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# taz.de -- Neuwahlen in Frankreich: Die „Zauberlehrlinge“ Macrons
> Emmanuel Macron hat die Parlamentsauflösung im kleinen Kreis vorbereitet.
> Dann wurde er von einem Berater verraten.
Bild: Präsident Macron spiegelt sich in einer Sonnenbrille bei seinem Besuch a…
Paris taz | Auf der kleinen bretonischen Insel Île de Sein holt Emmanuel
Macron am vergangenen Dienstag die Aktualität ein. Der französische
Präsident, der eigentlich zur Ehrung des Widerstands gegen die NS-Besatzung
im Zweiten Weltkrieg gekommen ist, wird von einer Passantin angesprochen.
Sie befragt ihn zu seiner Entscheidung, die Nationalversammlung aufzulösen
und [1][Neuwahlen abzuhalten]: „Wie konnten Sie uns in diese Situation
bringen? Wie konnten Sie uns [2][diesem Chaos aussetzen]?“
Diese Frage stellen sich in diesen Tagen viele Französinnen und Franzosen.
Macron rief nach dem haushohen Sieg des rechtspopulistischen Rassemblement
National (RN) bei den Europawahlen am 9. Juni Neuwahlen schon für Ende Juni
aus. Seine Ankündigung schlug auch im eigenen Lager wie eine Bombe ein.
Nicht einmal mit Regierungschef Gabriel Attal hatte der Staatschef vorab
darüber gesprochen. Auf Fotos, die Macrons Fotografin Soazig de La
Moissonnière in den sozialen Netzwerken veröffentlichte, ist der 35-Jährige
Attal nach der Entscheidung mit versteinerter Miene und vor der Brust
verschränkten Armen zu sehen.
Der Präsident sei ein „[3][unnützes Risiko]“ eingegangen, kritisierte der
frühere Fraktionschef von Macrons Partei Renaissance, Gilles Le Gendre.
„Ich finde weder in der Regierungsmehrheit noch in meiner Partei oder der
Wählerschaft jemanden, der das billigt“, sagte er der Zeitung Le Monde.
Umfragen sagen dem RN von Frontfrau Marine Le Pen eine relative, wenn nicht
sogar eine absolute Mehrheit [4][in der neuen Nationalversammlung] voraus.
Bisher regierte Attal mit einer relativen Mehrheit. Das Ende seiner
Regierung wurde frühestens im Herbst erwartet, wenn das Parlament die
heiklen Haushaltsberatungen beginnen sollte.
## Ein Berater verriet Macrons Coup
Macron hatte seinen Coup im Geheimen vorbereitet. Vier Männer, von Le Monde
auch „Zauberlehrlinge“ genannt, sollen ihn dabei beraten haben.
Einer dieser Berater steht auf den Fotos von de La Moissonnière neben dem
Präsidenten, der am Schreibtisch seine Rede für die Ankündigung von
Neuwahlen schreibt. Es handelt sich um den früheren Journalisten Bruno
Roger-Petit, der seit 2018 die Gedenkfeiern des Staatschefs organisiert.
„BRP“ soll der Kopf der kleinen Gruppe gewesen sein, der auch Macrons
früherer Redenschreiber, sein Kommunikationsberater und ein ehemaliger
Senator der Konservativen angehörten.
Der 61-Jährige hatte sich in den vergangenen Jahren nicht nur um die
Gedenkzeremonien gekümmert, sondern auch als Strippenzieher im Hintergrund
gewirkt. So traf er sich 2020 zu einem Mittagessen mit Marion Maréchal, der
Spitzenkandidatin der rechtsextremen Partei Reconquête bei den
Europawahlen.
Drei Stunden vor der Fernsehansprache des Präsidenten soll er die
bevorstehende Auflösung des Parlaments dem Starjournalisten des
ultrarechten Fernsehsenders CNews, Pascal Praud, verraten haben.
Als Macron erfuhr, dass Roger-Petit Details der Parlamentsauflösung offen
in Hintergrundzirkeln weitergab, wurde der Präsident mehreren
Medienberichten zufolge wütend auf seinen Berater. Die Reise auf die Île de
Sein trat er ohne Roger-Petit an.
21 Jun 2024
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## AUTOREN
Christine Longin
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