# taz.de -- Demonstrationen gegen Faschismus: Frankfurt bleibt stabil | |
> Im „Herzen von Europa“ hat die AfD keine Lobby: 35.000 Menschen auf dem | |
> Frankfurter Römerberg erteilen den Rechten eine klare Absage. | |
Bild: Zahlreiche Menschen haben sich unter dem Motto „Demokratie verteidigen�… | |
FRANKFURT A.M. taz | Der Frankfurter Römerberg ist so voll, als hätte die | |
„Eintracht“ einen Pokal gewonnen oder als gelte es, Fußballweltmeister zu | |
feiern. Von der Fassade der alten Nikolaikirche hängt ein Banner: | |
„Unterdrückt nicht die Fremden, die in Eurem Land leben“, ein Bibelzitat | |
aus dem ersten Buch Moses. Vom Römer wehen die Fahnen von Stadt und Land | |
sowie die von Israel und der Ukraine. „Demokratie verteidigen – Frankfurt | |
gegen AfD und Rechtsruck!“, das ist das Motto der Kundgebung, zu der die | |
Klimaschützer vom Koala-Kollektiv und, in einem Bündnis, 80 weitere | |
Initiativen, Organisationen und Parteien aufgerufen haben. | |
Ein Junge hat ein selbstgemaltes Schild mitgebracht. „Wir sind alle | |
anders“, plädiert er für Vielfalt und Toleranz. Andere zielen direkt auf | |
Rechtspopulisten und Rechtsextremisten. „EkelhAfD“ hat ein älterer Mann auf | |
einen Pappkarton geschrieben, „Es ist 5 vor 33“ spielt ein anderes Schild | |
auf den Beginn der NS-Diktatur an. „Wer in der Demokratie schläft, wacht in | |
der Diktatur auf!“ diese Warnung hält seine Nachbarin hoch. | |
So sieht es auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef, SPD, der erste | |
Redner: „Wer jetzt die Augen schließt, kann später nicht sagen, wir haben | |
nichts gewusst!“ ruft er und bekommt tosenden Beifall. | |
Mit ihm sind seine AmtsvorgängerInnen Petra Roth, CDU, und Andreas von | |
Schoeler, SPD, auf die Bühne gekommen. Die [1][Demonstration] nennt Josef | |
ein starkes Zeichen, das ihn stolz und dankbar mache. | |
Die [2][durch die Correctiv-Recherchen aufgedeckten Pläne] bezeichnet der | |
Frankfurter OB als „geplante Verbrechen“. Dagegen müssten alle vorgehen, | |
„auch die Justiz!“, ruft er, staatsanwaltliche Ermittlungen fordernd. | |
„Es sind wir alle, die von den Plänen der Menschenfeinde bedroht werden“, | |
so Josef, der im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie aus Syrien | |
flüchten musste. „Wir stehen als Demokraten zusammen, egal wo ihr herkommt, | |
egal, an wen ihr glaubt und wen ihr liebt!“, versichert Josef und fügt | |
hinzu: „Wir vertreiben keine Menschen, wir heißen sie willkommen in dieser | |
Stadt!“ | |
Wie mehrere andere RednerInnen kritisiert in diesem Zusammenhang Yasmin | |
Alinaghi, Geschäftsführerin des paritätischen Wohlfahrtsverbands in Hessen, | |
die Abschottungspolitik der Bundesregierung und der neuen schwarz-roten | |
Landesregierung in Hessen. „Wir brauchen keine Rückführungsinitiativen!“, | |
ruft Alinaghi und warnt: „Unsere Demokratie ist in Gefahr, sie ist an einem | |
Kipppunkt!“ | |
Hadia Haruna-Oelker, Journalistin und aktiv in der [3][Initiative Schwarzer | |
Menschen in Deutschland], beklagt die „schleichende Normalisierung der | |
AfD“. Mit den bekanntgewordenen „Deportationsplanungen“ sei die „Strate… | |
der Selbstverharmlosung“ der Rechten am Ende. „Jetzt können wir endlich | |
herausfinden, was wir an Stelle unserer Großeltern getan hätten“, zitiert | |
sie ein Plakat. | |
„Wir alle sind die Mehrheit und wir schweigen nicht!“, skandiert die | |
bekannte Moderatorin zusammen mit ihrer Mitstreiterin Eleonore | |
Wiedenroth-Coulibaly am Ende ihrer beider Beiträge und Tausende fallen ein. | |
Inzwischen ist auch der Mainkai und der große Platz vor der Paulskirche | |
überfüllt. Großer Jubel brandet auf, als die VeranstalterInnen die Zahl der | |
Menschen nennt, die gekommen sind, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen: | |
35.000. Techno-Beats der Band OhOhOhs hatten den DemonstrantInnen zu Beginn | |
eingeheizt. Auf dem Heimweg begleitet sie „Disko partizani“ der Gruppe | |
Shantel. | |
20 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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