# taz.de -- Pleitewelle bei Hamburger Investor: Ein wankendes Imperium | |
> Der Investor Tomislaw Karajica wollte den Hamburger Fernsehturm wieder | |
> zugänglich machen. Nun rutschen immer mehr seiner Unternehmen in die | |
> Insolvenz. | |
Bild: Nebulös, ob er wirklich wieder eine Aussichts- und eine Restaurantebene … | |
HAMBURG taz | Es ist eine fulminante Pleitewelle, die Hamburgs | |
umtriebigsten Investor derzeit umgibt: In Tomislaw Karajicas | |
Unternehmensimperium hat in den vergangenen Wochen eine Vielzahl seiner | |
Firmen Insolvenz anmelden müssen. Das weckt Zweifel, ob damit auch zwei | |
stadtbildprägende Projekte vor dem Aus stehen könnten: Die Wiederbelebung | |
der [1][Aussichts- und Restaurantplattformen auf dem „Telemichel“] sowie | |
die für bis zu 9.000 Zuschauer:innen geplante [2][Sport- und | |
Veranstaltungshalle „Elbdome“]. | |
Es ist ein komplexes Unternehmensgewebe, das der im Stadtteil Stellingen | |
aufgewachsene Karajica geschaffen hat. Sein Aufstieg begann, nachdem er mit | |
einem Schulfreund den Online-Optiker Edel Optics gegründet hatte. Laut | |
eigener Aussage erschuf Karajica damit Deutschlands drittgrößten Anbieter | |
auf diesem Markt. Doch schon seit 2020 steckt das Unternehmen in der Krise, | |
Ende Februar gab es an, Insolvenz anmelden zu müssen. | |
Seit mehreren Jahren ist Karajica aber vor allem als Immobilienentwickler | |
tätig. Aus dieser Sparte meldeten Anfang März die ersten drei Unternehmen | |
Insolvenz an. Nun kamen drei weitere hinzu, wie [3][zuerst das Hamburger | |
Abendblatt berichtete]. | |
So komplex Karajicas Unternehmenskonglomerat ist, so wenig durchschaubar | |
sind die Gründe für die Pleitewelle. Dem Abendblatt erklärte der zuständige | |
Insolvenzverwalter immerhin: „Sie sind bei den Gesellschaften leicht | |
unterschiedlich – mit einer großen gemeinsamen Schnittmenge: Die | |
Coronapandemie sowie der Ukraine-Krieg mit ihren hinlänglich bekannten | |
Folgen haben die Umsetzung vieler Vorhaben verzögert.“ | |
## Projekte kommen seit Jahren nicht voran | |
Karajica hatte sich in Hamburg vor allem einen Namen gemacht, seit er den | |
[4][Aufstieg des Hamburger Basketballclubs Hamburg Towers vorangetrieben] | |
hat. Als Hauptgesellschafter stieg der Klub 2019 in die erste Liga auf, | |
spielte 2021 erstmals im Europapokal. Bis zum vergangenen Jahr war die | |
Spielstätte im Süden Hamburgs nach Karajicas Optiker-Unternehmen benannt. | |
Doch gerade für seine Basketballer hatte Karajica größere Pläne. Nahe den | |
Elbbrücken wollte er für sie eine größere Sportveranstaltungshalle | |
errichten. Der Elbdome sollte in unmittelbarer Nähe zur Hafencity | |
entstehen, doch kommt das Projekt seit mehreren Jahren nicht voran. | |
Und dann war da noch seine Ankündigung, die seit mehr als 20 Jahren | |
geschlossene Aussichtsplattform auf dem Hamburger Fernsehturm wieder | |
zugänglich zu machen. Eigentlich sollte die Plattform samt Gastronomie | |
schon im vergangenen Jahr wiedereröffnet werden, doch die notwendige | |
Sanierung kam zuletzt immer wieder ins Stocken. | |
Ein Sprecher von Karajicas Holding, in dem er seine Unternehmen bündelt, | |
betont allerdings, dass weder die Betreiberschaft des Hamburger | |
Fernsehturms noch das Projekt Elbdome betroffen sind. Beim Fernsehturm | |
werde weiter darauf gewartet, dass die Sanierungsarbeiten abgeschlossen | |
sind. Und beim Elbdome befinde man sich „in sehr vertrauensvollen und | |
partnerschaftlichen Gesprächen mit der Stadt Hamburg“ über die Übertragung | |
des Grundstücks. „Wann mit dem Bau des Elbdome begonnen werden kann und | |
wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist, lässt sich auch aufgrund der | |
aktuell schwierigen Marktlage nicht seriös beantworten“, erklärt der | |
Sprecher. | |
## Viel Geld mit Geflüchteten verdient | |
2021, als es noch nicht so aussah, dass Vorhaben von Karajica platzen | |
könnten, nannte ihn die Zeit einmal den „Baumeister von Hamburgs | |
Vorzeigeprojekten“. Dass sich nicht alles so entwickeln würde, wie Karajica | |
bei Ankündigungen seiner Projekten darstellte, zeigt sich schon seit mehr | |
als einem Jahr: Im Hamburger Südosten wollte er ein Zentrum für E-Sport, | |
den sportlichen Wettkampf mit Computerspielen, errichten. Was früher ein | |
Tagungshotel war, wollte er umbauen lassen, um dort | |
Computerspiel-Wettbewerbe zu veranstalten, Trainingsräume und | |
Übernachtungsmöglichkeiten inklusive. | |
30 Millionen Euro kündigte Karajica an, investieren zu wollen, um das | |
größte E-Sport-Zentrum Europas zu eröffnen. Das Potential sei schließlich | |
enorm: Laut dem Deutschen E-Sport-Bund gibt es in Deutschland inzwischen | |
mehr als 1,5 Millionen aktive E-Sportler:innen. Zwar kam es noch zu einer | |
Teil-Eröffnung, doch im März 2023 kam das Projekt ins Stocken. Mittlerweile | |
hat die Stadt das Gebäude angemietet, um dort Geflüchtete unterzubringen. | |
Risse bekam sein öffentliches Bild allerdings durch den Mundsburg Tower: | |
Karajicas Home United Spaces GmbH hatte 2020 eines der drei Hochhäuser | |
gekauft, wollte es offenbar sanieren und höherpreisig weiterverkaufen. Als | |
die Stadt auf der dringenden Suche nach Unterkünften für Geflüchtete aus | |
der Ukraine waren, vermietete Karajica mehrere Dutzend Wohnungen an die | |
Stadt – [5][und sahnte damit ordentlich ab]: Satte 5.400 Euro erhielt der | |
Betreiber pro Wohnung, als „Mietwucher“ kritisierte etwa die Linkspartei | |
diese hohe Miete. Im Januar 2023 gab die Stadt dann überraschend bekannt, | |
das Gebäude gekauft zu haben. Ein Kaufpreis wurde nicht mitgeteilt. | |
26 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /!5686278 | |
[2] /Bauplaene-fuer-die-Veddel/!5747084 | |
[3] https://www.abendblatt.de/hamburg/wirtschaft/article241917908/Drei-weitere-… | |
[4] /Hamburger-Basketball-Arena-in-Planung/!5563770 | |
[5] /Unterbringung-Gefluechteter-in-Hamburg/!5867872 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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