| # taz.de -- Martin Sellner auf „profil“-Cover: Völlig falscher Fokus | |
| > Das österreichische Nachrichtenmagazin „profil“ packt Martin Sellner auf | |
| > den Titel. Eine gute Begründung dafür liefert die Redaktion allerdings | |
| > nicht. | |
| Bild: Logo der identitären Bewegung, zu der Martin Sellner gehört. Sein Port�… | |
| [1][Martin Sellner] blickt mit ernster Mine auf dem Cover von [2][profil]. | |
| „Nicht der schon wieder!“, titelt das österreichische Nachrichtenmagazin | |
| dazu und präsentiert den Wortführer der Identitären Bewegung prominent | |
| seiner recht großen Leserschaft. Laut der aktuellen österreichischen | |
| Media-Analyse erreicht profil, das einst als österreichisches Pendant zum | |
| [3][Spiegel] gegründet wurde, rund 250.000 Menschen. | |
| Unfreiwillig ist es der Redaktion mit der Titelzeile gelungen, die Reaktion | |
| der LeserInnen auf das neue Magazin vorherzusehen. Warum wird Sellner, | |
| dessen perfide „Remigrations“-Ideen infolge des von Correctiv aufgedeckten | |
| rechtsextremen Vernetzungstreffens bereits zur Genüge diskutiert wurden, | |
| erneut eine Plattform geboten? | |
| Das fragen sich auch die beiden Autoren der Story und antworten mit der | |
| Erklärung, dass Nachrichtenmagazine Menschen wie Sellner nicht nur | |
| thematisieren dürfen, sondern es auch müssen. Die Ideen des rechtsextremen | |
| Influencers kenne die Öffentlichkeit ja bereits und eine Coverstory bedeute | |
| keinen Sympathiebeweis, heißt es. Die zentrale Kritik wird hier jedoch | |
| verkannt. | |
| ## Rechtsextreme werden so gesellschaftsfähig | |
| Natürlich darf ein Nachrichtenmagazin über Menschen wie Sellner berichten, | |
| um „deren gesellschaftliche und demokratiepolitische Relevanz, womöglich | |
| deren Bedrohungspotenzial auszuleuchten“, wie es auch die Autoren | |
| schreiben. Dieses Bedrohungspotenzial ist mittlerweile hinlänglich bekannt, | |
| mit der zunehmenden Aufmerksamkeit für Sellner und die Identitäre Bewegung | |
| wird es aber nicht vermindert. Viel eher werden die Identitären so | |
| gesellschaftsfähig gemacht. | |
| Sellner versucht in Österreich seit Jahren, eine große rechtsextreme | |
| Bewegung zu starten, scharte aber immer nur ein paar Hundert AnhängerInnen | |
| um sich. Ist dieser Mann also wirklich so wichtig, wie alle tun? Eher | |
| nicht. | |
| Nicht nur bei profil wird also eine einzelne Person unverhältnismäßig | |
| hochstilisiert. Für seine Anhänger zementiert das Sellners Kultstatus, für | |
| den Rest der Gesellschaft wird er größer gemacht, als er es ist. | |
| „Österreichs bekanntester Rechtsextremer bläst sich zum medialen Superstar | |
| auf“, schreibt profil auf X. Dabei hat Sellner das gar nicht nötig. Das | |
| Aufblasen erledigen bereits andere für ihn. | |
| Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes stand, dass | |
| die profil-Chefredakteurin Anna Thalhammer auf die öffentliche Kritik | |
| reagierte, indem sie auf X ein Bild des Covers postete und dazu lediglich | |
| kommentierte: „Weil gerade einige fragen, warum wir Martin Sellner aufs | |
| Cover tun. Darum.“ | |
| Dies entspricht nicht der Wahrheit, da in dem Bild ein Link zu einer | |
| redaktionellen Stellungnahme eingebettet war. Wir bitten diesen Fehler zu | |
| entschuldigen. | |
| 12 Feb 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Rechtsextremer-Martin-Sellner/!5986997 | |
| [2] https://www.profil.at/oesterreich/martin-sellner-der-moechtegern-fuehrer/40… | |
| [3] /Rudolf-Augsteins-100-Geburtstag/!5972038 | |
| ## AUTOREN | |
| Livio Koppe | |
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