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# taz.de -- Hauptversammlung von ProSiebenSat.1: Bad Vibes bei ProSieben
> Bei der virtuellen Hauptversammlung von ProSieben war die Stimmung nicht
> gerade berauschend- auch weil im Geschäftsbericht gegendert wurde.
Bild: In der Hauptrolle: Ex-Springer-Mann Andreas Wiele
Eigentlich hätte die ProSiebenSat.1 SE mit ihrer Hauptversammlung am
Dienstag auch ihr Hauptprogramm bestreiten können. Allein die als „kurze
Pause“ getarnten ständigen Unterbrechungen hätten locker für die längsten
Werbeblöcke gereicht.
Die Hauptrolle spielte Ex-Springer-Mann Andreas Wiele als alerter
Aufsichtsratschef kurz vor seiner größten Niederlage. Daneben Bert Habets,
der von RTL als Retter der maroden Privatsendergruppe geholte Vorstandschef
mit dem charmanten [1][Rudi-Carell]-Akzent.
Die Bösen tarnten sich dagegen mit so harmlos klingenden Abkürzungen wie
MFE oder PPF, doch dahinter stehen die [2][Berlusconis] (Media for Europe)
und die tschechische Milliardärin Renáta Kellnerová (PPF). Sie haben ganz
anderes mit der ProSiebenSat.1 Media SE vor. Vor allem MFE will das
ProSieben-Reich zerschlagen, um billig die paar Filetstücke an sich zu
raffen.
## Bad Vibrations
„Relax, it’s now time to cleanse your body of negative emotions“, haucht …
den Pausen die Warteschleifenmusik, die sich ProSieben vermutlich in der
nächstbesten Biosauna ausgeliehen hatte. „Expand your Body. Vibrate even
further, expand even further.“
Bloß dass das mit dem Expandieren bei ProSieben gerade so ’ne Sache ist.
Vibrations gibt es dafür reichlich, und zwar negative. Denn die Bösen
hätten es mit der Zerschlagung fast geschafft. Nur die vorgeschriebene
Dreiviertelmehrheit bei den Abstimmungen über derart gewichtige
Veränderungen lässt den ganz große Durchmarsch platzen. Sonst bekommen MFE
und PPF alle Ziele und vor allem ihre Aufsichtsratskandidat*innen
durch.
Zu dumm, dass die Hauptversammlung nicht wie früher in Präsenz, sondern
bloß virtuell war. „So im Sinne einer Gala mit vielen Promis über den Roten
Teppich und Schickimicki-Live-Berichterstattung von nichts Wichtigem?“,
fragt die Mitbewohnerin. Die ganze Spannung fand leider nur in den
verkniffenen Vorstandsgesichtern statt.
## Beschwerden übers Gendern
Als Ventil für solche Emotions gibt’s ja stulle Fragen von
Kleinaktionär*innen, die laut Aktiengesetz bierernst zu beantworten sind.
Ob der Vorstand nicht auch per [3][KI als Avatar] auftreten könne, wurde
also gefragt. „Ich freue mich, dass der Vorstand nicht als Avatar auftritt.
Für den Aufsichtsrat wäre das ohne Weiteres möglich“, sagt Andreas Wiele.
Und plötzlich geht der ganz große Kronleuchter auf. Der schwitzt trotz über
achteinhalb Stunden Hautversammlung und aller Niederlagen nicht sein
blütenweißes Hemd durch, weil er längst einer ist. Bloß mit verdammt
gestriger KI gefüttert.
Als sich ein anderer Kleinaktionär über’s [4][Gendern] im Geschäftsbericht
aufregt, sagt Entertainment-Vorstand Markus Breitenecker, „wir haben uns
entschieden, genderneutral zu formulieren, um das Bewusstsein zu schärfen“.
Und was sagt Avatar*in Andreas? „Ich werde mich an diese Beschlussvorlage
des Vorstands nicht halten“. Zu schade, dass er nicht auch zur Abwahl
anstand.
Richtigstellung: In einer vorherigen Version dieses Textes hieß es, dass
‚Klara Brachtlová‘ der Name der tschechischen Milliardärin sei. Dies wurde
korrigiert.
2 May 2024
## LINKS
[1] /Die-Wahrheit/!5294186
[2] /Nach-dem-Tod-von-Berlusconi/!5938665
[3] /Kuenstliche-Intelligenz-auf-Medien-Messe/!5976255
[4] /Genderverbot-in-der-Verwaltung/!6001199
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
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