# taz.de -- EU-Marinemission im Roten Meer startet: Fahrt ins Ungewisse | |
> Die EU und Deutschland wollen mit einer Marinemission den Welthandel vor | |
> Angriffen der Huthis schützen. Dabei bleiben viele Fragen offen. | |
Bild: Fregatte „Hessen“ startet zu geplantem EU-Militäreinsatz im Roten Me… | |
Es wird der größte laufende Auslandseinsatz der Bundeswehr, vom Umfang her | |
zuletzt nur von Afghanistan und Mali übertroffen. Nach dem grandiosen | |
Scheitern dieser beiden Einsätze soll nun [1][die EU-Marinemission | |
„Eunavfor Aspides“], an der Deutschland mit bis zu 700 Soldaten teilnimmt, | |
vor Jemen den „Schutz von Schiffen gegen multidimensionale Angriffe auf | |
See“ gewährleisten. | |
Es geht um die Abwehr der Attacken von Jemens proiranischen Huthi-Rebellen | |
auf die Schifffahrt auf einer der wichtigsten maritimen Handelsrouten der | |
Welt. Politisch und militärisch ist dagegen wenig einzuwenden. Zugleich | |
stellen sich lauter politische und militärische Fragen. | |
Die schwierigste dieser Fragen besteht in der Begrenzung des Einsatzes. | |
Anders als die parallel laufende US-Militäroperation soll die EU-Mission | |
nicht in Jemen selbst zuschlagen, sondern Angriffe auf hoher See und in der | |
Luft abwehren. Das ist eine militärisch nicht unbedingt sinnvolle | |
Einschränkung: Sie lässt die Angreifer als solche intakt beziehungsweise | |
verlässt sich für die Drecksarbeit in Jemen doch wieder bequem auf [2][die | |
schlagkräftigeren US-Amerikaner und Briten]. | |
Zugleich aber reicht das Operationsgebiet der EU-Mission bis in den | |
Persischen Golf, also direkt vor Irans Küste. Das ist eine politisch nicht | |
unbedingt sinnvolle Ausdehnung: Sie baut eine Drohkulisse [3][gegenüber | |
Teheran] auf, hinter der sich dann doch wieder nichts verbirgt. | |
Was also ist Sinn und Zweck dieser Mission? Was leistet sie, was bestehende | |
Einsätze nicht können? „Das strategische Ziel der Eunavfor Aspides besteht | |
darin“, formuliert die EU, „in dem Operationsgebiet eine Marinepräsenz der | |
Union und somit die Freiheit der Schifffahrt sicherzustellen.“ Ist also die | |
Marinepräsenz an sich schon das Ziel? Und gibt es ohne EU-Marinepräsenz | |
keine Freiheit der Schifffahrt? Man verkauft mit solchen Formulierungen die | |
Öffentlichkeit für dumm. | |
Solange das alles so wolkig bleibt, ist diese Mission eine Abenteuerfahrt | |
ins Ungewisse, zumal sie von keinerlei politischen Konzepten zur | |
Stabilisierung der Anrainerstaaten flankiert wird. 2008 richtete die EU | |
schon einmal eine Marinemission in dieser Gegend ein, zum Schutz der | |
Schifffahrt vor Somalias Piraten. Sie ist immer noch da. Jemen, dessen | |
Bürgerkrieg sich mit dem Nahostkonflikt verschränkt hat, ist um ein | |
Vielfaches explosiver. | |
Man kann nicht auf Dauer den großen Zeh in ein tropisches Gewässer hängen | |
und darauf vertrauen, dass die Haie schon nicht zubeißen. Entweder man | |
taucht richtig ein und kümmert sich um die politische Stabilität – oder man | |
bleibt auf dem sicheren Festland. | |
19 Feb 2024 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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