Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kongos Kirchenführer Fridolin Ambongo: Erzbischof im Visier der Ju…
> Kongos Justiz soll gegen den Erzbischof von Kinshasa ermitteln. Es geht
> um „Aufwiegelung der Bevölkerung“ und „Demotivierung der Streitkräfte…
Bild: Kardinal Fridolin Ambongo in vollem Ornat im Vatikan, 2019
Der kongolesische Generalstaatsanwalt nimmt kein Blatt vor den Mund. „Seit
einiger Zeit ist im Verhalten von Hochwürden Fridolin Ambongo eine
Beständigkeit aufrührerischer Äußerungen zu beobachten“, schimpft Firmin
Mvonde in seiner [1][schriftlichen Weisung] vom Samstag an die zuständige
Anklagebehörde der Demokratischen Republik Kongo.
Es herrsche Krieg, aber der Erzbischof von Kinshasa habe „Spaß an falschen
Gerüchten und an Aufwiegelung der Bevölkerung zur Revolte“. Seine
Äußerungen seien „geeignet, die Angehörigen der an der Front kämpfenden
Streitkräfte zu demotivieren“. Wegen „Vergehen gegen das Vaterland, sein
Volk und seine Führer“ seien Ermittlungen einzuleiten – alles andere sei
Komplizenschaft.
Die Breitseite sorgt für Aufsehen. [2][Fridolin Ambongo] ist als Erzbischof
von Kinshasa höchster Würdenträger der katholischen Kirche der DR Kongo,
die größte Afrikas. Der 64-Jährige ist auch Kardinal und einziges
afrikanisches Mitglied des neunköpfigen Kardinalrates, des höchsten
Beratergremiums des Papstes. Jetzt werfen ihm Kongos Justizbehörden
Landesverrat vor, worauf die Todesstrafe steht.
Die katholische Kirche gilt als führende moralische Instanz der DR Kongo
und übt immer wieder scharfe Kritik an Machtmissbrauch, Willkür, Korruption
und Wahlfälschung. Als Kongos Regierung etwa im März das geltende
Moratorium auf die Vollstreckung der Todesstrafe aufhob, unter anderem zur
Bestrafung von „Landesverrat“, hatte Erzbischof Ambongo das [3][öffentlich
scharf kritisiert]: „Wir müssten uns erst mal darüber verständigen, was der
Begriff ‚Verräter‘ bedeutet. Wenn ich unsere Realität im Kongo nehme, sind
die großen Verräter diejenigen, die an der Macht sind.“ Das kam bei den
Mächtigen gar nicht gut an.
[4][Später sprach der Erzbischof] von „völligem Chaos“ in Kongos Armee und
geißelte von der Regierung aufgestellte „patriotische“ Jugendmilizen im
Osten des Landes: „Diese bewaffneten Gruppen werden schließlich zu einer
Gefahr für die Bevölkerung werden, indem sie die Bürger ausplündern,
Raubüberfälle und Morde begehen und in den illegalen Handel mit Mineralien
einsteigen.“ Er hatte zudem gefordert, dass man herausfinden müsse, wieso
Kongolesen sich diesen Rebellengruppen anschließen.
Solche Äußerungen führen Kongolesen meist direkt hinter Gitter. Der
geachtete Kirchenführer wurde zunächst lediglich mit einem Entzug seiner
Zutrittsberechtigung zum VIP-Salon des Flughafens von Kinshasa bestraft.
Generalstaatsanwalt Mvonde reicht das nun offensichtlich nicht mehr.
## So alt wie sein gebeuteltes Land
Der 1960 geborene Fridolin Ambongo – er ist so alt wie sein Land, das seit
der Unabhängigkeit 1960 von Gewaltherrschaft und Krieg geplagt ist – hat
seine gesamte Laufbahn in seiner Heimat absolviert, von der ersten
Priesterstelle in der Kleinstadt Bobito über eine Professur für
Moraltheologie bis zum Kardinalsposten, den er nach dem [5][Tod seines
illustren kongolesischen Vorgängers Laurent Monsengwo] 2018 bekam.
Damals dachte man, Ambongo wäre ein stiller Nachfolger für den streitbaren
Monsengwo, der sich unverblümt in die Politik eingebracht hatte. Nun wird
Ambongo verfolgt in einer Art, wie es sich Kongos Staat mit Monsengwo nie
getraut hätte. [6][Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege spricht] vom
„diktatorischen Abdriften eines unfähigen Regimes“.
Derzeit ist Kongos Präsident Felix Tshisekedi in Europa unterwegs. Am
Sonntagabend wurde er in Berlin von Olaf Scholz empfangen, am Montag in
Paris mit militärischen Ehren begrüßt. Ob die Causa Amongo bei den Treffen
zur Sprache kam, ist nicht bekannt.
29 Apr 2024
## LINKS
[1] https://twitter.com/wembi_steve/status/1784540007190896744
[2] https://twitter.com/TataCardinal
[3] https://infos.cd/actualite/politique/rdc-cardinal-ambongo-soppose-au-retabl…
[4] https://www.fides.org/de/news/74919-AFRIKA_D_R_KONGO_RD_Kardinal_Ambongo_Di…
[5] /Nachruf-auf-Laurent-Monsengwo/!5785027
[6] https://twitter.com/DenisMukwege/status/1784710461683814831
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Kinshasa
Katholische Kirche
GNS
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
## ARTIKEL ZUM THEMA
Autor über globale Verflechtungen: „Man muss die Wörter schreien“
Er will Sprache entfesseln und schreibt über modernen
Rohstoff-Kolonialismus: Fiston Mwanza Mujila gastiert beim Hamburger
Literaturfest „Europa 24“.
„Putschversuch“ in der DR Kongo: Kalaschnikow im Livestream
Eine seltsame bewaffnete Truppe stößt in Kinshasa bis zum Amtssitz des
Präsidenten vor. Sie nennt sich „New Zaire“, ihr Chef lebte zuletzt in den
USA.
Krieg im Osten der DR Kongo: Tote im Vertriebenenlager
Tödlicher Beschuss am Rande der belagerten Stadt Goma verschärft den
Konflikt zwischen der DR Kongo und Ruanda. M23-Rebellen rücken weiter vor.
Wahlvorbereitung im Kongo: Das Kreuz mit den Wahlen
In der Demokratischen Republik Kongo wächst die Sorge um die nächsten
Wahlen. Vor allem die Kirchen warnen vor Unregelmäßigkeiten und Krieg.
Papst Franziskus auf Afrikareise: Kongo im Papstfieber
Das Oberhaupt des Vatikans besucht die Demokratische Republik Kongo. Die
katholische Kirche dort ist eine der aktivsten und mutigsten der Welt.
Nachruf auf Laurent Monsengwo: Der Aufrechte
Kongos prominentester Kirchenführer ist tot. Erzbischof Laurent Monsengwo
war für seine Landsleute ein Vorbild im Kampf für Werte in der Politik.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.