| # taz.de -- Japanisches Filmfest in Hamburg: „Eine eigenständige Filmkultur�… | |
| > Das 25. Japan-Filmfest Hamburg zeigt unbekannte und neue | |
| > Regiehandschriften. Das geschieht nicht nur aus Kostengründen. | |
| Bild: Bekannte Figur des japanischen Kinos, hier mal niedlich: Godzilla | |
| taz: Herr Milling, ist bei der Organisation des Japan-Filmfestes Hamburg | |
| kein professionelles Team am Werk? | |
| Marald Milling: Genau, wir sind alle ehrenamtlich tätig. Da wird keiner für | |
| das bezahlt, was er tut. Und wir haben auch ein sehr kleines Budget. Das | |
| wenige Geld geht komplett für die Saalmiete und die Filme drauf. | |
| Dabei sind die Abspielmieten nirgends so hoch wie bei den Japanern … | |
| Ja, das stimmt. Und deswegen können wir uns nicht mehr leisten, Filme von | |
| den großen Filmstudios wie etwa den neuen „Godzilla“ zu zeigen. Stattdessen | |
| haben wir uns darauf spezialisiert, die Filme von jungen, unabhängigen | |
| Regisseur*innen und kleinen Filmstudios zu präsentieren. Wir haben | |
| Verbindungen zu mehreren japanischen Studios und bekommen so exklusiv | |
| Produktionen von Regisseur*innen, die gerade anfangen oder froh sind, dass | |
| ihre Filme überhaupt international gezeigt werden. | |
| Erklärt das auch, dass Sie gleich mehrere Weltpremieren wie den | |
| Eröffnungsfilm „Future! Future! Future!“ im Programm haben? | |
| Ja! Einige Filmemacher haben sich entschieden, ihre Filme bei uns zum | |
| ersten Mal der Welt zu präsentieren. Diese jungen Künstler*innen zahlen | |
| ihre Anreise und die Unterkunft in Hamburg sogar selber. Wir haben gar kein | |
| Budget dafür, japanische Gäste einzuladen. | |
| In diesem Jahr liegt der Programmschwerpunkt bei [1][Filmen aus Osaka]. | |
| Aber ist nicht Tokio das Hollywood von Japan? | |
| Deshalb ist es auch weithin unbekannt, dass Osaka eine ganz eigenständige | |
| Filmkultur hat. Die Hafen- und Industriemetropole ist ja Partnerstadt von | |
| Hamburg, und da bot sich dieser Fokus aufgrund unserer Geschichte und | |
| Verbundenheit zu Osaka an. | |
| Für Japaner*innen, die in Hamburg leben, sind das ja Heimatfilme. Aber | |
| kommen auch deutsche Zuschauer*innen? | |
| Die meiste Festivalgäste sind Deutsche und viele kennen wir schon seit | |
| Jahren. Aber es gibt auch einen Anteil von japanischen Gästen im Publikum, | |
| die es genießen, japanische Filme in der Originalfassung zu sehen. Wir | |
| zeigen alle Filme im Original mit Untertiteln. | |
| Aber kosten die nicht auch Geld? | |
| Die meisten Filme werden von den Japanern selbst in Englisch untertitelt, | |
| aber jedes Jahr haben wir zwischen drei und zehn Filme, die wir selber | |
| untertiteln. Dafür haben wir dann auch unsere freiwilligen Helfer*innen, | |
| die das umsonst machen und sich die Nächte um die Ohren schlagen, um dann | |
| oft in letzter Minute die Untertitel noch fertigzustellen. | |
| Können die dann später auch von den Produktionsfirmen genutzt werden? | |
| Kommerziell lohnt es sich gar nicht, diese Filme in Deutschland weiter zu | |
| verwerten. Wenn man von den [2][Animes] oder solchen Blockbustern wie | |
| „[3][Godzilla]“ absieht, findet das japanische Kino international außerhalb | |
| der Filmfestivals kaum statt. Deswegen versuchen wir ja auch seit vielen | |
| Jahren wie Don Quichotte gegen Windmühlen anzurennen, um dem japanischen | |
| Kino die Bühne zu geben, die es verdient. | |
| 21 Jun 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Emmy-Gewinner-Shgun/!5993464 | |
| [2] /Sci-Fi-Film-Mars-Express/!6015391 | |
| [3] /Mit-Godzilla-x-Kong-die-Welt-retten/!6000064 | |
| ## AUTOREN | |
| Wilfried Hippen | |
| ## TAGS | |
| Japan | |
| Japanisches Kino | |
| Kino | |
| Filmfestival | |
| Hamburg | |
| Kolumne Grauzone | |
| Schwerpunkt Filmfestspiele Cannes | |
| Schwerpunkt Filmfestspiele Cannes | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Zu Besuch beim Jüdischen Filmfestival: Trauma, Terror – und Widerstand | |
| Die Kinoabende beim Jüdischen Filmfestival in Berlin und Brandenburg sind | |
| intensiv wie immer – und doch ist diesmal alles ganz anders. | |
| Die Gewinnerfilme in Cannes: Der Lohn des Muts | |
| Der US-Regisseur Sean Baker gewinnt mit „Anora“ in Cannes die Goldene | |
| Palme. Für den iranischen Filmemacher Mohammad Rasoulof gibt es den | |
| Spezialpreis. | |
| Filmfestspiele Cannes 2024: Alte Meister und #MeToo | |
| Konflikte könnten die 77. Filmfestspiele von Cannes überschatten. Es gibt | |
| einen Streikaufruf und ein Urteil gegen Regisseur Rasoulof. |