# taz.de -- Zeitung im Jahr 2057: Dreckschleuder in die Vergangenheit | |
> In ferner Zukunft ist unser Autor im sechzigsten Jahr freier Mitarbeiter | |
> der taz. Seine Themen: Aliens, Luxusraumschiffe, sächsische Separatisten. | |
Bild: Immer diese ausbüchsenden Aliens! | |
Wir schreiben das Jahr 2057. Was man vor dreißig Jahren nicht zu hoffen | |
gewagt hätte: Zum Glück gibt es noch immer [1][gedruckte Zeitungen]. Sie | |
erscheinen auf abwischbaren Folien aus Gartenabfällen. | |
Abonnenten legen die ausgelesenen Blätter am Abend vor die Tür, wo sie | |
abgeholt, aufbereitet und am nächsten Morgen, neu bedruckt, wieder | |
angeliefert werden. Ich bin jetzt im sechzigsten Jahr freier Mitarbeiter | |
der taz. Einer meiner Hauptabnehmer ist nach wie vor das Ressort | |
taz2/Medien, [2][das jetzt „taz3000SpaceX“ heißt]. | |
Das klingt flotter und mehr nach Zukunft, was eigentlich Quatsch ist, weil | |
die von mir hier als Zukunft bezeichnete Zeit ja dann die Gegenwart sein | |
wird. Und man lässt ja auch in keinem Science-Fiction-Stück die Figuren | |
geflasht darüber reflektieren, was es jetzt für utopische Features gibt, | |
weil das für die ja normaler Alltag ist. | |
Aber gut, das müssen die wissen; ich misch mich da nicht ein. [3][Die | |
Redaktion] ruft mich manchmal morgens gegen dreißig an – die Uhrzeit ist | |
jetzt in Stunden, Zentistunden und Millistunden eingeteilt anstatt wie | |
früher in kackkrumme, angelsächsisch anmutende Fantasieeinheiten im | |
Duodezimal- oder Sexagesimalsystem. | |
## Der „Lurch“ darf ran | |
Wenn es um Tiere geht, [4][darf „der Lurch“ ran]; wo journalistische | |
Mindeststandards nicht unterschritten werden sollen, schreiben sie ihren | |
Kram lieber selbst. Doch sonst wird die [5][„Dreckschleuder“] (ich im | |
taz2-Jargon) in Stellung gebracht. | |
Meistens soll ich was zu einem kontroversen Gesellschaftsthema abliefern: | |
Alien aus Forschungseinrichtung ausgebrochen, Luxusraumschiff in Kreuzberg | |
abgefackelt, die sächsischen Separatisten treiben die Regierungstruppen vor | |
sich her und stehen kurz vor Leipzig. Dazu drechsle ich wie gewohnt ein | |
„launiges“ Stückchen. | |
Und endlich habe ich auch eine neue Kolumne. Denn nachdem sich die | |
Zukunftskolumne um das Jahr 2050 herum doch langsam ein bisschen | |
totgelaufen hat, verfasse ich seitdem einmal im Monat eine neue Folge zur | |
„Vergangenheit“. Das finde ich ohnehin leichter als zur Zukunft, denn dabei | |
muss man nichts raten oder erfinden, weil man ja schon weiß, was passiert | |
ist, und dann schreibt man das einfach nur runter. Es ist im Grunde, wie | |
früher vor der Stunde noch schnell die Hausaufgaben abzupinnen. | |
Roter Faden des Formats ist „mein polnischer Histurologe Zbigniew“, ein | |
fiktiver Charakter, der in anderer Form bereits in meinen alten Kolumnen | |
vorkam und dem ich auch hier wieder coole Aphorismen in den Mund lege wie: | |
„Geschichte ist wie Märchen, nur ohne Happy End.“ | |
24 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Archiv-Suche/!5991819&s/ | |
[2] /Jugendsuenden/!5805873 | |
[3] /Archiv-Suche/!438602&s/ | |
[4] /Tiere-und-Pflanzen-des-Jahres/!5903871 | |
[5] /Die-Wahrheit/!5994869 | |
## AUTOREN | |
Uli Hannemann | |
## TAGS | |
Kolumne Zukunft | |
Schwerpunkt Zeitungskrise | |
Vergangenheit | |
Kolumne Zukunft | |
Demokratie | |
Kolumne Zukunft | |
Arbeit | |
Demos | |
Jan Böhmermann | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Zeitreise ins Jahr 2060: Spiegelei auf dem Kopf | |
Die schmutzigen Teller werden jetzt mit der Vorderseite nach außen in die | |
Geschirrspülmaschine gestellt, Besteck einfach hineingeworfen. | |
Wertediktatur im Jahr 2059: Kiffen und nackt baden | |
2059, die deutsche Wertediktatur hat über die Vernunft des Bösen gesiegt. | |
Gleichberechtigung, Liberalität und Demokratie sind der Status Quo. | |
Cannabis im Jahre 2058: Söder Haze oder Bavarian Amnesia | |
Entschleunigung ist Trumpf. Es musste deshalb eine | |
Mindestfahrgeschwindikeit von 40 km/h eingeführt werden. Und auch sonst | |
sind alle ganz entspannt. | |
Die Wahrheit: Lustig tirilierende Zwangsarbeiter | |
Die Generation Z besteht aus verweichlichten, selbstsüchtigen und | |
anmaßenden Drückebergern – wissen deutsche Personalchefs nur zu gut. | |
Die Wahrheit: Gut absetzbarer Gratismut | |
Wer an gefahrlosen Warmduscherdemos gegen Kaltwassernazis teilnimmt, sollte | |
ab jetzt dringend einen fairen Ablass zahlen. | |
Kritik an Jan Böhmermann: An den Schamhaaren herbeigezogen | |
Jan Böhmermann hat dazu aufgerufen, „einfach mal ein paar Nazis zu keulen“. | |
Was wollte der Satiriker damit eigentlich sagen? |