| # taz.de -- Verbraucherschützer gegen Anbieter: Abmahnung wegen TV-Kosten | |
| > Früher mussten Mieter TV-Kosten über die Miet-Nebenkosten begleichen. | |
| > Damit ist seit Juli Schluss. Doch manche Mieter sollen trotzdem | |
| > weiterzahlen. | |
| Bild: Seit Juli müssen Mieter TV-Kosten nicht mehr über die Miet-Nebenkosten … | |
| Düsseldorf dpa | Nach dem Ende des sogenannten Nebenkostenprivilegs, bei | |
| dem [1][Mieter] die TV-Kosten über die Mietnebenkosten zahlen mussten, | |
| sorgt ein neues Vorgehen von Vermietern und Fernsehanbietern für Unmut. Die | |
| Verbraucherzentrale NRW warf dem Wohnungskonzern LEG und dem Netzbetreiber | |
| NetCologne vor, Mietern Verträge unterzuschieben und damit rechtswidrig zu | |
| handeln. Entsprechende Abmahnungen seien verschickt worden. | |
| Die beiden Firmen hätten unabhängig voneinander Schreiben an Mieter | |
| geschickt, denen zufolge die [2][Mieter] automatisch einen Endnutzervertrag | |
| bekommen. Nach Einschätzung der [3][Verbraucherschützer] ist aber die | |
| aktive Zustimmung des Mieters nötig. | |
| „Die Verbraucher haben nach dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs eigentlich | |
| die freie Wahl für den TV-Empfang“, sagt Felix Flosbach von der | |
| Verbraucherzentrale NRW. „Aber die beiden Anbieter versuchen hier, den | |
| Verbraucherinnen und Verbrauchern Verträge ohne Vertragsschluss | |
| unterzujubeln.“ | |
| In dem Schreiben von NetCologne an seine Kunden heißt es, man wolle es den | |
| Kabelnutzern so einfach wie möglich machen und den bisherigen | |
| Kabel-TV-Vertrag in einen TV-Einzelnutzervertrag überführen. „Sie müssen | |
| sich also um nichts kümmern und schauen einfach ihr Lieblingsprogramm | |
| weiter – und das dauerhaft günstig.“ | |
| Monatlich werden dem Brief zufolge fünf Euro fällig, was tatsächlich | |
| relativ günstig ist. Der Monat Juli ist gratis. Im Internet kann der Kunde | |
| sich abmelden – eine Zahlungspflicht besteht also im Gegensatz zum vorigen | |
| Nebenkostenmodell nicht. | |
| LEG wiederum schreibt an seine Mieter, sie könnten sich „bequem | |
| zurücklehnen und müssen selbst keinen eigenen Vertrag abschließen“. Man | |
| werde einen neuen vom Mietvertrag unabhängigen Vertrag neben dem | |
| Mietvertrag einrichten. Auch hier ist eine Kündigung möglich. | |
| Die LEG-Wohnungen bekommen die Fernsehsignale vom Kabelanbieter | |
| [4][Vodafone]. Ein Sprecher des Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmens | |
| sagt, dass man keine direkte Vertragsbeziehung zu den Mietern habe und die | |
| LEG ihren Mietern eigenständig die TV-Versorgung anbiete. | |
| ## Firmen verteidigen sich | |
| Die Firmen weisen die Vorwürfe der Verbraucherschützer zurück. Ein | |
| LEG-Sprecher sagt, man erfülle mit dem Angebot nur mietvertragliche | |
| Verpflichtungen. „Ein funktionierender TV-Anschluss ist nach unserer | |
| Rechtsauffassung Bestandteil der bestehenden Altmietverträge.“ | |
| Dieses Argument wiederum überzeugt Verbraucherschützer Flosbach nicht. | |
| „Grundsätzlich muss der Kabel-TV Anschluss zur Verfügung stehen, sofern | |
| mietvertraglich zugesichert“, sagt der Rechtsanwalt, aber: „Eine | |
| aufgezwungene Nutzung resultiert daraus nicht.“ | |
| Von NetCologne heißt es, ein möglichst reibungsloser Übergang für die | |
| Kundinnen und Kunden sei bei der Fernsehversorgung wichtig. „Damit sie | |
| weiterhin wie gewohnt Kabel-TV schauen können und das Signal im ersten | |
| Schritt verfügbar bleibt, haben wir die Möglichkeit eröffnet, per | |
| konkludenter Einwilligung die bisherige Leistung über einen Einzelvertrag | |
| weiterzunutzen.“ Mit konkludenter Einwilligung ist gemeint, dass die | |
| Handlungen eines Menschen auf etwas hindeuten, was er nicht ausdrücklich | |
| gesagt hat. | |
| Seit dem 1. Juli dürfen die Vermieter die TV-Kosten nicht mehr über die | |
| Nebenkosten der Miete abrechnen, ein entsprechender Teilnahme-Zwang ist | |
| weggefallen. Für Marktführer Vodafone und andere Kabelanbieter wie Tele | |
| Columbus und NetCologne bedeutet das Gegenwind – sie wollen so viele | |
| Kabelnutzer wie möglich als Kunden halten. | |
| Alternativangebote, die angesichts der Zahlungspflicht beim | |
| Nebenkostenprivileg bislang einen schweren Stand hatten, sind im Aufschwung | |
| – etwa Magenta TV von der Deutschen [5][Telekom] oder Online-Dienste wie | |
| Zattoo und waipu.tv. | |
| 12 Jul 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Mieten/!t5007873 | |
| [2] /Mieterschutz/!t5016066 | |
| [3] /Verbraucherschutz/!t5009277 | |
| [4] /Vodafone/!t5015052 | |
| [5] /Telekom/!t5008855 | |
| ## TAGS | |
| Mieten | |
| Fernsehen | |
| Verbraucherschutz | |
| Mieten | |
| Sozialwohnungen | |
| Vonovia | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Streit um Mieterhöhung: Kein Bock auf Mietspiegel | |
| Berlins landeseigene Wohnungsfirmen begründen Mieterhöhungen in | |
| Einzelfällen auch mit Vergleichswohnungen. Aktuell ist das bei der WBM | |
| passiert. | |
| Mietrechtsnovelle liegt auf Eis: Verkappte Sache | |
| Die Regierung wollte die Kappungsgrenze von 15 auf 11 Prozent senken, um | |
| den Mietenanstieg zu begrenzen. Doch der Justizminister blockiert. | |
| Protest gegen Vonovia: Ein gieriger Vermieter | |
| Viele Vonovia-Mieter sind geschockt über hohe, nicht nachvollziehbare | |
| Nebenkostenabrechnungen. Intransparenz gehört zur Geschäftspolitik des | |
| Immobilienriesen. |