzte vergangenes Jahr sogar Vergleichswohnungen in Kreuzberg und | |
| Mitte, um die Miete einer Wohnung am Brunsbütteler Damm in Spandau zu | |
| erhöhen. | |
| ## WBM: Verfolgen faire Mietenpolitk | |
| Die WBM hat 2023 [2][laut ihrem jüngsten Geschäftsbericht] 462 Wohnungen | |
| fertiggestellt. Rund 1.200 weitere seien im Bau. Die durchschnittliche | |
| Miete pro Quadratmeter betrage 6,51 Euro. Als Teil ihres | |
| Selbstverständnisses [3][gibt die WBM an]: „Wir verfolgen eine faire | |
| Mietenpolitik und schaffen sicheren, bezahlbaren Wohnraum in guter Qualität | |
| – unter Berücksichtigung von Bedarfen und unternehmerischen Anforderungen | |
| gleichermaßen.“ | |
| 16 Jun 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://inberlinwohnen.de/die-landeseigenen/ | |
| [2] https://www.wbm.de/presse/pressemitteilung/detail/wbm-veroeffentlicht-gesch… | |
| [3] https://www.wbm.de/unternehmen/unsere-werte/selbstverstaendnis/ | |
| ## AUTOREN | |
| Yannic Walther | |
| ## TAGS | |
| Mieten | |
| Mietspiegel | |
| Wohnungsbau | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Milieuschutz | |
| Mieten | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Berliner Wohnungsmarkt: Landeseigene erhöhen die Miete | |
| Mieterverein und Linke kritisieren die neuen Mieterhöhung bei den | |
| landeseigenen Wohnungsgesellschaften als unsozial. Der BBU hält sie für | |
| notwendig. | |
| Immobilienaufwertung in Berlin: Wenn die Verdrängung klingelt | |
| In einem Neuköllner Milieuschutzgebiet wertet ein Eigentümer sein Haus auf | |
| – ohne Genehmigung. Kein Einzelfall: Die Bewohner fühlen sich machtlos. | |
| Verbraucherschützer gegen Anbieter: Abmahnung wegen TV-Kosten | |
| Früher mussten Mieter TV-Kosten über die Miet-Nebenkosten begleichen. Damit | |
| ist seit Juli Schluss. Doch manche Mieter sollen trotzdem weiterzahlen. | |
| Mietenkrise in Berlin: Teurer als erlaubt | |
| Der neue Mietspiegel zeigt: Die Mieten steigen unaufhörlich. Deutsche | |
| Wohnen & Co enteignen veröffentlicht Rechner gegen Abzocke und trommelt für | |
| Mietendemo. | |
| Mieterhöhungen bei den Landeseigenen: Der Aufstand der Mieterräte | |
| Mieter der kommunalen Wohnungsfirmen protestieren gegen Mieterhöhungen. Der | |
| Senat hatte mit einer neuen Kooperationsvereinbarung soziale | |
| Verpflichtungen abgeschafft. | |
| Mieterhöhungen ohne Mietspiegel: Dreist, dreister, Covivio | |
| Als erster Immobilienkonzern umgeht Covivio den Mietspiegel. Um | |
| Mieterhöhungen in Spandau zu rechtfertigen, verweist der Konzern auf Mieten | |
| in Mitte. |