Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach überstandener Corona-Infektion: Hoffen auf den Kimmich-Effekt
> Fußballprofi Joshua Kimmich will sich nun doch gegen Corona impfen
> lassen. Warum nur ist das der „Tagesschau“ eine Meldung wert?
Bild: Kein Fußball ohne Helden: Joshua Kimmich will sich nun doch impfen lassen
[1][Gewalttätige Coronaproteste in Thüringen und Baden-Württemberg].
Tornadoserie im US-Bundesstaat Kentucky mit über 80 Toten. Antrittsbesuch
des neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz in Polen. Über diese wichtigen,
teilweise bedauernswerten Ereignisse wird der unterrichtet, der am
Sonntagabend die 20-Uhr-„Tagesschau“ schaut. Und auch hierüber: „Nach
überstandener Infektion: Bayern-Profi Kimmich will sich impfen lassen“.
Im ZDF habe der Fußballnationalspieler gesagt, so „Tagesschau“-Moderator
Constantin Schreiber, dass es für ihn schwierig sei, „mit seinen Ängsten
und Bedenken umzugehen“, dass er deshalb so lange unentschlossen gewesen
sei. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe auf Twitter
geschrieben, so Schreiber weiter, dass Kimmichs Entscheidung Respekt
verdiene. Dass es vielen so gehe, die es gezielter anzusprechen gelte. Der
Relevanzkontrast zu genannten anderen Meldungen lässt fragen: [2][Warum ist
die Impfentscheidung eines Fußballers so wichtig?]
Weil mittlerweile auch Menschen diesen Kimmich kennen, die nichts mit
Fußball zu tun haben. Weil es im Oktober diese Debatte um ihn gab, weil er
im Interview Bedenken zur Coronaimpfung geäußert hatte, genauer: über
mögliche Langzeitfolgen, die von vielen Experten bereits ausgeräumt worden
waren. Mittlerweile hat sich Kimmich infiziert. Und nun eben eingeräumt,
dass es ein Fehler gewesen ist, sich nicht früher impfen zu lassen. Er hat
also den Ernst der Lage verstanden und will sich in Zukunft schützen. Warum
muss man ihm für sein Eigeninteresse Respekt zollen?
Weil es keinen Fußball ohne Helden gibt. Und keine Debatte ohne Helden, die
sie für die Allgemeinheit ausfechten. Entsprechend der kollektiven Empörung
über die vor wenigen Wochen geäußerten Bedenken lässt sich das große und
erleichterte Interesse an Kimmichs Sinneswandel nun als Hoffnung auf den
Kimmich-Effekt lesen: dass sich jetzt viele unentschlossene oder
entschlossene Ungeimpfte doch noch impfen lassen.
Das ist nicht völlig abwegig. Als Kind habe ich mir auch blonde Strähnchen
gewünscht, weil David Beckham solche trug. Aber Impfungen und Frisuren sind
verschiedene Dinge. Und impfskeptische Erwachsene sind keine Kinder.
Deshalb wirkt die Hoffnung dann auch schon wieder wie eine Ersatzhandlung
für schwierige, möglicherweise unpopuläre, nicht rasch genug getroffene
Maßnahmen, die dem Impffortschritt tatsächlich einen ordentlichen Schub
geben könnten.
13 Dec 2021
## LINKS
[1] /Verschwoerungsmythen-und-Corona/!t5015225
[2] /Nationalspieler-Joshua-Kimmich/!5806573
## AUTOREN
Volkan Ağar
## TAGS
Fußball und Politik
Schwerpunkt Coronavirus
Tagesschau
Impfung
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Fußball-Bundesliga
Schwerpunkt Coronavirus
IG
Kolumne Press-Schlag
Hansi Flick
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Doku über Kimmich und das Impfen: Die Coronasache
Joshua Kimmich wird als robuster Fußballer geschätzt. Nun zeigt er sich
verletzlich und tief getroffen vom moralischen Sturm auf ihn als
Impfskeptiker.
Schwieriger Rückrundenstart: Bindungsängste in der Liga
Leere Ränge, mögliche Spielabsagen wegen Omikron: Funktionäre fürchten um
den Verlust der „Emotionalität“ in den Bundesligastadien.
Lauterbachs unrealistische Berechnung: Impfstoffmangel nicht in Sicht
In Deutschland wird so viel geimpft wie nie zuvor. Die Sorge des
Gesundheitsministers, dass der Impfstoff knapp wird, scheint jedoch
unbegründet.
Steigende Zahl der Corona-Impfungen: Aufstand der Anstehenden
Während die Demos der Impfgegner:innen Schlagzeilen machen, geht die
Massenbewegung der Impfwilligen fast unter. Täglich 900.000 kriegen den
Piks.
Katar, Corona und der Fußball: Steilpass ins Gewissen
Im deutschen Fußball häufen sich die Moraldebatten. Um einige kann er sich
nicht drücken – doch manche drohen, überfrachtet zu werden.
DFB-Team in der WM-Qualifikation: Gegen den Trend
Sehr bitter nennt DFB-Direktor Oliver Bierhoff die coronabedingten
Ausfälle. Wie das deutsche Nationalteam dennoch gegen Liechtenstein
gewinnen kann.
Coronafall im deutschen Nationalteam: Fünf Spieler in Quarantäne
Der Coronatest von Niklas Süle fiel positiv aus. Er und vier weitere
DFB-Spieler müssen in Quarantäne. Was folgt? Eine neuerliche Impfdebatte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.