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# taz.de -- Nachtzug von Cornwall nach London: Unterwegs wie schon Queen Victor…
> Teppich, Tee und saubere Toiletten: In Großbritannien lässt es sich
> überraschend elegant im Nachtzug reisen. Fast schade, dass die Fahrt so
> kurz ist.
Bild: Beengt, aber gemütlich: ein Zweierabteil im Schlafwagen des Night Riviera
London taz | Der Night Riviera ist einer von noch zwei [1][Nachtzügen] in
[2][Großbritannien]. Täglich außer samstags verbindet er London mit
Penzance in Cornwall, der südwestlichen Spitze von England. Keine besonders
lange Strecke, die sich über Tag in gut fünf Stunden zurücklegen lässt. Wer
die Zeit aber lieber am Urlaubsort verbringt, hat mit dem Nachtzug eine
Alternative.
Wir sind zu zweit und fahren ab Penzance. Da wir mit [3][Interrail] reisen,
brauchen wir für den Schlafwagen nur noch eine Reservierung. Diese konnten
wir zwei Wochen zuvor für 60 Pfund (umgerechnet knapp 70 Euro) pro Person
am Schalter in London ergattern. Aus dem Ausland geht das nicht – wer auf
Nummer sicher gehen will, kauft besser online ein normales Ticket inklusive
Schlafplatz, das gibt es ab 130 Pfund (rund 150 Euro).
Der Bahnhof Penzance ist wie leergefegt an diesem Sonntagabend. Wir warten
bei Kaffee und Keksen in der Lounge, die extra für Schlafwagengäste noch
einmal geöffnet wurde. Eine halbe Stunde vor Abfahrt werden wir zum
Bahnsteig geführt, nur ein schmaler Fußweg trennt uns vom Meer.
Der Zug empfängt uns in einem noblen Nachtgrün. Beschriftet sind die Wagen
auch auf Kornisch, der inzwischen wiederbelebten Sprache Cornwalls. Eine
freundliche Schaffnerin zeigt uns das Abteil. Wir sind verblüfft: ein
elegant gemusterter Teppich, hochwertige Bettwäsche, dicke Matratzen – so
vornehm sind wir noch nicht im Nachtzug gefahren.
Die Schaffnerin fragt nach unseren Wünschen fürs Frühstück. Wir entscheiden
uns für Porridge und eine warme Bacon Roll, dazu gibt es Kaffee, Tee und
Orangensaft. Das alles ist sogar im Preis inbegriffen.
## Alles ist sauber und funktioniert tadellos
Britische Züge sind kleiner als ihre kontinentalen Äquivalente. Deshalb
gibt es im Schlafwagen nur 2-Bett-Abteile. Wer solo reist, kann das Abteil
auch für sich allein buchen, das obere Bett wird dann eingeklappt. Von
innen wurden die Wagen unlängst komplett renoviert und mit
Karten-Schlössern, USB-Steckdosen und WLAN ausgestattet. Im Abteil gibt es
ein Waschbecken, Toiletten befinden sich am Wagenende. Alles ist sauber und
funktioniert tadellos.
Nach der Abfahrt um 21.15 Uhr (werktags: 21.45 Uhr) zieht es uns in das
Lounge Car. Kein richtiger Speisewagen, eher eine Bar auf Schienen. Auch
hier geht es gediegen zu: Tee aus kleinen Metallkännchen, Rotwein,
gedämpfte Gespräche. Wir fläzen uns auf eines der längs zur Fahrtrichtung
angeordneten Sofas. So gemütlich reist es sich über Tag nicht.
Wir schlafen tief und bekommen überhaupt nicht mit, wie der Zug um 5 Uhr in
den Bahnhof London Paddington rollt. Aber keine Panik, denn das ist der
Clou am Night Riviera: Nach der Ankunft kann man noch zwei Stunden an Bord
bleiben. Ausschlafen, in Ruhe frühstücken. Und wer es eilig hat, steigt
eben früher aus. Fährt man von London nach Penzance (Abfahrt: 23.45 Uhr),
kann man stattdessen schon früher einsteigen.
Als wir aufwachen, ist es 6.20 Uhr, kurz darauf bringt die Schaffnerin wie
verabredet das Frühstück. Zum Duschen wechseln wir in die Lounge am
Bahnsteig, der Nachtzug hat praktischerweise direkt vor dem Eingang
geparkt.
Am Ende gibt es noch eine Überraschung: Der Lounge-Mitarbeiter führt uns in
den historischen Warteraum, in dem sich schon Queen Victoria die Zeit
vertrieb. In den schweren Ledersesseln lassen wir die tolle Fahrt
ausklingen.
14 May 2024
## LINKS
[1] /Nachtzugkritik/!t5329795
[2] /Grossbritannien/!t5008002
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Interrail
## AUTOREN
Sebastian Wilken
## TAGS
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