# taz.de -- Konzerttipps für Berlin: Bemerkenswerte Wucht | |
> Die Reihe „Biegungen“ verdient Unterstützung, mit Mulatu Astatke kommt | |
> eine Legende nach Berlin, John Francis Flynn zerlegt traditionelles | |
> Liedgut. | |
Bild: John Francis Flynn | |
Lange schien der irische Folk in seiner traditionalistischen Nische | |
festzustecken – zumindest von außen betrachtet. Neuerdings geht aber so | |
einiges. Zu Beispiel bei John Francis Flynn, der dieser Szene entstammt und | |
sich darauf versteht, traditionelles Liedgut zu zerlegen, um es dann – | |
angereichert mit Noise-Elementen, Dub, Elektronik – neu zusammenzusetzen, | |
was bemerkenswerte Wucht entwickelt. | |
Gerade ist sein zweites Album „Look Over The Wall, See The Sky“ erschienen, | |
das er am Samstag im Silent Green vorstellen wird (10. 2., 20 Uhr, | |
[1][Tickets gibt es im Vorverkauf für 17,05 Euro]). | |
Am selben Abend findet [2][im Ausland ein Abend der Reihe Biegungen statt]. | |
Der Ort braucht die Unterstützung seines Publikums dringend, da die | |
Senatsförderung gestrichen wurde – obwohl der Veranstaltungsort unlängst | |
den „APPLAUS 2023“, einen Preis fürs beste Livemusik-Programm bekommen hat. | |
Heute treten Neo Hülcker und Stellan Veloce als Name Change auf und leben | |
ihren Spaß am Experimentieren mit akustischen Instrumenten von Zither bis | |
Harmonika und synthetischen Klängen aus. Ein Faible für hübsch gemusterte | |
Shirts haben die beiden auch, insofern wird vielleicht auch optisch etwas | |
geboten. | |
Was Lucio Capece, der zweite Act des Abends, mithilfe seines | |
8-Spur-Samplers aufführen wird, klingt in der Ankündigung so vertrackt, | |
dass das hier nur schwer wiedergegeben werden kann. Aber da Celloklänge | |
ebenso mit dabei sein werden wie die einer Bassklarinette, könnte es | |
anregend klingen (10. 2., 21 Uhr, Eintritt AK 10 Euro). | |
Am Sonntag bietet sich die Gelegenheit, eine Legende live zu erleben. Da | |
Mulatu Astatke stolze 80 Jahre alt ist, sollte man vielleicht nicht auf die | |
übernächste Gelegenheit warten. Als erster afrikanischer Student, der am | |
renommierten Berklee College in Boston studierte, wurde er zum Pionier des | |
„Ethio-Jazz“, für den er Jazz, die traditionelle Melodik Äthiopiens und | |
lateinamerikanische Einflüsse zusammenbrachte. | |
Neben Vibraphon und Conga-Trommeln und anderen Schlaginstrumenten spielt er | |
selbst übrigens Keyboards und Orgel. International bekannt wurde seine | |
Musik nicht zuletzt durch Jim Jarmuschs Film „Broken Flowers“ (11. 2., | |
20.30 Uhr, [3][Metropol], [4][im Vorverkauf kosten die Tickets 38,50 | |
Euro]). | |
Mit der richtigen Musik, das weiß jeder Fan von wasauchimmer, lassen sich | |
Gefühle triggern oder vielleicht auch regulieren. Kein Wunder also, dass | |
das Internet zu der Frage, wie unser Gehirn auf Klänge reagiert, allerhand | |
lustige (Pseudo-)Wissenschaft hervorgebracht hat, die der Selbst- oder | |
Fremdoptimierung dienen soll. | |
Mit Gebärmuttergeräuschen das Kind zum Einschlafen bringen? Klingt noch | |
halbwegs plausibel, aber das Musiktheater DieOrdnungDerDinge hat sicher | |
Obskureres im Angebot. Schließlich lautet der Untertitel ihrer Show „Brain | |
Pitch“: „Der Mozart-Effekt für Babys war gestern! Gib uns 60 Minuten und | |
wir optimieren dein Gehirn“. Na denn! [5][Im Radialsystem, von Freitag bis | |
Sonntag] (16. 2., 20 Uhr, 17. 2. 17 und 20 Uhr, 18. 2., 18 Uhr, Tickets | |
kosten im Vorverkauf 16, ermäßigt 12 Euro). | |
9 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.eventbrite.de/e/john-francis-flynn-tickets-735470270377 | |
[2] https://ausland.berlin/de/program/series/biegungen-im-ausland | |
[3] https://metropol-berlin.de/event/mulatu-astatke-2-2189 | |
[4] https://metropol-berlin.de/event/mulatu-astatke-2-2189 | |
[5] https://www.radialsystem.de/de/veranstaltungen/brain-pitch | |
## AUTOREN | |
Stephanie Grimm | |
## TAGS | |
taz Plan | |
Sound der Stadt | |
Jazz | |
Folkmusik | |
elektronische Musik | |
taz Plan | |
taz Plan | |
Indie | |
taz Plan | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Konzertempfehlungen für Berlin: Musik für große Ohren | |
Jack Adler-McKean verbindet die Tuba mit elektronischen Klängen, Saroos | |
stellen ihr neues Album vor, und bei The Heliocentrics wird es eklektisch. | |
Neue Musik aus Berlin: Dunkle Materie, helle Signale | |
Mit Radiovibes und Spieluhr in Richtung Zukunft: „Alien Stewardess“, das | |
neue Album des experimentellen Ensemles P. O. P., ist ein Weckruf im | |
Weltall. | |
Neue Alben von Oum Shatt und Kara Delik: Spiel, Saz und viel Ennui | |
Berliner Bands mit Weltgeltung: Die Alben „Opt Out“ von Oum Shatt und „All | |
the Singularities I–IV“ von Kara Delik mischen psychedelischen Pop auf. | |
Konzerttipps für Berlin: Musik zur Zeit | |
Die frühen BRD-Punks Brausepöter kommen ins Kneipenkollektiv loge. Das | |
CTM-Festival startet. Und der Texaner Hayden Pedigo stellt ein neues Album | |
vor. |