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# taz.de -- Wahlen in Mauretanien: Weiterhin stabil
> Mauretanien wählt an einen neuen Präsidenten. Favorit ist der Amtsinhaber
> Ghazouani. Viel zu bieten hat er der Jugend nicht.
Bild: Ghazouani hofiert von Meloni beim G7-Gipfel in Bari, Mitte Juni
Berlin taz | Seit Februar ist Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Ghazouani
auch Präsident der [1][Afrikanischen Union]. Da kommt man viel herum, für
den Wahlkampf ist das nicht das Schlechteste. Ghazouani gilt als
aussichtsreichster Kandidat für die Wahlen in dem westafrikanischen
Sahel-Staat am Samstag.
Seinen Wahlkampfauftakt Mitte Juni in einem Sportstadion in der Hauptstadt
Nouakchott ließ Ghazouani per Tiktok verbreiten, in seiner ersten Amtszeit
brachte er unter anderem ein milliardenschweres Projekt für die Produktion
grünen Wasserstoffs auf den Weg. Beteiligt ist ein Hamburger Unternehmen,
[2][der produzierte Wasserstoff soll unter anderem zu einem großen Teil den
künftigen Bedarf in Deutschland decken].
Die Wahl des aus einer Sufi-Familie stammenden, prowestlichen Ex-Generals
2019 war die erste demokratische Machtübergabe seit der Unabhängigkeit des
Landes, nach der es zuvor eine 30 Jahre anhaltende Folge von
Militärputschen gab. [3][Anders als seine Nachbarn] blieb die Islamische
Republik Mauretanien bisher von dschihadistischen Attacken verschont und
kann als vergleichsweise stabil gelten.
Menschenrechtler kritisieren indes, dass das Land die Todesstrafe zwar
offiziell nicht praktiziert, aber auch nicht abschafft, Homosexualität
verboten bleibt und zu wenig gegen die weiter verbreitete Sklaverei und den
Analphabetismus unternommen wird.
## Viele Jugendliche wählen lieber die Flucht
Ghazouanis Slogan lautet „Eine sichere Wahl“, Aufbruchstimmung zu
verbreiten vermag er nicht. Viele Jugendliche sehen für sich keine Zukunft:
Unter den Flüchtlingen, die zu Fuß durch Mittelamerika zur US-Südgrenze
zogen, waren 2023 rund 15.200 Mauretanier:innen – die größte
afrikanische Gruppe. Insgesamt sollen seit der Pandemie 150.000 überwiegend
junge Menschen das Land verlassen haben, bei gerade einmal 4,7 Millionen
Einwohner:innen. Menschen unter 35 Jahren machen 70 Prozent der Bevölkerung
aus.
Sechs Kandidaten treten gegen Ghazouani an, nicht unter ihnen ist sein
Vorgänger Mohamed Ould Abdel Aziz, dessen Kandidatur nach einer
Verurteilung wegen Geldwäsche und Korruption Ende 2023 nicht zugelassen
wurde. Aziz streitet die Vorwürfe ab und behauptet, er sei so politisch
kaltgestellt worden.
Antreten darf unter anderen der „Sklavenhalterjäger“ Biram Ould Dah Ould
Abeid, der 2019 auf den zweiten Platz kam, sich seit Jahren besonders für
Menschenrechte starkmacht und deshalb mehrfach im Gefängnis saß. Keine
Chancen werden Hamadi Ould Sid' El Moctar von den Muslimbrüdern eingeräumt,
deren islamistische Tewassoul-Partei erst 2007 legalisiert wurde. Der
Jurist und schwarze Maure Me El Id Mouhameden M’Bareck hat das
Oppositionsbündnis „Koalition der Hoffnung“ gegründet und hatte im
Wahlkampf mehr Umverteilung und eine stärkere Bekämpfung der Korruption
gefordert. M’Bareck will eine „Regierung der Nationalen Einheit“ gründen.
Der erstmals antretende Ökonom Hamidine Moctar Kane versucht mit dem
Umstand zu punkten, dass er aus einer Familie von Angehörigen sowohl
schwarzer als auch arabischer Volksgruppen stammt und sich deshalb
glaubhaft für einen stärkeren Ausgleich zwischen den Ethnien einsetzen
könne.
29 Jun 2024
## LINKS
[1] /Afrikanische-Union/!t5010163
[2] /Entwicklungsministerin-Schulze-in-Afrika/!5950202
[3] /Terroranschlaege-in-Mali/!5958967
## AUTOREN
Christian Jakob
## TAGS
Mauretanien
Afrika
Wahlen
Mauretanien
Schwerpunkt Krieg in Sudan
Social-Auswahl
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