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# taz.de -- Doku über Kimmich und das Impfen: Die Coronasache
> Joshua Kimmich wird als robuster Fußballer geschätzt. Nun zeigt er sich
> verletzlich und tief getroffen vom moralischen Sturm auf ihn als
> Impfskeptiker.
Bild: Präsent: die öffentliche Figur Joshua Kimmich bei der Ausübung seines …
München taz | Das ZDF hat [1][eine Doku – „Anführer und Antreiber“] –…
Joshua Kimmich gedreht. Der Inhalt wühlt auf. Denn der Profi des FC Bayern
München, aktuell für die Nationalmannschaft [2][bei der EM] unterwegs,
spricht teilweise mit tränenerstickter Stimme über eine Zeit, die Spuren
hinterlassen hat. Bei jenen, die Coronamaßnahmen, allen voran 2G,
substantiell kritisch sahen und auch eine methodisch neue Impfung
hinterfragten, gingen sie sehr tief.
Bis heute wirken Ausgrenzung, immenser öffentlicher Druck und oft
unsachliche Argumentation im Plenum, in Zeitung und Fernsehen nach. Die
Coronasache harrt hierzulande noch einer ernsthaften politischen
Aufarbeitung, und solange sich damals wie heute verantwortliche Politiker
mit der Leerformel „Wir wussten es halt nicht besser“ herausreden können,
schwärt die Wunde, die damals, und es waren ja fast drei Jahre, gerissen
wurde.
Joshua Kimmich führt die Gedanken jetzt noch einmal zurück in diese
unheimliche Phase und liefert vielleicht den Anstoß für ein wirkliches
Besprechen von Fehlern, Übergriffigkeiten und Zumutungen, die redliche
Bürger zu Objekten staatlichen Handels und Drängens degradierten. Dieser
Diskurs wäre wichtig in einer offenen Gesellschaft, die sich in der harten
Auseinandersetzung immer wieder neu ausrichtet und idealerweise Lösungen
findet. Wenn weiter laviert und verdrängt wird, verstärkt sich eine
Spaltung, die in der Hochphase von Corona kaum hätte größer sein können.
Und wer hätte das persönlicher durchleben können, als Joshua Kimmich, der
ja mit der Impfung zögerte. Er war wie Millionen im Land nicht überzeugt
von der mRNA-Technologie.
Viele zweifelten – zurecht – den oft kolportierten Eigen- und Fremdschutz
der Impfung an und damit die Legitimität von 2G und 3G. Kimmich selbst
sorgte sich um negative Langzeitwirkungen, sicherlich auch um die gerade in
der Kohorte der Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen diagnostizierten
Herzmuskelentzündungen. Der Körper ist das Kapital eines Sportlers. Er muss
sich Gedanken darüber machen, ob dieses oder jenes Mittel für ihn geeignet
ist. Obendrein schützt ihn das Recht auf [3][körperliche Unversehrtheit vor
staatlicher Willkür]. „Es war unmöglich für mich, ohne Impfung weiter
Fußball zu spielen“, sagt Kimmich in der ZDF-Doku von Jan Mendelin ([4][in
der Mediathek zugänglich]).
## Massiver öffentlicher Druck
Er war wochenlang als sogenannte Kontaktperson von Infizierten außen vor,
also in Quarantäne. „Es war dann auch so, dass Bayern mir nicht mehr das
Gehalt ausbezahlt hat.“ Kimmich musste abwägen, ob er monatelang nicht im
Kader steht [5][oder sich den Schuss geben lässt]. „Und am Ende des Tages
habe ich mich impfen lassen.“
Er lässt durchblicken, dass diese Entscheidung nicht auf dem Humus eines
freien Willens fußte, sondern eben herbeigeführt wurde durch massiven
öffentlichen Druck. „Ich habe mich zu lang allein gelassen gefühlt“, sagt
Kimmich zudem – und wieder werden sich Millionen im Land in Kimmich
wiedererkennen, nachfühlen können, wie skrupulöse Individuen vom Kollektiv
überrollt wurden.
Obwohl seit sieben Jahren ein absolut verlässlicher Angestellter des FC
Bayern, lernt Kimmich die neue Seite seines Arbeitgebers kennen: „Da war
ich schon enttäuscht und getroffen.“ Man warf dem noch ungeimpften Sportler
allen Ernstes vor, für die „Pandemie der Ungeimpften“ und damit auch für
Tode verantwortlich zu sein. Auch Freunde von Kimmich bliesen in dieses
Horn.
## Größe und die Fähigkeit zu verzeihen
In den großen TV-Formaten und den maßgeblichen Medien gab es zumeist nur
Unverständnis für Kimmichs Zögern. [6][In der taz erschien dann ein Text
von mir, der davon abwich:] „Seit über 18 Monaten testen wir uns nicht nur
auf ein Virus, wir testen uns auch auf Compliance – und, wie es so schön
heißt, auf solidarisches Verhalten. Der Einzelne hat besser im
Vorsorgekollektiv aufzugehen, sonst könnte es ungemütlich werden. Selbst
liberale Geister verkünden in diesen Wochen apodiktisch: Halt’s Maul und
lass dich impfen!“
Und weiter: „Wer die hygienische Norm erfüllt, ist wohlgelitten, wer
Probleme hat, sich in den kratzigen Mantel des neuen Normal zu hüllen, der
bekommt das geballte Unverständnis einer zunehmend unerbittlichen Mehrheit
zu spüren.“
Joshua Kimmich ist nicht eingeknickt, wie in bestimmten Kreisen, von der
Masse nur „Schwurbler“-Szene genannt, damals gerichtet wurde, er hat sich
lediglich dazu entschieden, ein wieder halbwegs normales Leben zu führen.
Dass er das weiterhin beim FC Bayern tut, spricht für seine Größe und die
Fähigkeit, verzeihen zu können.
Wie sagte CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn schon zu Beginn von Corona:
„Wir werden einander viel verzeihen müssen.“
23 Jun 2024
## LINKS
[1] https://www.zdf.de/sport/sportstudio-reportage/joshua-kimmich-sein-weg-zur-…
[2] /Schwerpunkt-Fussball-EM-2024/!t5308320
[3] /Die-Wahrheit/!5890149
[4] /Schwerpunkt-Fussball-EM-2024/!t5308320
[5] /Nach-ueberstandener-Corona-Infektion/!5819080
[6] /Der-Fall-Kimmich/!5806555
## AUTOREN
Markus Völker
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