| # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Senegal: Linke Opposition vor dem Triumph | |
| > Das Regierungslager erkennt seine Niederlage an. Sein Kandidat gratuliert | |
| > dem Oppositionellen Diomaye Faye zum „Sieg in der ersten Runde“. | |
| Bild: Dakar: Anhänger von Opposition und des Präsidentschaftskandidaten warte… | |
| Cotonou taz | Schon am Morgen nach der Präsidentschaftswahl in Senegal | |
| zeichnete sich ein Sieg des linken [1][Oppositionskandidaten Bassirou | |
| Diomaye Faye] ab. Wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale am | |
| Sonntagabend [2][schrieb die Nachrichtenplattform „Seneweb“ bereits], Faye | |
| habe 57 Prozent der Stimmen erhalten. | |
| Am frühen Nachmittag dann die quasi offizielle Bestätigung: Amadou Ba, | |
| Kandidat der Regierungskoalition Benno Bokk Yakaar (BBY) des scheidenden | |
| Präsidenten Macky Sall, gratulierte in einer schriftlichen [3][Erklärung] | |
| „Präsident Bassirou Diomaye Diakhar Faye zu seinem Sieg in der ersten | |
| Runde“. Er wünsche ihm „viel Erfolg zum Wohle des senegalesischen Volkes�… | |
| Zahlreiche Glückwünsche hatte der 44-Jährige bereits zuvor erhalten. Anta | |
| Babacar Ngom, die einzige Kandidatin, gratulierte Faye schon gegen | |
| Mitternacht im Kurznachrichtendienst X: „Herzlichen Glückwunsch an Bassirou | |
| Diomaye Faye für seinen unbestrittenen Sieg. Das Volk hat gesprochen und | |
| wir respektieren seine demokratische Entscheidung voll und ganz.“ | |
| Eine Stunde später folgte Khalifa Sall, einstiger Bürgermeister der | |
| Hauptstadt Dakar und ebenfalls Präsidentschaftskandidat. Er schrieb, dass | |
| Diomaye Faye ganz weit vorne liege. Partystimmung hatte es auch auf Dakars | |
| Straßen gegeben. | |
| ## Eigentlich nur Ersatzkandidat | |
| Faye war eigentlich nur der Ersatzkandidat für den linken Oppositionsführer | |
| Ousmane Sonko, einer der wohl beliebtesten Politiker des Landes, der nicht | |
| selbst antreten konnte, weil er in Haft saß. Sonkos Anhänger hielten das | |
| für politische Verfolgung, es gab Unruhen mit Toten. Er kam erst kurz vor | |
| den Wahlen frei, ebenso wie Faye – und letzterer steht nun möglicherweise | |
| auf dem Sprung in den Präsidentenpalast. | |
| Die Wahlkommission hatte sich bis Montagnachmittag noch nicht offiziell | |
| geäußert. Zwischendurch hieß es, dass nicht vor Dienstag verlässliche | |
| Ergebnisse vorliegen würden und ein amtliches Endergebnis am kommenden | |
| Freitag. Anders als in anderen westafrikanischen Ländern wird in Senegal | |
| allerdings sehr zügig ausgezählt. | |
| Mit einem Sieg in der ersten Runde vermeidet Senegal eine Stichwahl | |
| zwischen Diamoye Faye und dem Regierungskandidaten Amadou Ba. Die ersten | |
| inoffiziellen Zahlen gaben diesem 31 Prozent. Bei seiner Stimmabgabe am | |
| gestrigen Sonntag in Dakar sagte er noch, er sei „sehr zuversichtlich“, | |
| bereits im ersten Wahlgang zu gewinnen. | |
| ## Lange Schlangen vor den Wahllokalen | |
| Die Wahl zum fünften Präsidenten [4][des westafrikanischen Staates mit 18 | |
| Millionen Einwohner:innen] war mit großer Spannung erwartet worden. | |
| Eigentlich hätte sie bereits am 25. Februar stattfinden sollen, doch | |
| Präsident Macky Sall sagte sie kurzerhand ab. [5][Bei landesweiten | |
| Protesten] kamen anschließend vier Menschen ums Leben. | |
| Schon vor Öffnung der Wahllokale am Sonntagmorgen waren die Schlangen lang, | |
| und Menschen mussten lange auf ihre Stimmabgabe warten. Verschiedene | |
| Beobachtermissionen bezeichneten den Wahltag als friedlich. Auch habe es | |
| keine nennenswerten technischen Probleme wie fehlende Stimmzettel und | |
| verspätete Öffnungen der Wahllokale gegeben. Die Beobachter:innen der | |
| Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowa)s sagten, sie seien „im | |
| Großen und Ganzen zufrieden“. | |
| Bassirou Diomaye Faye gab am Sonntag seine Stimme in seinem Heimatort | |
| Ndiaganiao in der Region Thiès ab. Er war erst Mitte März aufgrund des | |
| neuen Amnestiegesetzes aus dem Gefängnis entlassen worden und hatte für den | |
| Wahlkampf nur eine gute Woche Zeit. Gegenüber Journalist:innen sagte | |
| er, dass es in Wirklichkeit nur eine Souveränität gebe, und zwar die des | |
| Volkes. | |
| Die indirekte Aufforderung, ein guter Verlierer zu sein, lieferte er gleich | |
| mit: Es gebe keinen Grund, demokratische Traditionen nicht fortzuführen, | |
| „nämlich dass dem Sieger gratuliert“ werde. Dann könne Senegal auch wieder | |
| zum Alltag übergehen. | |
| 25 Mar 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Vor-den-Wahlen-in-Senegal/!5998531 | |
| [2] https://seneweb.com/news/Politique/bassirou-diomaye-faye-largement-en-tete-… | |
| [3] https://information.tv5monde.com/direct/direct-les-senegalais-dans-lattente… | |
| [4] /Pferde-im-Senegal/!5998514 | |
| [5] /Nach-Protesten-in-Senegal/!5997010 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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