| # taz.de -- Auf die Straße gegen rechts: Tausende zu Anti-AfD-Demos erwartet | |
| > In mehreren Städten sind in den nächsten Tagen Großdemos angekündigt. Die | |
| > Veranstalter wollen ein Zeichen des Widerstands gegen rechts setzen. | |
| Bild: Demo gegen rechts in Mainz am Donnerstagabend | |
| Berlin/Hamburg dpa/taz | Die Berichte über ein Treffen von rechten | |
| Aktivisten mit Politikern von AfD und CDU zum Thema Migration haben viele | |
| aufgeschreckt: Deutschlandweit wollen in den nächsten [1][Tagen | |
| Zehntausende Menschen auf die Straße gehen], um ein Zeichen gegen | |
| Rechtsextremismus und für die Demokratie zu setzen. Bereits an diesem | |
| Freitag werden in Hamburg rund 10.000 Menschen bei einer Demo „gegen | |
| Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke“ erwartet. [2][Auch in | |
| vielen weiteren Städten sind Kundgebungen mit Titeln wie „Nie wieder ist | |
| jetzt“ und „Demokratie verteidigen“ geplant.] | |
| In mehreren Bundesländern beteiligen sich daran die Regierungschefs: in | |
| Hamburg Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), in Jena Thüringens | |
| Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in Hannover Niedersachsens | |
| Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), in Bremen Bürgermeister Andreas | |
| Bovenschulte (SPD). | |
| In Hannover, wo die Veranstalter am Samstag von deutlich mehr als 10.000 | |
| Teilnehmern ausgehen, werden auch der frühere Bundespräsident Christian | |
| Wulff (CDU) und die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), | |
| Yasmin Fahimi, als Redner erwartet. In Karlsruhe soll ein Demonstrationszug | |
| am Samstag am Bundesverfassungsgericht vorbeiführen. In München wird am | |
| Sonntag mit 10.000 bis 20.000 Demonstranten gerechnet. | |
| Weitere größere Demonstrationen sollen unter anderem in Kiel und Bielefeld | |
| (beide Freitag), in Braunschweig, Dortmund, Erfurt und Heidelberg (alle | |
| Samstag) sowie in Berlin und Dresden (Sonntag) stattfinden. Selbst in | |
| Westerland auf Sylt ist für Samstag eine Demo angemeldet. | |
| ## Breite gesellschaftliche Unterstützung | |
| Bereits in den vergangenen Tagen war es nach einem Bericht des Medienhauses | |
| Correctiv über ein Treffen mit Rechtsradikalen in Potsdam zu Kundgebungen | |
| gegen rechts gekommen, oft mit deutlich mehr Teilnehmern als erwartet. | |
| Unter anderem in Köln versammelten sich mehrere Zehntausend Menschen. | |
| Unterstützt werden die Aufrufe vielerorts von großen gesellschaftlichen | |
| Bündnissen, an denen sich neben SPD, Grünen und Linken sowie Kirchen und | |
| Gewerkschaften etwa auch Sportler und Künstler engagieren. | |
| In Mainz demonstrierten am Donnerstagabend rund 5.000 Menschen. An der | |
| Kundgebung „Zeichen gegen rechts – Kein Platz für Nazis“ nahm auch die | |
| rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) teil. | |
| Rechtsextreme planten „eine Gesellschaft, die wir nicht wollen“, und | |
| „Massendeportationen“, sagte sie. Nun müssten alle Bürgerinnen und Bürger | |
| aufstehen „und deutlich machen: Wir sind die vielen in dieser Gesellschaft, | |
| die, die in einer Demokratie leben wollen, in Freiheit, Gleichheit und | |
| gemeinsam.“ | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich auf der Plattform X, früher Twitter, | |
| bei den Demonstranten bedankt, die sich „gegen Rassismus, Hetze und für | |
| unsere freiheitliche Demokratie“ einsetzten. „Das macht Mut und zeigt: Wir | |
| Demokratinnen und Demokraten sind viele – viel mehr als diejenigen, die | |
| spalten wollen“, schrieb der SPD-Politiker. Nordrhein-Westfalens | |
| Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) dankte ebenfalls für die Zivilcourage. | |
| „Zeigen wir alle Gesicht gegen die Brandstifter & Hetzer und für ein | |
| weltoffenes Deutschland“, schrieb Wüst auf X. | |
| Auch über das Wochenende hinaus sind bereits Kundgebungen geplant. So ist | |
| als Symbol einer Brandmauer gegen rechts am 3. Februar in Berlin eine | |
| Menschenkette um das Reichstagsgebäude geplant. Das Medienhaus Correctiv | |
| hatte über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen von Rechtsradikalen mit | |
| Politikern von AfD und CDU in einer Potsdamer Villa vom 25. November | |
| berichtet. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in | |
| Österreich, Martin Sellner, hatte dort nach eigenen Angaben über | |
| „Remigration“ gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, | |
| meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer | |
| Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. | |
| ## SPD sagt AfD den Kampf an | |
| [3][Bundesinnenministerin Nancy Faeser] sprach am Donnerstagabend von | |
| „widerlichen Ausgrenzungsfantasien“. „Das ist alles andere als harmlos“, | |
| sagte die SPD-Politikerin in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Zur Debatte | |
| über ein AfD-Verbot sagte die Ministerin, sie schließe das nicht aus, weil | |
| Sicherheitsbehörden immer prüften, ob die Verfassung mit Füßen getreten | |
| werde. Das könne in ein paar Jahren ein Mittel sein, sei aber in der | |
| politischen Auseinandersetzung nicht der richtige Weg. | |
| SPD-Chef Lars Klingbeil kündigte eine schärfere inhaltliche | |
| Auseinandersetzung mit der AfD an. „Wir werden herausarbeiten, wie sich | |
| dieses Land verändern würde, wenn die AfD das Ruder übernehmen könnte“, | |
| sagte Klingbeil der Augsburger Allgemeinen (Freitag). „Die letzten Wochen | |
| haben deutlich gezeigt, dass die AfD durchs Land gehen und alle | |
| aussortieren will, deren Nachname oder Hautfarbe ihr nicht passt. Und da | |
| geht es um Menschen, die fest zu unserer Gesellschaft gehören, die als | |
| Pflegekräfte arbeiten, als Busfahrer, als Bundestagsvizepräsidentin. Also | |
| diejenigen, die überall in diesem Land dazu beitragen, dass der Laden | |
| läuft.“ | |
| Es gehe auch darum, dass die AfD den Austritt aus der EU wolle. „Damit | |
| wären sehr viele Arbeitsplätze in Gefahr. Diese Partei macht nichts besser, | |
| sie gefährdet unseren Wohlstand und unsere Zukunft“, sagte Klingbeil. „Das | |
| wird ein Jahr des Kampfes. Wir werden kämpfen für die arbeitende Mitte. Wir | |
| werden kämpfen gegen den Versuch von Rechtsextremen und der AfD, dieses | |
| Land kaputtzumachen“, betonte Klingbeil. Relevant sei auch, dass die | |
| Regierung besser werden müsse. Sie müsse weniger streiten, mehr erklären | |
| und politische Entscheidungen treffen für die arbeitende Mitte im Land. | |
| 19 Jan 2024 | |
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