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# taz.de -- Militärische Ausbildung in der Ukraine: Sanfte Mobilmachung
> Das Parlament in Kyjiw schafft es nicht, ein neues Gesetz zur
> Mobilmachung zu verabschieden. Jetzt kümmert sich die Armee selbst um
> neue Soldaten.
Bild: Ukrainische Zivilistin bei der Schulung an einer Panzerabwehrwaffe in ein…
Luzk taz | Ukrainische Militärangehörige haben es satt, auf Nachschub und
auf die Verabschiedung eines Mobilmachungsgesetz zu warten. Deshalb haben
sie damit begonnen, selbst im Land nach Personal zu suchen. Mittlerweile
lässt es sich als Tendenz erkennen, dass die Kampfbrigaden ihre eigenen
Ausbildungszentren im Hinterland einrichten.
Ein Beispiel für eine solch aktive Personalrekrutierung ist die 100.
Wolhynische Brigade, die 2022 als Territorialverteidigungseinheit im
westukrainischen Luzk gegründet wurde.
Später wurde die Brigade [1][zum Kämpfen in den Osten geschickt]. Die taz
konnte mit ihrem Pressesprecher Serhii Chominskyi auf dem Weg zu den
Schulungsräumen sprechen.
„Wir bieten Interessieren Schulungen an Kalaschnikows, am US-amerikanischen
Panzerabwehrsystem Javelin und der schwedischen Panzerabwehrlenkwaffe Nlaw
und dem tragbaren Flugabwehrraketensystem Stinger. Außerdem gibt es bei uns
eine Pionierausbildung und einen Kurs für taktische Medizin.
Einberufungsbescheide werden in unserem Zentrum nicht ausgestellt. Unser
Ziel ist vielmehr, das Wissen der Zivilbevölkerung im Bereich militärische
Angelegenheiten und die Grundlagen der landesweiten Wehrfähigkeit zu
verbessern“, so Serhij Chominskyj.
## Eigeninitiative Rekrutierungen
Die Militärs haben nicht aus Nettigkeit entschieden, dass sie ab sofort
selbst nach neuen Rekruten suchen. Vielmehr haben die [2][schweren Kämpfen
bei Kupjansk, Awdijiwka und Bachmut] im Osten der Ukraine in den letzten
Monaten nicht nur bei den russischen Streitkräften zu enormen Verlusten
geführt, sondern auch bei den ukrainischen. Trotzdem schafft es die
Werchowna Rada, das ukrainischen Parlament, [3][seit über zwei Monaten
nicht, ein Gesetz zur Verbesserung der Mobilisierung zu verabschieden]. Und
die Gesellschaft ist unzufrieden mit der Arbeitsweise der
Wehrpflichtkommissionen, die oft gezwungen sind, Rekruten mit Gewalt in die
Armee zu zwingen.
Alle Instruktoren im Ausbildungszentrum haben schwere Kämpfe an der
Ostfront hinter sich. Sie bitten darum, nicht namentlich genannt zu werden,
und bedecken ihre Gesichter, bevor sie fotografiert werden.
Zur Zeit sind sie hier, im Hinterland. Ihr Ziel ist es, eine Kampfreserve
vorzubereiten, damit die Menschen im zivilen Leben so gut wie möglich auf
den nationalen Widerstand vorbereitet sind. Vielleicht werden einige von
ihnen später in die Armee eintreten und sich dort dann sicherer fühlen.
## Training an Panzerabwehrwaffen
An diesem Morgen nehmen fünf Zivilisten am Training teil. Sie werden am
Nlaw-Panzerabwehr-Kompex geschult, das 12 Kilo schwer ist. Um das Ziel zu
treffen, muss man es auf der Schulter platzieren und die verschiedenen
Anwendungsmöglichkeiten kennen. Ausbilder Andrij hat früher bei Bachmut
gekämpft und mit der Nlaw mehrere russische Panzer zerstört. Im
Ausbildungszentrum werden die Ziele auf einem Monitor angezeigt. Dabei kann
man echte Gefechtsgeräusche anschalten, um ein Gefühl für reale
Kriegssituationen zu bekommen.
Im Raum daneben steht ein Simulator des tragbaren Flugabwehrsystems
Stinger. Ausbilder Andrij sagt, diese Waffe könne Ziele in der Luft aus
einer Entfernung von bis zu viereinhalb Kilometern treffen. Den richtigen
Umgang damit zu lernen, nehme ein paar Wochen Zeit in Anspruch, aber an
einem Tag kann man sich zumindest schon einmal mit der Technik vertraut
machen.
## Werbeveranstaltungen in Innenstädten
Während Andrij durchs Ausbildungszentrum führt, baut sein Kollege, Major
Kostjantin Bajtschuk gerade ein Zelt auf dem zentralen Platz der in der
nahegelegenen Stadt Luzk auf. Dort soll später eine mobile
Rekrutierungsgruppe arbeiten. Auch sie stellt aber keine
Einberufungsbescheide aus, sondern soll Passanten über die Möglichkeiten
des Dienstes in der 100. Brigade informieren, z.B. darüber, welche Berufe
dort benötigt werden und wie die Ausbildung abläuft.
„Die wichtigste Botschaft dieser Veranstaltung ist: geht zu euren Leuten,
verteidigt euer Land gemeinsam mit den Menschen, mit denen ihr hier
zusammen lebt“, erklärt Major Bajtschuk
Ähnliche Werbemaßnahmen unternimmt auch eine andere, angesehen
Kampfeinheit, die Dritte Sturmbrigade. Sie setzt auf persönliche
Begegnungen mit Soldaten. Die Brigade hat ein eigenes Ausbildungszentrum in
Lwiw (Lemberg) eröffnet und plant im März Werbeveranstaltungen in mehr als
20 ukrainischen Städten.
„Jeder kann bei diesen Veranstaltungen die Einheit und den Geist der
Brigade kennen lernen. Wir informieren über freie Stellen und die Vorzüge
des Dienstes in unserer Brigade. Auf alle Fragen wird es nur ehrliche
Antworten geben, es ist nur eine 'sanfte Mobilmachung’, wir werden sie über
die Möglichkeiten, die freien Stellen und die Vorteile eines Dienstes in
der Dritten Sturmbrigade informieren. Nur ehrliche Antworten auf alle
Fragen und nur ‚sanfte Mobilisierung‘“, so der Major.
Aus dem Ukrainischen [4][Gaby Coldewey]
9 Mar 2024
## LINKS
[1] /Aktuelle-Lage-in-der-Ukraine/!5963634
[2] /Krieg-gegen-die-Ukraine/!5992864
[3] /Mobilisierung-in-der-Ukraine/!5978356
[4] /Gaby-Coldewey/!a23976/
## AUTOREN
Juri Konkewitsch
## TAGS
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