# taz.de -- UNO-Treffen zu Afghanistan: Taliban-Bedingungen abgelehnt | |
> UN-Generalsekretär weist Taliban-Forderungen nach | |
> Alleinvertretungsanspruch Afghanistans zurück. Moskau, Peking und Teheran | |
> sichern sich Vetorecht. | |
Bild: Die Taliban beharren auf ihrem Alleinvertretungsanspruch für Afghanistan | |
BERLIN taz | Die Taliban sind doch nicht mehr beim von der UNO | |
[1][organisierten Treffen von Afghanistan-Sonderbeauftragten] am Sonntag | |
und Montag im Golfemirat Katar erschienen. Gefragt, ob „das eine | |
Boykottpolitik“ sei, antwortete ihr Chefsprecher Sabihullah Mudschahed am | |
Sonntagabend im afghanischen Privatfernsehen: „In Bezug auf dieses Treffen | |
zweifellos, jedoch nicht, was die Welt betrifft.“ Da habe man mit vielen | |
Staaten ja gute Beziehungen. | |
Die UNO hatte monatelang daran gearbeitet, Vertreter des Taliban-Regimes an | |
den Verhandlungstisch zu bekommen, um eine konstruktive Zusammenarbeit über | |
humanitäre Hilfe hinaus zu beginnen. UN-Generalsekretär António Guterres | |
sagte nach dem Treffen am Montag, die Taliban hätten ihm einen Brief „mit | |
einem Satz von Bedingungen“ für ihre Teilnahme geschickt, „der inakzeptabel | |
war“. Denn das wäre „in hohem Maße einer Anerkennung gleichgekommen“. Z… | |
hätten sie „uns das Recht abgesprochen, mit anderen Repräsentanten der | |
afghanischen Gesellschaft zu sprechen“. | |
Mudschahed sagte in dem Interview, worum es den Taliban wirklich geht: | |
einen Alleinvertretungsanspruch. Bei internationalen Treffen solle „nur | |
eine Seite“ – ihr Islamisches Emirat – „für Afghanistan teilnehmen“.… | |
Taliban wiesen zurück, dass in Katar die in UN-Resolutionen | |
festgeschriebene Forderung nach Bildung einer „inklusiven Regierung“ und | |
die Frage der Frauenrechte besprochen werden sollten und | |
Vertreter*innen der afghanischen Zivilgesellschaft eingeladen waren. | |
Das sei „nicht Sache der UN“ und man selbst nicht mehr „Befehlsempfänger… | |
des Westens wie die Vorgängerregierung. | |
Die kirgisische UN-Sonderbeauftragte Rosa Otunbajewa hatte Ende vorigen | |
Jahres nochmals unterstrichen, die Einhaltung „internationaler Normen und | |
Standards“ durch das UN-Mitglied Afghanistan sei auch unter den Taliban | |
„nicht verhandelbar“. Guterres schob in Katar nach, dass es „sehr wichtig… | |
sei, „andere Stimmen in der afghanischen Gesellschaft anzuhören“. | |
Aktivist*innen kritisierten allerdings, dass er sich entgegen früheren | |
Zusagen in Katar nicht persönlich für sie Zeit nahm, sondern andere | |
UN-Offizielle schickte. Allerdings spricht die UNO längst nicht mehr mit | |
einer Stimme zu den Taliban. Vor allem Russland unterstützt sie in vielen | |
Aspekten. Moskaus Botschaft in Kabul erklärte, man werde sich „auf Wunsch“ | |
der Taliban von der Sitzung mit „sogenannten afghanischen | |
Zivilgesellschaftsteilnehmern fernhalten“. Die Begründung für die | |
Nichtteilnahme der Taliban bezeichnete sie als „valide“. | |
Russland, China und Iran setzten in Katar auch durch, dass die UNO einen | |
zusätzlichen Sondergesandten zur Koordinierung der internationalen | |
Zusammenarbeit mit den Taliban nur ernennen könne, wenn diese zustimmen. | |
Bisher erkannten zwar auch diese drei Staaten das Taliban-Regime | |
diplomatisch nicht vollständig an, verschaffen den Taliban aber mit dieser | |
Haltung der UNO gegenüber eine starke Verhandlungsposition. Sie können bei | |
bestimmten Entscheidungen sogar auf ein Veto zu ihren Gunsten im | |
Weltsicherheitsrat hoffen. | |
20 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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