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# taz.de -- Abgesetzter Armeechef der Ukraine: Diese neue Front braucht keiner
> Die Gründe für den Rauswurf Walerij Saluschnyjs bleiben schleierhaft. Der
> neue Chef wird nichts an der prekären Gesamtsituation ändern können.
Bild: Die Gründe für den Rauswurf des beliebten Generals sind schleierhaft
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj möge endlich zur Besinnung
kommen. Mit diesen Worten kommentierte ein Nutzer in den sozialen
Netzwerken sich verdichtende Gerüchte über eine bevorstehende Absetzung des
Oberkommandierenden der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj. Der Appell blieb
ein frommer Wunsch, seit Donnerstag dieser Woche [1][ist es amtlich und
Saluschnyj gefeuert]. Ein Dank für zwei Jahre Verteidigung der Ukraine
nebst dem wenig konkreten Angebot, in Selenskyjs Mannschaft zu bleiben –
das war’s.
Seien es mögliche politische Ambitionen und die hohen Beliebtheitswerte des
Generals, dessen offene Kritik an der Regierung oder einfach der Umstand,
dass ein Sündenbock für die gescheiterte Gegenoffensive im vergangenen Jahr
hermusste – die Gründe für Selenkyjs Entscheidung bleiben schleierhaft.
Auch seine Begründung, es gehe nicht um Personalia, sondern um eine
Modernisierung und Neuaufstellung der Armee, überzeugt nicht.
Denn an diesen Anforderungen wird auch Oleksandr Syrskyj scheitern.
Saluschnyjs Nachfolger ist vielleicht handzahmer gegenüber dem
Präsidenten und weniger pfleglich im Umgang mit den unteren Diensträngen.
Doch das ändert nichts an der Gesamtsituation. Diese ist prekär.
Militärisch befindet sich Kyjiw in der Defensive. Es mangelt an Waffen,
Munition und Personal. Die länglichen Debatten über eine Reform des
Mobilisierungsgesetzes könnten ein Indiz für die möglicherweise abnehmende
Bereitschaft der Ukrainer*innen sein, im Kampf für die Heimat den Kopf
hinzuhalten.
## Es hängt am Geld
Demgegenüber scheint Russland, wie massive Angriffswellen immer wieder
zeigen, noch Ressourcen zu haben. Für Präsident Wladimir Putin, dessen
Wiederwahl im März sicher ist, spielt es ohnehin keine Rolle, wie viel
Menschenmaterial in der Ukraine verheizt wird.
Nach wie vor gilt: Über den Ausgang dieses Krieges und damit das Schicksal
der Ukraine wird vor allem in Washington und Brüssel entschieden. [2][Auch
da läuft es, wie auf dem Schlachtfeld, zäh]. Die Einigung in der EU auf ein
Hilfspaket von 50 Milliarden Euro war kein Selbstläufer. Das Gezerre um
Finanzhilfen für die Ukraine im US-Kongress gibt einen Vorgeschmack darauf,
was noch kommen könnte, sollte Donald Trump wieder ins Weiße Haus
einziehen.
Angesichts dieser Unwägbarkeiten, verbunden mit wachsender Unsicherheit,
Kriegsmüdigkeit und einem drohenden Rechtsruck bei den diesjährigen
EU-Wahlen, hat Selenskyj offensichtlich nichts Besseres zu tun, als eine
weitere Front zu eröffnen. Das braucht keiner, vor allem nicht in der
Ukraine.
9 Feb 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Barbara Oertel
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Wolodymyr Selenskij
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