| # taz.de -- Mietpreisbremse soll verlängert werden: Mieterschutz gegen Quick-F… | |
| > Nach langer Blockade einigt sich die Ampel bei Datenspeicherung und | |
| > Mietpreisbremse. Andere Vorhaben lassen auf sich warten. | |
| Bild: Marco Buschmann (FDP) äußert sich zur Einigung der Koalitionsfraktionen… | |
| Berlin taz | Die Ampelregierung hat sich nach einer langen Hängepartie | |
| darauf geeinigt, die Vorratsdatenspeicherung mit dem [1][sogenannten | |
| Quick-Freeze-Verfahren] neu zu regeln und die Mietpreisbremse bis zum Jahr | |
| 2029 zu verlängern. Das bestätigte das Justizministerium am Mittwoch der | |
| taz. | |
| „Es war höchste Zeit. Das Quick-Freeze-Verfahren kommt“, sagte der | |
| Bundesjustizminister [2][am Mittwoch der Welt]. Das sei „ein guter Tag für | |
| Freiheit und Sicherheit in Deutschland“. Weniger euphorisch klang er beim | |
| Thema Mieterschutz: Man habe sich darauf verständigt, „die notwendigen | |
| gesetzlichen Grundlagen für eine Verlängerung der Mietpreisbremse“ zu | |
| schaffen. Die Landesregierungen sollten „selbst entscheiden, ob sie von | |
| diesem Instrument auch weiterhin Gebrauch machen wollen“. | |
| Inhaltlich haben diese beiden Themen rein gar nichts miteinander zu tun. | |
| Aber sie waren Teil eines lang andauernden Streits zwischen | |
| Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesjustizminister Marco | |
| Buschmann (FDP). Letzterer legte bereits im [3][Oktober 2022 einen | |
| alternativen Gesetzentwurf] zur Vorratsdatenspeicherung vor. | |
| Bundesinnenministerin Nancy Faeser wollte dem in dieser Form aber nicht | |
| zustimmen, weil sie sich mehr Befugnisse wünschte und alle IP-Adressen | |
| speichern wollte. | |
| An dieser Stelle kommt die geplante Mietrechtsnovelle ins Spiel – als | |
| [4][politisches Druckmittel des Justizministers]. Buschmann weigerte sich, | |
| mietrechtliche Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen. Diese sind | |
| der SPD besonders wichtig. Ganz nach dem Motto: Mieterschutz nur gegen mehr | |
| Datenschutz. Lange Zeit war nicht klar, ob es überhaupt noch zu einer | |
| Einigung kommt. | |
| ## Kappungsgrenze ist relevant für alle Mieten | |
| Die Mietpreisbremse wurde 2015 eingeführt und gilt bislang bis Ende 2025. | |
| Sie regelt in angespannten Wohnlagen die maximal zulässige Miethöhe bei | |
| Neu- oder Wiedervermietungen. Das heißt: Bei Vertragsabschluss darf die | |
| vereinbarte Miete die ortsübliche Vergleichsmiete höchstens um 10 Prozent | |
| übersteigen. Für Neubauten gilt das allerdings nicht. Wo ein angespannter | |
| Wohnungsmarkt vorliegt, können Landesregierungen für fünf Jahre festlegen. | |
| Mit der Verlängerung bis 2029 wird nun eins von mehreren mietrechtlichen | |
| Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Die anderen lassen weiter auf | |
| sich warten. Das betrifft vor allem die Senkung der sogenannten | |
| Kappungsgrenze und eine Verbesserung von Mietspiegeln. Für Gemeinden über | |
| 100.000 Einwohner*innen sollten qualifizierte Mietspiegel verpflichtend | |
| werden. | |
| Die Kappungsgrenze ist relevant für alle Mieten, die noch unter der | |
| ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Derzeit gilt in angespannten | |
| Wohnlagen, dass Mieten innerhalb von drei Jahren höchstens um 15 Prozent | |
| steigen dürfen. Die Ampel hatte sich vorgenommen, diese Grenze auf 11 | |
| Prozent zu senken, um den Mietenanstieg zu verlangsamen. Passiert ist | |
| bislang nichts. Buschmann verriet der Welt, es gebe „zwischen den | |
| Koalitionspartnern noch Diskussionsbedarf“. | |
| ## FDP hält mehr Mieterschutz für „toxisch“ | |
| Dieser kleine Teilerfolg hält die SPD aber nicht davon ab, die Einigung zu | |
| feiern. „Nach langen und intensiven Verhandlungen“ mache die Ampel „den W… | |
| frei für eines ihrer wichtigsten Mieterschutzvorhaben“, erklärten Dirk | |
| Wiese und Verena Hubertz, die Vizevorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion. | |
| Sie forderten Buschmann aber auch auf, zeitnah „Entwürfe zur Umsetzung der | |
| weiteren im Koalitionsvertrag verabredeten Vorhaben“ vorzulegen. | |
| Ähnlich sieht es Hanna Steinmüller von der Grünen-Fraktion. Sie sehe aber | |
| auch „die Kanzlerpartei in der Verantwortung“ dafür, dass alle | |
| Mieterschutz-Vereinbarungen umgesetzt werden. „Darauf werden wir im | |
| parlamentarischen Verfahren achten. Sonst wäre die Mietrechtsreform nur | |
| Stückwerk“, sagte sie der taz. | |
| Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der | |
| FDP-Bundestagsfraktion, sagte der taz, die Mietpreisbremse sei eingeführt | |
| worden, „um Ländern und Kommunen mit angespannten Wohnungsmärkten Zeit zu | |
| geben, ausreichend Wohnraum zu schaffen“. Bund, Länder und Kommunen müssten | |
| deshalb „ihre Anstrengungen erhöhen, damit der dringend benötigte Wohnraum | |
| entsteht“. Weitere Verschärfungen im Mietrecht seien seiner Ansicht nach | |
| „bei den aktuellen Rahmenbedingungen toxisch für dringend benötigte | |
| Investitionen in Wohnraum“. | |
| Für die Linken-Gruppe ist die Einigung völlig unzureichend. Es sei eine | |
| „Bankrotterklärung“ gegenüber den Mieter*innen, sagte die | |
| [5][Wohnungspolitikerin Caren Lay.] Es gebe „keinerlei Verbesserung, | |
| sondern im besten Fall die Beibehaltung des Status quo“. | |
| 10 Apr 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Einigung-bei-Vorratsdatenspeicherung/!6003876 | |
| [2] https://www.welt.de/politik/deutschland/article250958244/Quick-Freeze-Verfa… | |
| [3] /Vorratsdatenspeicherung-in-Deutschland/!5890806 | |
| [4] /FDP-verschleppt-besseren-Mieterschutz/!5922641 | |
| [5] /Linkenpolitikerin-uebers-Wohnen/!5880216 | |
| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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