# taz.de -- Hungerkatastrophe im Sudan: Wie viel ein Menschenleben wiegt | |
> Die Lage in Sudan ist katastrophal. Die Staatengemeinschaft tut sich mit | |
> Desinteresse hervor, sie hat vermeintlich andere Sorgen. | |
Bild: Ein hungerndes Kind wird von einem Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen un… | |
Sudan hat 48 Millionen Einwohner. Über 25 Millionen davon haben so gut wie | |
nichts mehr zu essen. Knapp eine Million dürfte demnächst verhungern. | |
Weitere Millionen könnten in den kommenden Monaten folgen. [1][Das haben | |
die führenden Hilfswerke der Welt jetzt festgestellt.] Normalerweise würde | |
man schreiben, sie hätten „Alarm geschlagen“, aber dazu müsste jemand | |
alarmiert sein. | |
Die internationale Politik hat andere Sorgen. Krieg in Nahost, Rechtsruck | |
in Europa und den USA, Säbelrasseln in Moskau und Peking – all das | |
überfordert die Mächtigen der Welt. Das ist logisch, hängen doch an all | |
diesen Entwicklungen viele Politikerkarrieren. Dennoch sollte hinterfragt | |
werden, ob etwa der Verbleib von Ursula von der Leyen als | |
EU-Kommissionspräsidentin wirklich von höherem politischem Stellenwert ist | |
als der drohende Hungertod von einer Million Sudanesen. | |
Wie viel wiegt ein Menschenleben im politischen Bewusstsein der Welt? | |
Nichts. Wie viel wiegen eine Million Menschenleben? Eine Million mal | |
nichts. Das ist die grausame Realität. Politischer Mut würde bedeuten, | |
diese Realität verändern zu wollen. Aber wo bleibt die globale Initiative | |
gegen den Krieg in Sudan, die Hoffnung machen könnte? [2][Die machtgierigen | |
Generäle, die ihr Land seit April 2023 verwüsten], gehören aus dem Verkehr | |
gezogen. Ihre Waffenlieferanten gehören vom globalen Finanzsystem | |
ausgeschlossen. | |
Die Menschen in Sudan und auch die vielen, die Sudan verlassen mussten, | |
brauchen Überlebensperspektiven. Aber nichts davon passiert. Es werden | |
Geschäfte gemacht, viel zu wenig Hilfe geliefert und ansonsten ab und zu | |
„tiefe Besorgnis“ geäußert. Auch das ist eine politische Entscheidung, und | |
zwar eine abgrundtief zynische. | |
Es naht die Zeit, in der sich Europa darüber freuen wird, dass weniger | |
Flüchtlinge ankommen. Sollten aus Sudan einmal die Flüchtlingsströme | |
versiegen, werden Nachbar- und Geberländer das feiern. Vielleicht aber | |
kommt bald niemand mehr aus Sudan, weil sie alle tot sind. Und es wird | |
nicht einmal Gräber geben, an denen man ihrer gedenken kann. | |
27 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ipcinfo.org/fileadmin/user_upload/ipcinfo/docs/IPC_Sudan_Acute_… | |
[2] /Weltfluechtlingsbericht-des-UNHCR/!6017047 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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