Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Auf dem Kiez ist es zu laut: St. Paulis erster Nachtbeauftragter
> Lärm rund um die Hamburger Reeperbahn? Ist normal, aber da hier auch
> Menschen leben, braucht es wen, der für Ruhe sorgt. Der wurde jetzt
> gefunden.
Bild: Hat viel Erfahrung im Quartiersmanagement gesammelt und soll nun den Kiez…
Hamburg taz | Als Sascha Bartz sich diese Woche in Hamburg-St. Pauli als
neuer „Nachtbeauftragter“ vorstellt, wirkt der Stadtteil rund um die
Reeperbahn im Sonnenschein wie ein ruhiges Wohnviertel. Es ist Montag, da
ist nicht viel los. Doch Bartz' Stelle wurde geschaffen, weil BewohnerInnen
sich in den vergangenen Jahren [1][zunehmend über Lärm beschwert haben].
Auch, weil sich seit Corona die Feierkultur von den Clubs auf die Straße
verlagert hat. Bartz soll deshalb nun als Ansprechperson zwischen den
Interessen von AnwohnerInnen, Gastronomie und Clubszene vermitteln und
gegenseitiges Verständnis fördern.
Als er sich am Montag vorstellt, sagt er, er sei aufgeregt. Anzumerken ist
es ihm nicht. Mit seinen weißen Sneakern wirkt er bodenständig und
motiviert. Er hat sich mit seinem Träger „DeinQuartier“ auf die neue Stelle
beworben und konnte sich gegen zwei Konkurrenten durchsetzen. Mit den
Themen, die auf ihn zukommen vertraut. Bartz, der 1977 geborene Hamburger,
war selbst schon von Lärm betroffen, wenn auch in anderen Stadtteilen.
Heute wohnt er in Schleswig-Holstein, um mit seiner jungen Familie näher
näher bei Eltern und Schwiegereltern zu sein.
Seit 20 Jahren arbeitet er im Quartiersmanagement unter anderem in der
Hamburger Neustadt, einem Stadtteil zwischen Altstadt und St. Pauli. Seit
2019 leitet er die Geschäftsstelle des Quartiersbeirats [2][Wohlwillstraße
in St. Pauli]. Dort gehe es um ganz ähnliche Konflikte, sagt Bartz zur taz,
aber „nicht jeder reagiert gleich. Was im Portugiesenviertel funktioniert,
muss ja nicht hier funktionieren.“
Entwickelt wurde die Idee des Nachtbeauftragter in den vergangenen zwei
Monaten – in kleinen Workshops direkt vor Ort, in denen Lösungen für die
Konflikte in der Straße gesucht wurden. Der Nachtbeauftragte soll eine
neutrale Instanz sein.
## Mehrere Städte mit Nachtbürgermeister
In mehreren deutschen Städten [3][gibt es bereits Nachtbürgermeister], im
Norden in Hannover und Delmenhorst. Im März hatte die Bezirksversammlung
Hamburg-Mitte dann beschlossen, das Pilotprojekt ein halbes Jahr lang mit
40.000 Euro zu finanzieren. Eine Ausweitung auf andere Stadtteile ist
möglich, wenn es denn gut läuft.
Erreichbar wird der neue Nachtbeauftragte in den kommenden sechs Monaten in
einem Büro in der Neustadt sein. Aber erst mal möchte er sich im Viertel
bekannt machen. Gemeinsam mit dem Bezirksamt wird sich Bartz bei den Clubs
und in der Gastronomie in St. Pauli persönlich vorstellen. An den
Wochenenden und donnerstags will er dann abends und nachts im Viertel
unterwegs sein.
## Will kein „Stadtteil-Sheriff“ sein
Ganz allein ist er in seiner Funktion nicht. Im Rücken hat Bartz eine
Lenkungsgruppe, in der neben AnwohnerInnen und VertreterInnen der
Nachtkultur auch VertreterInnen von Polizei und Stadtreinigung sitzen.
Ein neuer „Stadtteil-Sheriff“ sei er übrigens nicht, betont Bartz. Eine
Weisungsbefugnis hat er auch nicht. „Ich hoffe, dass wir ein Verständnis
füreinander bekommen und den Leuten Wege aufzeigen können, wie man diese
Konflikte löst“, sagt er. „Ohne immer gleich zu schreien: ‚Der muss jetzt
weg‘ oder: ‚Der muss jetzt umziehen‘.“
1 May 2024
## LINKS
[1] /Hamburger-Ausgeh-Hotspots-auf-Bewaehrung/!5700582
[2] /Corona-Silvester-in-Hamburg/!5736290
[3] /Nachtbuergermeister-von-Wuppertal/!5951196
## AUTOREN
Lilli Uhrmacher
## TAGS
Hamburg
Kiez
Lärm
Ottensen
Hamburg
Reeperbahn
Nachtleben
Clubsterben
Nachtleben
## ARTIKEL ZUM THEMA
Außengastronomie in Hamburg: Viel Lärm um Lärm
Nach einem neuen Lärmgutachten ist es in Ottensen und in der Sternschanze
zu laut. SPD und Grüne wollen ein Ende der Außengastronomie ab 22 Uhr.
Tempo-30 als Lärmschutz: Hamburg dreht leiser
Die Einrichtung von Tempo-30-Zonen sollen den innerstädtischen Lärm in
Hamburg verringern. Beim Fluglärm kommen SPD und Grüne nicht auf einen
Nenner.
Mann mit Hammer nahe der Reeperbahn: Polizei schießt auf Bewaffneten
In Hamburg hat ein Mann Polizisten mit einem Hammer und einem Brandsatz
bedroht. Er wurde daraufhin von den Beamten angeschossen.
Nachtbürgermeister von Wuppertal: Ein Mann für zwei Nächte
Bereits nach 48 Stunden wurde Thomas Roeber als sogenannter
Nachtbürgermeister gekündigt. Grund ist wohl sein früheres Engagement als
Autonomer.
Kulturschiff MS Stubnitz in Hamburg: Plötzlich ist Kultur zu laut
Dem Kulturschiff MS Stubnitz in Hamburg droht wegen Lärmbeschwerden das
Aus. Die Stadt muss endlich konkrete Hilfe anbieten, finden die Betreiber.
Hamburger Ausgeh-Hotspots auf Bewährung: Geduldflasche leer
Geht es am Wochenende trotz Coronagefahr wieder zu hoch her, drohen Teilen
St. Paulis und des Schanzenviertels strenge Maßnahmen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.