| # taz.de -- Widersprüche im Kampf gegen Tesla: Es geht nicht nur um E-Autos | |
| > Elon Musk und Tesla blöd finden, ist leicht – und wer braucht schon | |
| > elektrische Protzautos? In den Proteste steckt aber auch so mancher | |
| > Widerspruch. | |
| Bild: Was bleibt, wenn sich der grüne Rauch verzieht? | |
| Eins kann man den [1][DemonstrantInnen, die Tesla in Grünheide belagert | |
| haben], nicht vorwerfen: dass ihre Aktionen ganz sicher so folgenlos | |
| bleiben werden wie etwa die Besetzung von Lützerath. Denn Tesla-Boss Elon | |
| Musk ist derart erratisch, dass es niemanden wundern sollte, wenn er nach | |
| ein paar weiteren Nadelstichen auf „X“ mitteilt, sich aus dem undankbaren | |
| Deutschland zurückzuziehen. | |
| Es könnte ja auch ein willkommener Anlass sein, das Ende der Erfolgsstory | |
| „Tesla“ zu kaschieren: [2][Die Verkaufszahlen sinken], Belegschaften werden | |
| reduziert, Kapazitätserweiterungen könnten sich bald als Fehlinvestitionen | |
| erweisen. Unter anderem sabotiert der kindisch-megalomane Superreiche die | |
| eigene Marke durch rechte Parolen. | |
| Auf der anderen Seite macht es eine Figur wie Musk auch denkbar einfach, | |
| auf die Barrikaden zu gehen. Dabei ist die Realität nicht unbedingt so | |
| schwarz-weiß, wie die Bewegung es gerne darstellt. | |
| Bezeichnend war, wie der Tesla-Sturm in den sozialen Medien vorhandene | |
| inhaltliche Spaltungen der Klimabewegung aufgezeigt hat. So twitterte der | |
| Blogger Jan Hegenberg AKA „Der Graslutscher“ (80.000 Follower) eine ätzende | |
| Kritik an „Trotteln“, die auf die „Lithiumlüge“ der Verbrennerindustrie | |
| hereinfielen. Der Batterierohstoff falle gar nicht so ins Gewicht. | |
| In Wirklichkeit, so Hegenberg ([3][der die „Trottel“ alsbald bereute und | |
| löschte]), brauche die Energiewende auch E-Autos, sie seien ein Bestandteil | |
| des Umbaus zur dekarbonisierten Wirtschaft. Ja, die Anzahl privater | |
| Fahrzeuge dürfe „gerne stark sinken“, dafür „könnte man aber auch einf… | |
| eine sehr große Fabrik für Verbrennerautos belagern“. Die erzeugten nicht | |
| nur bei ihrer Herstellung, sondern auch im Betrieb unweigerlich CO2. | |
| ## „Tesla-Freund*innen in der Bubble“ | |
| Für Ärger sorgte das beim Klimaaktivisten Tadzio Müller (immerhin 10.000 | |
| Follower), der den [4][„Tesla-/Elektrokapitalismus-Freund*innen in der | |
| Klimabubble“] vorwarf, sie unterstützten mit der massiven Ausweitung der | |
| E-Auto-Produktion einen globalen Wachstumsschub, der die Überschreitung der | |
| globalen Grenzen nur fortsetze: „Ihr seht nur ein paar Autos. Ich sehe eine | |
| globale Produktionsinfrastruktur.“ | |
| Wie dem auch sei: Übersehen wird gern, dass etwa die Batterie-Produktion | |
| auch ohne E-SUVs enorm wachsen muss – wenn wir schon bald nur noch mit | |
| erneuerbaren Energien arbeiten, fahren und heizen wollen. Ohne massenhaften | |
| Speicherzuwachs geht das nicht, eine Alternative wäre nur die radikale | |
| Schrumpfung des gesamten Konsums. Die wird aber tatsächlich erst einmal | |
| nicht kommen. | |
| Es gibt weitere Widersprüche: Natürlich leiden viele Menschen unter dem | |
| Raubbau von Lithium, eine weitaus größere Zahl aber profitiert durch | |
| Arbeitsplätze. Was das Ganze weder besser noch einfacher macht. Und wohin | |
| zielt eigentlich die Kritik an prekären Tesla-Jobs? Kann man gleichzeitig | |
| das Ende der Produktion und bessere Arbeitsbedingungen für die | |
| Produzierenden fordern? | |
| Alles in allem: Es ist kompliziert. | |
| 12 May 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Protest-gegen-Tesla-Fabrik/!6009649 | |
| [2] /Umkaempfter-E-Automarkt/!6004389 | |
| [3] https://x.com/DerGraslutscher/status/1788951546618634568 | |
| [4] https://twitter.com/RealTadzioM/status/1789293740558876870 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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