| # taz.de -- Flucht aus Rafah im Gazastreifen: Rückkehr ins Nichts | |
| > Aus Angst vor einer Offensive kehren Palästinenser aus Rafah wieder zu | |
| > ihren alten Wohnorten zurück. Dort stehen sie vor den Trümmern ihres | |
| > Lebens. | |
| Bild: Die Heimat ist eine Trümmerlandschaft: Palästinenser am Samstag in Deir… | |
| Kairo taz | Während hinter den Kulissen [1][die Verhandlungen um einen | |
| Waffenstillstand und die Freilassung der israelischen Geiseln] auf | |
| Hochtouren laufen, hat Israels Premier Benjamin Netanjahu eines bereits | |
| deutlich gemacht: Ein möglicher Waffenstillstand wird nur temporär sein. Er | |
| werde früher oder später auf jeden Fall eine israelische Militäroffensive | |
| gegen die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens anordnen. | |
| Manche der Menschen, die in den letzten Monaten nach Rafah geflohen sind, | |
| haben nun beschlossen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, und | |
| sind von Rafah wieder Richtung Norden zu ihren ursprünglichen Häusern | |
| zurückgekehrt. Doch allerdings stehen sie meist vor dem Nichts. | |
| Einer von ihnen ist Muhammad Abu Rabia, der vor einem Monat mit seiner | |
| Familie aus Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens nach Rafah geflohen | |
| ist, um jetzt wieder zurückzukehren. „Rafah, sagten die Israelis, sei | |
| sicher und es würde dort nicht bombardiert. Daher haben wir uns mit über | |
| einer Million Palästinenser dorthin begeben. Aber Rafah ist nicht sicher. | |
| Sie haben uns angelogen. Also haben wir beschlossen, wieder in unser | |
| ursprüngliches zu Hause zurückzukehren“ – und das, obwohl auch Deir | |
| al-Balah bombardiert wird und die Versorgungslage wie in Rafah extrem | |
| schlecht ist. | |
| „Weil wir um unsere Sicherheit fürchteten und weil die Kinder mich immer | |
| wieder gefragt haben, wann wir wieder nach Hause zurückzukehren, dachte | |
| ich, das ist die beste Option, selbst wenn auch Deir al-Balah immer noch | |
| bombardiert wird“, sagt Abu Rabia. | |
| Seine Hoffnung, mit seiner Familie in ihrem alten Haus unterzukommen, wurde | |
| schnell enttäuscht. „Wir haben unser zerbombtes Haus vorgefunden. Also | |
| haben wir unser Zelt, das wir aus Rafah mitgebracht haben, in Deir al-Balah | |
| aufgebaut. Eigentlich ist es kein Zelt, sondern nur ein paar Plastikplanen. | |
| Aber immerhin haben wir und die Kinder etwas über unseren Köpfen“, | |
| beschreibt er seine Lage. | |
| Wenn der gesamte Gazastreifen unsicher ist, ist es zu Hause vielleicht noch | |
| am besten, selbst wenn das eigentliche Zuhause nicht mehr steht. Doch die | |
| Angst bleibt, auch in Deir al-Balah: „Bei den Luftschlägen können die | |
| Kinder nicht schlafen. Wir müssen sie dann beruhigen und sagen, dass die | |
| Einschläge weit weg sind“, sagt Abu Rabia. | |
| Hoffnung auf Waffenstillstand | |
| Auch Anwar Jusef ist, wie er es beschreibt, „jedem abgeworfenen | |
| israelischen Flugblatt zur Evakuierung gefolgt“, bevor er in Rafah landete. | |
| Nun ist er wieder in sein Zuhause im Flüchtlingslager Bureidsch in | |
| unmittelbarer Nachbarschaft von Deir al-Balah zurückgegangen. „Meine | |
| Familie und ich sind aus Angst hierher zurückgekehrt, weil die Israelis | |
| immer wieder sagen, dass eine militärische Offensive in Rafah unmittelbar | |
| bevorsteht“, sagt er. | |
| Aber auch er steht mit seiner Familie vor dem Nichts. „Wir standen vor | |
| unserem total zerstörten Haus. Nicht ein Stein steht auf dem anderen. | |
| Unsere Wünsche und Träume sind dort unter den Trümmern begraben, all die | |
| kleinen Einzelheiten, die das Leben vor diesem Krieg ausgemacht haben“, | |
| schildert er. Und schließt: „Es gibt keine Worte, diese Tragödie zu | |
| beschreiben“. | |
| Für Netajahu ist eine Bodenoffensive gegen Rafah unabdingbar, um – wie er | |
| es formuliert – den totalen Sieg über die Hamas zu erringen. Im Weg stehen | |
| ihm dort weiterhin 1,4 Millionen Menschen. Selbst wenn die israelische | |
| Armee vermeintlich sichere Korridore schafft, damit die Zivilbevölkerung | |
| Richtung Norden fliehen kann, wird diese ohne Versorgung vor den Trümmern | |
| ihres Lebens stehen. | |
| Aber eine Hoffnung bleibt für den schon jetzt zurückgekehrten Muhammad Abu | |
| Rabia, der mit seiner Familie wieder einen Verschlag Deir al-Balah | |
| aufgebaut hat. „Wir hören in den Nachrichten, dass es bald einen | |
| Waffenstillstand geben soll“, sagt er und fügt hinzu: „Wir hoffen, dass das | |
| tatsächlich passiert, und dass dieser Krieg endlich aufhört“. | |
| 3 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Karim El-Gawhary | |
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