| # taz.de -- UN-Resolution zu Nahost: Deplatzierte Empörung | |
| > Die UN-Resolution für einen sofortigen Waffenstillstand wird wenig | |
| > ausrichten. Denn Netanjahu bleibt auf Konfrontationskurs mit den USA. | |
| Bild: Lässt sich von niemandem Vorschriften machenn: Israels Regierungschef Be… | |
| Die israelische Regierung hätte kaum trotziger auf die am Montag von den | |
| USA genehmigte Forderung des UN-Sicherheitsrates nach einer Waffenruhe im | |
| Gazastreifen reagieren können. Prompt sagte Regierungschef Benjamin | |
| Netanjahu eine Delegation ab, die sich in Washington zum weiteren Vorgehen | |
| in Rafah beraten sollte. Zuhause in Israel mag er diese jüngste | |
| Konfrontation mit dem wichtigsten Verbündeten als Zeichen der Stärke | |
| verkaufen. | |
| Doch die Empörung wirkt nach der Serie von Auseinandersetzungen mit den USA | |
| in den vergangenen Wochen nicht nur deplatziert, sie gefährdet Israel | |
| zunehmend, indem sie das Land immer weiter in die internationale Isolation | |
| führt. Seit Wochen ignoriert Netanjahu die zunehmend dringenden Wünsche aus | |
| Washington und lässt US-Präsident Joe Biden immer wieder auflaufen. | |
| Seitens der israelischen Regierung mag man [1][die UN-Resolution] nun | |
| kleinreden: Die Vereinten Nationen seien ohnehin seit langem | |
| anti-israelisch eingestellt und die Resolution nicht an Sanktionen | |
| gebunden. Fakt ist jedoch: Eine UN-Resolution ist bindend für alle | |
| Mitgliedstaaten. Israel würde sich durch eine Missachtung ins diplomatische | |
| Abseits stellen. Das ist kurzsichtig und schadet letztlich Israels | |
| Sicherheit, denn die beruht nicht nur auf militärischer Stärke. Israel | |
| braucht Verbündete und internationale Akzeptanz. | |
| Dass es die Hamas war, die am 7. Oktober Israel überfallen, Zivilisten | |
| ermordet, Frauen vergewaltigt und Kinder und alte Menschen nach Gaza | |
| entführt hat, spielt in der weltweiten Wahrnehmung [2][des Krieges] | |
| angesichts der beispiellosen Zerstörung, des Todes und des Leids in Gaza | |
| für viele kaum noch eine Rolle. Im Norden des Küstenstreifens herrscht nach | |
| Angaben internationaler Organisationen unter rund 300.000 Menschen eine | |
| Hungersnot, während in Israel nur wenige Kilometer entfernt Hilfskonvois | |
| warten. | |
| Das Land hat sein Recht auf Selbstverteidigung in den Augen vieler Menschen | |
| weltweit überschritten. Dass die USA am Montag nicht von ihrem Vetorecht | |
| Gebrauch machten und selbst die US-Vizepräsidentin Kamala Harris mit Blick | |
| auf die [3][Konsequenzen einer Rafah-Offensive] sagt: „Ich schließe nichts | |
| aus“ zeigt, wie abgekühlt die Beziehungen zu Washington sind und was für | |
| Israel auf dem Spiel stehen könnte: Die gewaltigen Waffenlieferungen, ohne | |
| die es diesen Krieg kaum führen könnte. | |
| Netanjahu mag mit der Zustimmung vieler Menschen in Israel handeln, die von | |
| den brutalen Massakern der Hamas ins Mark getroffen wurden. Doch mit seinen | |
| Reden vom „absoluten Sieg“ über die Hamas hilft er den Israelis, von denen | |
| viele taumeln zwischen extremem Nationalismus einerseits und der Angst, an | |
| keinem Ort mehr sicher sein zu können, andererseits, nur scheinbar. | |
| Die jüngst wieder aufflammenden Kämpfe im Norden des Gazastreifens zeigen, | |
| dass auch eine Invasion in Rafah kaum einen dauerhaften Guerillakrieg gegen | |
| die Hamas verhindern dürfte. Zudem scheint auch weiterhin keine Lösung | |
| gefunden, wie der Ministerpräsident sein Versprechen, die Zivilbevölkerung | |
| in Rafah im Falle eines Angriffes zu schützen, umsetzen könnte. Was es | |
| braucht ist ein Kurswechsel, wie vom Sicherheitsrat vorgeschlagen: Die | |
| Freilassung aller Geiseln und einen Waffenstillstand. | |
| 26 Mar 2024 | |
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| Felix Wellisch | |
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