# taz.de -- Gegen Rechtsruck und Klimakrise: Tausende bei Fridays-Protesten | |
> Die EU-Wahl ist auch eine Klimawahl. Das zeigen die | |
> Klimaaktivist*innen von Fridays for Future in 100 Städten. | |
Bild: Klimaaktivisten mit Spaß am Megaphone | |
BERLIN/HAMBURG/DRESDEN taz | „Unsere Zukunft, eure Wahl“, rufen die | |
Demonstrant*innen der [1][Fridays for Future]-Klimademo am | |
Freitagmittag. Sie wollen vor dem Brandenburger Tor zeigen: Die EU-Wahl ist | |
auch eine Klimawahl. Dafür hatte die Gruppe deutschlandweit in rund 100 | |
Städten am Freitag zu Protesten aufgerufen. | |
Neun Tage vor der Europawahl am 9. Juni wollten die [2][Klimaaktivistinnen | |
und Klimaaktivisten] auf die Bedeutung der EU bei der Bewältigung der | |
Klimakrise aufmerksam machen. Sie forderten den EU-weiten Ausstieg aus | |
Kohle, Öl und Gas bis 2035 sowie eine Verdopplung der Investitionen in | |
erneuerbare Energien und klimaneutrale Industrien. Das neue EU-Parlament | |
müsse sich klar für Klimaschutz und Demokratie entscheiden, sagte Frieda | |
Egeling, Sprecherin von Fridays For Future Berlin in einer Mitteilung. | |
„Rechtsextremisten haben keine Antwort auf die Klimakrise“, rief Carla | |
Reemtsma von Fridays for Future auf der Bühne. In Berlin kamen laut | |
Polizeiangaben 5.000 Menschen zusammen. Die Organisator*innen | |
sprechen von mehr als 13.000 Personen. | |
Der Demozug voller Plakate und Fahnen, die zum Wählen aufriefen oder mehr | |
Klimaschutz forderten, zog langsam über die Wilhelmstraße Richtung | |
Regierungsviertel. Für viele Demonstrant*innen war es nicht der erste | |
Klimastreik, „Wir haben [3][keine andere Wahl als immer wieder auf die | |
Straße] zu gehen“, sagte eine junge Studentin aus Berlin. Es sei wichtig, | |
dass besonders die jüngeren Leute, die zum ersten Mal wählen dürfen, das | |
Kreuz an der „richtigen“ Stelle setzten. | |
## „Von der Politik nur Lippenbekenntnisse“ | |
In Hamburg ist die Stimmung trotz ortsüblichen Schietwetters | |
freundschaftlich und harmonisch. Eine Gruppe Jugendlicher tanzt vor der | |
Bühne im Regen. FFF hatten mit 15.000 Menschen gerechnet. Zu Beginn der | |
Kundgebung haben sich aber erst etwa 500 TeilnehmerInnen zusammengefunden. | |
Für Hamburg nannten die Veranstalter dann insgesamt eine Teilnehmerzahl von | |
4.700 Menschen. | |
Das Publikum ist bunt gemischt. Eine alte Frau hält ein Schild mit der | |
Aufschrift: „Meine Ur-Ur-Ur-Enkel wollen auch noch an echten Blumen | |
schnuppern.“ Die bevorstehenden Europawahlen dominieren die Themen. In | |
einer Rede heißt es: „Wir haben die Wahl zwischen mehr Rechtspopulismus, | |
mehr Klimakatastrophe oder mehr Klimagerechtigkeit und Demokratie.“ | |
Für die Teilnehmerin Anna-Lotta Sowada ist es die wichtigste Wahl. Sie ist | |
hier, um ihre Grundrechte und Möglichkeiten wahrzunehmen, gegen den | |
Rechtsruck und die Klimakrise anzugehen. Der 23-Jährige Mathis Fechner ist | |
primär wegen des Klimaschutzes vor Ort, dafür brauche es aber eine | |
funktionierende Demokratie. | |
„Seit dem letzten Jahrhundert wissen wir, dass wir auf eine | |
Klimakatastrophe zugehen, aber kriegen von der Politik nur | |
Lippenbekenntnisse.“ Die Fortschritte seien nicht groß genug, weshalb es | |
immer wichtiger werde, dagegen zu demonstrieren. Er sei seit 2019 dabei. | |
Auch die nächste Rednerin weiß: „Wir machen das wirklich schon lange, aber | |
eine gemeinsame europäische Klimapolitik wäre ohne uns niemals passiert.“ | |
## „Klimagerechtigkeit statt Kapitalismus“ | |
Die Dresdner Innenstadt hatte in der Vergangenheit schon wesentlich mehr | |
Freitags-Klimaretter als jene etwa 400 an diesem Klimastreiktag gesehen. In | |
ihrer übergroßen Mehrheit junge Leute oder Senioren, die um 14 Uhr nicht | |
noch arbeiten mussten. Die Veranstalter sprachen von 1.400 Personen. Dabei | |
hatte Fridays for Future Dresden eine Woche zuvor schon mit der | |
spektakulären Anstrahlung der Kunstakademie auf der Brühlschen Terrasse für | |
diesen Protesttag geworben. Sprecherin Ella Rox wertete dabei den Green | |
Deal der EU und die Korrektur der Klimaziele als einen Erfolg der | |
Protestbewegung. | |
„Klimagerechtigkeit statt Kapitalismus“, stand denn auch auf einem Plakat | |
zu lesen. Die noch relativ unbekannte Bewegung „Christians 4 future“ | |
schwenkte eine Flagge mit der altbekannten Aufforderung „Schöpfung | |
bewahren“. „Bei der Wahl stehen die Klimaziele auf der Kippe“, warnte eine | |
Rednerin. Auch die CDU stimme Stück für Stück mehr gegen ökologische Ziele. | |
„Europa nicht den Rechten überlassen“ forderten Transparente. | |
Ebenso waren Dresdner Themen vor der Kommunalwahl präsent, beispielsweise | |
die Initiative für einen Fuß- und Radentscheid. Eine Gruppe „Kinder für | |
Klima“ kündigte für den Kindertag am Samstag eine Veranstaltung in der | |
Dresdner Neustadt an. Besonders konsequenten Demonstrationsteilnehmern fiel | |
allerdings auch auf, dass die beiden begleitenden LKW noch von | |
klassisch-schmutzigen Dieselmotoren angetrieben wurden. | |
31 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anastasia Zejneli | |
Lilli Uhrmacher | |
Michael Bartsch | |
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