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# taz.de -- Schweigegeldprozess gegen Trump: Der Fall steht und fällt mit Cohen
> Nach der Beweisaufnahme erfolgen die Schlussplädoyers nächsten Dienstag.
> Für einen Freispruch reicht Trump das Votum eines Geschworenen.
Bild: Trumps Hauptbelastungszeuge Michael Cohen beim Verlassen des Gerichts im …
Washongton taz | Der Schweigegeldprozess gegen den früheren US-Präsidenten
[1][Donald Trump] neigt sich dem Ende zu. Sowohl die Staatsanwaltschaft als
auch die Verteidigung erklärten am Dienstag, dass alle Zeugen im Fall
gehört wurden und die Beweisaufnahme damit abgeschlossen sei. Die Frage
über Trumps Schuld oder Unschuld liegt nun in den Händen der zwölf für den
Prozess ausgewählten Geschworenen. Diese haben nun knapp eine Woche Zeit,
um die Informationen aus 20 Prozesstagen Revue passieren zu lassen.
[2][Trump beteuert weiter seine Unschuld] und zeigt sich zuversichtlich.
„Sie haben nichts in der Hand. Es handelt sich um keine Straftat“, sagte
der 77-Jährige gegenüber Journalisten.
Der Richter hat die Schlussplädoyers für den kommenden Dienstag angesetzt.
Im Anschluss werden sich die Geschworenen zur Beratung zurückziehen. Nur
ein Geschworener, der für unschuldig stimmt, reicht, um Trump
freizusprechen. Laut Rechtsexperten stehen Trumps Chancen dafür gar nicht
mal so schlecht.
Dem Ex-Präsidenten wird vorgeworfen, Geschäftsunterlagen gefälscht zu
haben, um damit eine Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin, mit der
er angeblich eine Affäre gehabt haben soll, während des Wahlkampfs im Jahr
2016 zu vertuschen. Dies war laut Staatsanwaltschaft Teil einer größeren
Kampagne innerhalb des Trump-Lagers, um sicherzustellen, dass schlechte
Nachrichten über den damaligen Präsidentschaftskandidaten während des
Wahlkampfs erst gar nicht öffentlich wurden.
## Cohen als Kronzeuge
„Catch and kill“ ist der in diesem Fall oft zitierte Ansatz, der darauf
abspielt, dass mögliche Negativschlagzeilen über Trump vor deren
Publikation abgefangen und begraben werden. Hierzu gehört auch die in
diesem Fall im Mittelpunkt stehende Schweigegeldzahlung über 130.000
US-Dollar an Pornodarstellerin Stormy Daniels.
Der von der Staatsanwaltschaft präsentierte Fall steht und fällt mit der
Aussage des Kronzeugen Michael Cohen. Der frühere Anwalt und enge Vertraute
von Trump war der einzige Zeuge, der seinen ehemaligen Arbeitgeber direkt
mit der Schweigegeldzahlung und der Fälschung von Geschäftsunterlagen zur
Vertuschung dieser Transaktion in Verbindung gebracht hatte.
Als er im Zeugenstand dazu befragt wurde, ob Trump über die Zahlung an
Daniels informiert war, sagte Cohen: „Alles musste von Trump abgesegnet
werden.“
Cohen, der wegen eines Verstoßes gegen das Wahlkampf-Finanz-Gesetz sowie
anderer Vergehen eine dreijährige Haftstrafe absitzen musste, erklärte,
dass Trump genauestens über die tagtäglichen Geschehnisse im Unternehmen
Bescheid wusste.
Doch diese Abhängigkeit von Cohen als Schlüsselfigur ist laut dem
Rechtsanwalt Adam Pollock eine „Schwäche“ für den Fall der
Staatsanwaltschaft.
## Cohen gilt als problematischer Belastungszeuge
„Staatsanwälte sagen oft, dass sie in vielen Fällen auf problematische
Zeugen angewiesen sind, denn wer hat letztendlich engen Kontakt zu
Kriminellen oder beschuldigten Kriminellen, andere Kriminelle. Trotzdem
denke ich, dass dies ein Problem darstellt“, sagte der frühere
stellvertretende New Yorker Generalstaatsanwalt in Gespräch mit der taz.
Wie problematisch die Personalie Cohen für die Staatsanwaltschaft ist,
zeigte sich besonders in dessen [3][Kreuzverhör durch die Verteidigung].
Trumps Anwälte versuchten den früheren Vertrauten ihres Mandanten als einen
rachsüchtigen Ex-Mitarbeiter darzustellen, der einzig und allein darauf aus
sei, Trumps Ruf zu schädigen und mit seinen Erzählungen über den früheren
Präsidenten Geld zu verdienen.
Zudem gab Cohen im Gerichtssaal zu, dass er während seiner Zeit in der
Trump-Organisation Geld gestohlen habe. Diese und andere Details über
Cohens Vergangenheit sowie sein zweifelhaftes Motiv, gegen Trump
auszusagen, könnte am Ende zu einem Freispruch für Trump führen.
## Politisch dürfte sich das Urteil nur wenig auswirken
Die Staatsanwaltschaft hat mit insgesamt 20 Zeugen, darunter enge ehemalige
Vertraute von Trump, wie die frühere Kommunikationsdirektorin im Weißen
Haus, Hope Hicks, aber auch Pornodarstellerin Stormy Daniels, alles
versucht, um die in der Anklage erhobene Theorie von Trumps Verwicklung
Nachdruck zu verleihen. Die Verteidigung berief hingegen nur zwei Zeugen in
den Zeugenstand. Das Ziel beider war es, die Glaubwürdigkeit von Cohen
infrage zu stellen.
Aus politischer Sicht dürfte weder ein Freispruch noch ein Schuldspruch
große Auswirkungen auf Trumps Präsidentschaftswahlkampf haben. Anhänger
sehen in dieser und anderen Anklagen, wie er selbst auch, einen Versuch von
US-Präsident Joe Biden, mithilfe des US-Justizsystems einen politischen
Gegner aus dem Weg zu räumen. Mehrere republikanische Kongressabgeordnete,
unter anderem Repräsentantenhaus-Sprecher Mike Johnson, reisten auch
deshalb nach New York, um Trump während seines Prozesses zu unterstützen.
Wie lange die Geschworenen brauchen werden, um ein Urteil zu fällen, ist
nicht bekannt.
22 May 2024
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## AUTOREN
Hansjürgen Mai
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