# taz.de -- Russischer Angriffskrieg auf die Ukraine: Wenig Soldaten, wenig Mun… | |
> Die Ukraine steht militärisch unter Druck. Russland setzt seine Angriffe | |
> auf zivile Einrichtungen fort – und will auch nicht vor Kliniken Halt | |
> machen. | |
Bild: Nach Drohvideo am Freitag: Eine Kinderklinik nahe Kyjiw wird evakuiert | |
KYJIW taz | Die Aussicht auf mehr Waffenlieferungen [1][vor allem aus den | |
USA] hebt in der von Russland angegriffenen Ukraine zwar die Stimmung – hat | |
aber bisher noch keine praktischen Folgen. Russische Luftangriffe fügen dem | |
Land weiterhin schweren Schaden zu und [2][die Lage an der Front ist | |
kritisch]. Es fehle an allem, sagt Veteran Igor, der in Kontakt zu seiner | |
früheren Einheit steht. „Sie sind in der Unterzahl, haben viel zu wenig | |
Munition. Und keine Möglichkeit die russischen Flugzeuge abzuschießen, die | |
die Stellungen bombardieren.“ | |
Die Situation an der Front sei sehr komplex, eine Eskalation möglich, sagte | |
auch der ukrainische Generalstabschef Olexander Syrskyj am Samstag. Seine | |
Sorgen dürften sich vor allen auf die Frontabschnitte bei Tschassiv Yar und | |
Awdijiwka im Donbas beziehen. Erstere ist eine Kleinstadt auf einer | |
Hügelkette westlich des im vergangenen Jahr von russischen Truppen | |
eroberten Bachmut. Ein Verlust könnte einen russischen Vormarsch auf | |
größere Städte wie Konstantiniwka oder Kramatorsk ermöglichen. Seit Wochen | |
sind die Vororte umkämpft. Es gibt wenig Bewegung. | |
Weiter südlich ist den russischen Truppen hingegen vor etwa einer Woche ein | |
Einbruch in die Front westlich von Awdijiwka beim Dorf Ocheretyne gelungen. | |
Seither versuchen sie laut Einschätzungen von Beobachtern diesen Einbruch | |
auszuweiten. Allerdings ist es ihnen bisher nicht gelungen, weiter in die | |
Tiefe auf den wichtigen Knotenpunkt Pokrowsk vorzurücken. | |
## Demo für Demobilisierung von Soldaten | |
In Kyjiw demonstrierten am Samstag rund 150 TeilnehmerInnen, vor allem | |
Frauen, für die Demobilisierung von Soldaten, die seit Beginn der Invasion | |
kämpfen. Ihre Männer und Söhne seien kein Eigentum des Staates. Die Last | |
des Kampfes müsse fair verteilt werden. Das [3][Parlament hatte jüngst ein | |
neues Mobilisierungsgesetz] verabschiedet, um den Truppenbedarf der Armee | |
zu decken. Außerdem wurde das Mindestalter von 27 auf 25 Jahre gesenkt. | |
In der Nacht zu Sonntag waren die Regionen Mykolajiw und Cherson Ziele | |
russischer Drohnenangriffe. Dabei wurden in der südukrainischen Stadt | |
Mykolajiw nach Angaben von Gouverneur Vitali Kim ein Hotel und ein Objekt | |
der Energieversorgung getroffen. Personenschäden habe es nicht gegeben. Das | |
russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, in der Nacht auf | |
Sonntag seien über den grenznahen Gebieten 17 ukrainische Drohnen | |
abgeschossen worden. | |
Auch diese Zahl war nicht unabhängig überprüfbar. Der Gouverneur des | |
Gebietes Kaluga, Wladislaw Schapscha, teilte mit, drei ukrainische Drohnen | |
seien in der Nähe eines Treibstofflagers abgefangen worden. | |
In der Nacht zuvor hatte es in der Ukraine zwei Mal landesweiten Luftalarm | |
gegeben. Ziel war erneut vor allem die Energieinfrastruktur. Die Angriffe | |
fielen zwar kleiner aus als zu Beginn des Monats. Schäden gab es vor allem | |
in den westlichen Gebieten Lwiw und Iwano-Frankiwsk sowie in den | |
Großstädten Dnipro und [4][Charkiw.] Eingesetzt wurden nach ukrainischen | |
Angaben Dutzende Shahed-Drohnen, ballistische Raketen sowie mehrere der | |
sogenannten Hyperschallraketen vom Typ Kinschal. | |
## Ukraine fordert mehr Flugabwehr | |
Die letzteren beiden Typen können nur mit Flugabwehrsystemen wie Patriot | |
oder SAMP/T abgefangen werden, von denen die Ukraine allerdings nur wenige | |
besitzt. Präsident Wolodymyr Selenskyj wies per Videoansprache erneut | |
darauf hin, dass die Ukraine mindestens [5][sieben weitere Abwehrsysteme | |
vom Typ Patriot] benötige. Bisher hat nur Deutschland die Lieferung eines | |
weiteren Systems zugesagt. | |
In Kyjiw hatte am Freitagnachmittag die Evakuierung zweier Kliniken, | |
darunter ein Kinderkrankenhaus, für Aufsehen gesorgt. Bürgermeister Vitaly | |
Klitschko hatte diese angeordnet. Zuvor war ein Video aus Belarus | |
aufgetaucht, in dem behauptet wurde, dass in den Kliniken Soldaten | |
untergebracht seien und sie deshalb angegriffen würden. Die PatientInnen | |
seien in andere Krankenhäuser verlegt worden, teilte Klitschko auf dem | |
Telegramkanal der Stadtverwaltung mit. Laut Geheimdienst SBU ist die | |
Drohung Teil der psychologischen Kriegsführung. Die Evakuierung sei eine | |
notwendige Vorsichtsmaßnahme. Nicht ohne Grund: Angriffe auf Krankenhäuser | |
gehören zur russischen Kriegsführung. | |
28 Apr 2024 | |
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## AUTOREN | |
Marco Zschieck | |
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