# taz.de -- Streit um Pflegeheime für Obdachlose: Zu Bullerbü gehören die Sc… | |
> Hamburg setzt auf Security, um die ängstlichen Anwohner eines Heims für | |
> pflegebedürftige Obdachlose zu beruhigen. Besser wäre genug | |
> Pflegepersonal. | |
Bild: Keine Option für pflegebedürftige Obdachlose: Schlafplatz unter einer A… | |
Erschreckend [1][viele Obdachlose starben in den vergangenen Jahren] in | |
Hamburg. Wie gut ist es da, wenn die Politik erkennt, dass sie die | |
gesundheitlich labilen Menschen nicht einfach nach dem Winter wieder auf | |
die Straße schicken kann. | |
Und einfach nur herzlos wirkte da der Protest einiger Niendorfer | |
Vorstadtbürger, die um ihr beschauliches „Bullerbü“ bangen, weil an ihrer | |
[2][Hauptstraße Garstedter Weg gleich zwei Einrichtungen für Obdachlose] | |
geplant sind. Wie es aussieht, sollen bis Ende Mai 51 Obdachlose von einer | |
anderen Noteinrichtung in der Friesenstraße in Hamburgs Innenstadt in das | |
ehemalige Pflegeheim am Garstedter Weg 79 umziehen. Am Ende sollen es sogar | |
118 sein. Und zwar bewacht von fünf Security-Leuten, die schon morgens früh | |
umherstreifen, um den Bürgern ein sicheres Gefühl zu vermitteln. | |
Doch so böse der Aufschrei ist, er hat auch sein Gutes. Denn immerhin wird | |
nun ein Blick auf die Qualität dieses Angebots geworfen. Und die ist | |
dürftig. | |
Es ist kein Pflegeheim im eigentlichen Sinn, sondern eine | |
Obdachloseneinrichtung für Pflegebedürftige. Entsprechend sollen nur „bis | |
zu zwei Pflegekräfte“ vor Ort sein, ergänzt um einige Hilfskräfte. Jene, | |
die versichert sind, sollen sich die Pflege über einen Dienst ambulant ins | |
Haus holen. Und eine ärztliche Sprechstunde soll es zweimal die Woche | |
geben. Das macht gerade mal drei Minuten pro Patient, hat ein kritischer | |
Arzt im Hamburger Abendblatt vorgerechnet. Das ist schon sehr auf Kante | |
genäht, großzügig nur bei der Security. | |
## Freiwillige können die Lücken nicht schließen | |
Die Sozialbehörde sagt, dieses Personalkonzept habe so auch schon drei | |
Jahre an der Friesenstraße für 118 Menschen funktioniert, die jetzt | |
überläuft. Zur Wahrheit gehört auch, dass dort oft ein Rettungswagen | |
gerufen wurde und dass ehrenamtliche Gesundheitsteams die Lücken | |
ausbügelten. Auch das gelang nicht immer – und darauf darf die Stadt nicht | |
bauen. | |
Richtig ist: Die pflegebedürftigen Menschen stammen teils [3][aus dem | |
EU-Ausland oder sind Geflüchtete ohne Aufenthaltsstatus], Menschen die | |
keine Kranken- oder Pflegeversicherung haben. Aber sie leben nun mal hier. | |
Wenn die Stadt hier ein Angebot schafft, sollte es den Standards eines | |
Pflegeheims entsprechen. Je adäquater die Menschen versorgt sind, desto | |
besser ist es auch für den Stadtteil. | |
Sicher eignet sich die Kritik an dem „Wie“ auch dazu, die zunächst laut | |
gewordene Kritik am „Ob überhaupt“ zu übertönen. Die lässt sich auch sc… | |
durchhalten. Zur heilen Welt à la Bullerbü gehört, dass man auch den | |
Schwachen hilft. Und zwar [4][nicht nur immer am Hauptbahnhof], sondern in | |
der ganzen Stadt. | |
14 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Obdachlose-in-Hamburg/!5930954 | |
[2] https://www.hamburg.de/obdachlosigkeit/18272890/fragen-antworten-garstedter… | |
[3] /Politikerin-ueber-Umgang-mit-Bettlern/!5925833 | |
[4] /Hamburger-Hauptbahnhof/!5990597 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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