# taz.de -- Palästina-Solidarität in Jordanien: Israel-Handel erzürnt Jordan… | |
> In Amman gehen wöchentlich Menschen für Palästina auf die Straße. Ein | |
> angeblicher Lkw-Versorgungskorridor nach Israel erhitzt die Gemüter. | |
Bild: Protest in Amman: Immer freitags wird für Palästina demonstriert, hier … | |
AMMAN taz | „Wir sind gekommen, weil unsere Leute in Gaza leiden, und um | |
unsere Regierung zu ermuntern, ihnen Nahrungsmittel zu schicken“, sagt ein | |
Mann vor der Al-Husseini-Moschee in der jordanischen Hauptstadt Amman. Auf | |
den Schultern trägt er ein Mädchen, das eine palästinensische Flagge | |
schwenkt. Ein Demonstrant, der neben ihm steht, ergänzt, man solle die | |
Nahrungsmittel nicht der „Besatzung“ schicken, wie er Israel nennt. Die | |
Demonstration hat sich gerade aufgelöst, doch kommenden Freitag soll wieder | |
protestiert werden. Die Gendarmerie marschiert geordnet zurück, das Summen | |
der Überwachungsdrohne wird leiser. | |
Seit fünf Monaten versammeln sich in der Altstadt von Amman jede Woche | |
Hunderte Menschen, um für Palästina und gegen Israel und den Gazakrieg zu | |
protestieren. Dabei gerät die Regierung des Königreichs, das 1994 als | |
zweiter arabischer Staat Frieden schloss mit Israel, unter Druck. | |
Medien haben [1][berichtet], dass der Landweg über Jordanien dazu dient, | |
Waren aus aller Welt per Lkw nach Israel zu liefern und so die Blockade des | |
Roten Meeres zu umgehen. Dort greifen die jemenitischen Huthis seit Oktober | |
Schiffe an, denen sie Verbindungen zu Israel nachsagen, etwa solche, die | |
einen israelischen Hafen ansteuern, um Obst und Gemüse, Waschmaschinen oder | |
sonstige Waren zu liefern. | |
Vor wenigen Tagen verbreiteten jordanische Oppositionsparteien ein | |
[2][Video], das angeblich Lkws auf dem Weg durch Jordanien nach Israel | |
zeigt. Ende Januar zeigte auch der israelische Sender Kan 13 ein [3][Video] | |
von Lkws, die den Angaben nach von den Vereinigten Arabischen Emiraten | |
(VAE) über Saudi-Arabien und Jordanien den Grenzübergang Scheich Hussein | |
passierten und schließlich in Israel ankamen. | |
Öl ins Feuer gossen Aufnahmen von jordanischem Gemüse auf Märkten in | |
Israel. Im Dezember hatte der jordanische Landwirtschaftsminister Chaled | |
Hneifat gesagt, es gebe zwar kein Verbot von Exporten nach Israel, | |
gleichzeitig appellierte er aber an die Landwirte, die aktuellen Umstände | |
zu berücksichtigen. Etwa 1.300 von 12.500 Tonnen des aus Jordanien | |
exportierten Gemüses landeten vor dem Krieg jeden Monat in Israel. | |
Immer wieder versuchten Protestierende in den vergangenen Wochen, | |
Menschenketten an der Straße vor dem Grenzübergang Scheich Hussein zu | |
bilden. Dass letzten Donnerstag [4][mehr als 100 Menschen in Gaza-Stadt bei | |
einem Massenansturm auf Hilfskonvois] starben und sich [5][Warnungen vor | |
einer Hungersnot in Nord-Gaza] mehren, dürfte die Gemüter weiter erhitzen. | |
König im Flugzeug über Gaza | |
Die jordanische Regierung versucht derweil den Schaden zu begrenzen und | |
bestreitet, dass es einen speziellen „Korridor“ für Lkws nach Israel gebe. | |
Regierungschef Bisher Chasawneh bezeichnete dahingehende Berichte als | |
„Lüge“ und sagte, die Handelsrouten hätten sich seit 25 Jahren nicht | |
verändert. | |
Gleichzeitig hängt die Regierung ihre Hilfslieferungen für Gaza aus der | |
Luft, sogenannte Air-Drops, an die große Glocke. Während die USA am Samstag | |
erstmals Air-Drops durchführten, hat Jordanien bereits rund 25 Abwürfe | |
organisiert. Anfangs wurde medizinische Ausstattung abgeworfen, inzwischen | |
werden auch Nahrungsmittel geliefert. In einem der Flugzeuge flog | |
Jordaniens König vor wenigen Tagen persönlich mit. | |
Für weiteren Unmut sorgt derweil ein [6][Bericht] der | |
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Demnach hat Jordanien | |
etliche propalästinensische Demonstrant*innen festgenommen. Die meisten | |
sollen bereits bei Protesten im Oktober und November festgenommen worden | |
sein, einige jedoch auch später nach Online-Posts auf Grundlage eines | |
[7][neuen, kontroversen Cybercrime-Gesetzes.] „Die Strafen sind jetzt viel | |
höher“, sagt Adam Coogle, HRW-Vizedirektor in Nahost. Die NGO beklagt seit | |
Jahren eine zunehmende Drangsalierung von Regierungskritiker*innen. Die | |
jordanische Regierung hatte im November Berichte über Massenfestnahmen | |
dementiert. | |
5 Mar 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?feature=shared&v=yVblxgaGmVw | |
[2] https://www.facebook.com/wehdaparty/videos/%D8%A7%D9%84%D9%85%D9%84%D8%AA%D… | |
[3] https://twitter.com/TheCradleMedia/status/1753130472421376123?ref_src=twsrc… | |
[4] /Katastrophe-in-Gaza-Stadt/!5993293 | |
[5] /Humanitaere-Lage-in-Gaza/!5990659 | |
[6] https://www.hrw.org/news/2024/02/06/jordan-arrests-harassment-pro-palestine… | |
[7] /Presse--und-Meinungsfreiheit-im-Netz/!5956697 | |
## AUTOREN | |
Serena Bilanceri | |
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