# taz.de -- Neue EU-Schuldenregeln: Weniger Geld für Klima und Soziales | |
> Nach jahrelangen Verhandlungen steht die EU-Reform für Staatsschulden. | |
> Doch es gibt Kritik, weil Klimaschutz und soziale Aspekte leiden könnten. | |
Bild: Weniger Geld für Umweltschutz, schlechte Luft in Berlin | |
Brüssel dpa | In der Europäischen Union gelten künftig neue Vorschriften | |
für [1][Staatsschulden und Haushaltsdefizite] der Mitgliedsländer. Der | |
Ministerrat nahm am Montag in Luxemburg Reformpläne für den sogenannten | |
Stabilitäts- und Wachstumspakt abschließend an. | |
Das Regelwerk soll die Budgetdisziplin der Länder sichern und damit solide | |
öffentliche Finanzen garantieren. Diese gelten als wichtige Voraussetzung | |
für die Stabilität in der EU und im Euro-Raum. Bei Übertreten der | |
Obergrenzen können Schulden-Strafverfahren, sogenannte Defizitverfahren, | |
eingeleitet werden. Dann muss ein Land Gegenmaßnahmen einleiten, um | |
Verschuldung und Defizit zu senken. | |
In Zukunft soll unter anderem die individuelle Lage von Ländern stärker | |
berücksichtigt werden. Die für die Aufsicht zuständige EU-Kommission soll | |
etwa in einem Übergangszeitraum bei der Berechnung der | |
Anpassungsanstrengungen den Anstieg der Zinszahlungen berücksichtigen | |
können. Wenn Mitgliedstaaten glaubhafte Reform- und Investitionspläne | |
vorlegen, die Widerstandsfähigkeit und Wachstumspotenzial verbessern, soll | |
auch der Zeitraum zur Schuldenverringerung verlängert werden können. | |
Darüber hinaus sind unter anderem Schutzmaßnahmen geplant: Hoch | |
verschuldete Länder mit einem Schuldenstand von mehr als 90 Prozent sollen | |
ihre Schuldenquote jährlich um einen Prozentpunkt senken müssen, Länder mit | |
Schuldenständen zwischen 60 und 90 Prozent um 0,5 Prozentpunkte. | |
## Regeln verhindern wichtige Investionen | |
Kritiker betonen, dass die Regeln nötigen [2][Investitionen etwa in | |
Klimaschutz oder in den sozialen Bereich] die Luft abschnürten. Eine | |
Analyse vom Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) und der New Economics | |
Foundation (NEF) war Anfang April zu dem Ergebnis gekommen, dass bei | |
Einhaltung der geplanten Regeln ab 2027 nur noch Dänemark, Schweden und | |
Irland in der Lage seien, sich notwendige Ausgaben zu leisten. Auch in | |
Deutschland würden demnach Investitionen stark gehemmt. | |
Die bisherigen Regeln aus den 1990er Jahren wurden von Kritikern seit | |
Langem als zu kompliziert und zu streng angesehen. Zuletzt waren die | |
Defizitverfahren wegen der Coronakrise sowie den Folgen des russischen | |
Angriffs auf die Ukraine aber ganz ausgesetzt. (dpa) | |
29 Apr 2024 | |
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