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# taz.de -- Konzerttipps für Berlin: Kriegsmusik und Gordansche Knoten
> Joachim Kühn und Ernstalbrecht Stiebler feiern Geburtstag, im KM28 wird
> es klassisch, und das Trio Gordan verbindet serbische Folklore mit Noise.
Bild: Svetlana Spajić, Andi Stecher und Guido Möbius bilden das Trio Gordan
Eigentlich geht Alter vor Schönheit, aber da die Sache chronologisch laufen
soll, beginnen wir mit dem jüngeren Jubilar. Der Pianist Joachim Kühn wird
am 15. Mai 80 Jahre alt. Diesen Anlass feiern er und sein Kollege Michael
Wollny [1][am Freitag in der Philharmonie mit einem Duo-Konzert]. Beide
können als Stars gelten, Kühn zudem als Weltstar.
Die kommen dieser Tage im Jazz nicht scharenweise aus Deutschland – gut,
war immer eher eine überschaubare Menge. Zwei unterschiedliche
Temperamente, Kühn hat sich unter anderem Bach als Vorlage für seine
Interpretationen gewählt, Wollny hat eine Schwäche für Romantik und Freude
am Rock, die dann auf der Bühne ganz selbstverständlich zusammenfinden
(Philharmonie, 10. 5., 20 Uhr, 22-68 Euro).
Am Sonnabend wäre normalerweise auch Gelegenheit, den unter anderem für
seinen Witz geschätzten Rapper Danny Brown im Heimathafen zu erleben. Wie
es aussieht, ist das Konzert aber schon ausverkauft. Ob es Hoffnung auf
Karten an der Abenkasse gibt, lässt sich schwer abschätzen. Doch es soll
hinterher nicht heißen, wir hätten nichts gesagt (Heimathafen Neukölln, 11.
5., 21 Uhr).
Dafür gibt es [2][am selben Abend im Theater im Delphi] (18.30 Uhr),
beginnend mit einem kurzen Film über den zweiten Jubilar, den nächsten
Geburtstag zu feiern: Der Komponist Ernstalbrecht Stiebler ist zwar schon
am 29. März 90 Jahre alt geworden, damals gab es auch schon ein Konzert,
doch jetzt folgt sogar ein zweitägiges Festival, kurz und knapp „EA:90“
betitelt. Erwartet werden ein paar namhafte Gäste zum Feiern.
Am Sontag (17 Uhr) wäre das etwa die als Schöpferin von Drone-Stücken
hervorgetretene Komponistin Sarah Davachi, oder, ebenfalls am Sonntag (19
Uhr), der Echtzeitmusiker Werner Dafeldecker am Bass und der „Maulwerker“
Christian Kesten, der sich als Vokalist auf erweiterte Stimmtechnik
konzentriert.
Kompakter hingegen [3][die Reihe Biegungen im Ausland], bei der, wieder am
Sonnabend, das Trio Gordan sein selbstbetiteltes Album vorstellt. Die
Sängerin Svetlana Spajić, Schlagzeuger Andi Stecher und
Multiinstrumentalist Guido Möbius verbinden serbische Folklore, Berliner
reduktionistische Improvisation und menschenverachtende Untergrundmusik,
äh, nein, Letzteres sei der Sicherheit halber an dieser Stelle als
scherzhafte Umschreibung von Noise kenntlich gemacht – Möbius spielt unter
anderem Feedbacks als gestaltendes Element.
Damit nicht genug, spielt zum selben Konzert auch das Projekt Skultura des
Bassisten Nick Dunston auf. Neben ihm sind das die Sängerin Cansu
Tanrıkulu, die Keyboarderin Liz Kosack, Eldar Tsalikov an Klarinette und
Saxofon und die Perkussionistin Mariá Portugal am Schlagzeug. Man sollte
nicht einfach Jazz dazu sagen (ausland, 12. 5., 20.30 Uhr, Tickets AK: 10
Euro).
[4][Klassisch wird es noch einmal am Donnerstag]. Im KM28 gibt es vom
französischen Komponisten Olivier Messiaen dessen „Quatuor pour la fin du
temps“. Messiaen schrieb das Werk in deutscher Kriegsgefangenschaft
1940-41, es enthält neben schroff bewegten Passagen auch eines seiner
lyrischsten Stücke.
Eine Besonderheiten ist, dass die Musiker nicht in allen Sätzen
zusammenspielen. Aufgeführt wird es von EMP – der Violinistin Emanuelle
Bernard, dem Cellisten Mathis Mayr, dem Klarinettisten Manfred Preis – und
Antonis Anissegos am Klavier. Leider weiter aktuell, immer noch ein
Höhepunkt der Musik des 20. Jahrhunderts (KM28, Karl-Marx-Straße 28, 16.
5., 20 Uhr).
9 May 2024
## LINKS
[1] https://www.eventim.de/event/act-nights-philharmonie-berlin-18319528/
[2] https://theater-im-delphi.de/programm/?prod=286
[3] https://ausland.berlin/event/gordan-skultura
[4] https://www.km28.de/
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
## TAGS
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